Charlotte Field (Charlize Theron) ist die Außenministerin der USA. Sie ist eine ebenso starke wie auch schöne Frau. Und sie hat das höchste Amt der Welt im Auge: Sie möchte nur zu gern die allererste weibliche Präsidentin werden. Ihr Team analysiert ganz akribisch: Damit das gelingt, müssen die Reden der Außenministerin deutlich besser werden, vor allem witziger.
Als die Außenministerin auf einer Party den völlig chaotischen und gerade arbeitslos gewordenen Journalisten Fred Flarsky (Seth Rogen) wiedertrifft, heuert sie ihn kurzerhand als ihren neuen Redenschreiber an. Kurios: Die beiden kennen sich, sie sind in der gleichen Nachbarschaft aufgewachsen. Sie war in früheren Zeiten sogar einmal sein Babysitter.
Das Problem: Fred Flarsky ist absolut nicht vorzeigbar, neigt zu cholerischen Anfällen, ist ein unbelehrbarer Weltverbesserer und ein kiffender Drogenfreund. Kann diese Arbeitsbeziehung gut gehen? Und was passiert, wenn dieses „odd couple“ sich mitten im eiskalten Intrigenspiel der Politik auch noch menschlich näherkommt?
„Long Shot“ ist ein Film, bei dem man als Cineast bereits im Vorfeld denkt: Das kann auf gar keinen Fall gut gehen. Seth Rogen liebt die nerdigen, krawalligen und derben Komödien („Bad Neighbors 2“, „Sausage Party – Es geht um die Wurst“), während Charlize Theron („Atomic Blonde“, „Tully“) bislang in einem ganz anderen Sujet Zuhause war. Allein die Vorstellung, dass Seth Rogen und Charlize Theron ein romantisches Paar spielen sollen – das kann und will man sich einfach nicht vorstellen!
Und dann überrascht „Long Shot“ auf ganzer Linie. Regisseur Jonathan Levine bietet eine zarte, romantische Liebesgeschichte im Zentrum eines Politik-Hurricans, der um die beiden tobt. Der Film versteht sich als süffisante und doch zurückgenommene Persiflage auf das gesamte amerikanische Politiksystem, die gerade in Trump-Zeiten volle Wirkung entfaltet. Charlize Theron spielt die Präsidentschaftskandidatin wunderbar. Sie wirkt stark, sicher und perfekt gestylt bei allen öffentlichen Auftritten – und doch so verletztlich, überfordert und gedemütigt hinter den Kulissen. Ausgerechnet am chaotischen Flarsky kann sie sich ausruhen, sich selbst finden, sich aufrichten und zu neuer Stärke finden. Trotz so mancher Drogen- und Sexscherze, ohne die Seth Rogen anscheinend nicht leben kann (die hier aber sehr gut zünden!), nimmt man den beiden ihre Liebesgeschichte ab – und fiebert über zwei Stunden in einem sehr intelligent geschriebenen Film mit. „Long Shot“ nimmt dabei immer wieder neue überraschende Wendungen und verbindet Herz mit Intelligenz, Klamauk und Gesellschaftskritik. (CS / Bild: Studiocanal)
Tipp: 4 von 5 Sternen
FSK: ab 12 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=INTCqmWZ0-s
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 159 (6/2019).
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