Falkensee hat eine Geschichte. Und es lohnt sich, ihr nachzuspüren. Jedes Jahr verbeißen sich aufs Neue Zeitzeugen und historisch interessierte Autoren aus der Region in spannenden Themen, um ihnen kenntnisreich auf den Grund zu gehen. Die so entstandenen Werke finden Eingang in das Heimatjahrbuch. Das wird einmal im Jahr vom Verein „Freunde und Förderer von Museum und Galerie Falkensee e.V.“ herausgegeben.
Das neue Heimatjahrbuch 2020 ist jüngst wieder in einer Auflage von 1.000 Exemplaren zum Preis von 7,50 Euro erschienen. Um die Bevölkerung neugierig zu machen, luden die Herausgeber am 22. November zur Vorstellung des neuen Büchleins ins Museum ein. Dabei lasen einige Autoren vor vollbesetzten Stuhlreihen aus ihren Werken vor. Fünf Minuten Zeit hatten sie, um einen kleinen Einblick in ihr Werk zu geben.
Museumschefin Gabriele Helbig machte neugierig: „2020 wird es besonders viele runde und halbrunde Jubiläen geben. Sechs Autoren lesen sich nun mit uns durch die Jahrhunderte. Den Anfang macht Dana Manthey, die sich mit der Wilhelmine Encke beschäftigt hat, zu der im kommenden Jahr ihr 200. Todestag ansteht.“

Wilhelmine Encke, die u.a. in Falkenhagen lebte und nach der aus diesem Grund auch eine Straße in Falkensee benannt ist, war die Mätresse von Friedrich Wilhelm II (und wurde schon als 9-jährige für ihn ausgesucht und entsprechend erzogen). Als „schöne Wilhelmine“ ist sie im ganzen Land noch immer bekannt. In Falkenhagen soll es zwischen den Liebenden zu einem besonderen Liebesbekenntnis gekommen sein: Beide schwuren sich auf einem Blatt Papier die ewige Treue und tunkten die Gänsekielfeder zum Schreiben in ihr eigenes Blut. Dieses Ereignis ist als „Falkenhagener Blutschwur“ in die Geschichte eingegangen. Gabriele Helbig: „Dieses Papier hätten wir nur zu gern als Exponat in unserer Museumssammlung.“
Nicht alle vorgetragenen Texte waren informativ und erbaulich, manche verbreiteten auch eine sehr beklemmende Stimmung. Passend zum 75. Jahrestag des Kriegsendes im kommenden Jahr erinnerte sich Zeitzeugin Brigitte Kerl daran, wie im April 45 die ersten Sowjetsoldaten in Falkensee einmarschierten: „Es war richtig schwer für mich, diese Erinnerungen wieder wachzurufen und in Worte zu fassen.“
Von Panzersperren am Bahnhof, schweren Plünderungen durch die Bevölkerung, ausgegebenen Lebensmittelmarken, sich vor den Soldaten im Heuschober versteckenden Mädchen und von den Militärs annektierten Häusern in der Hansastraße ist da die Rede. Und: „An der Ruppiner Straße wurde der erste sowjetische Soldat gesichtet. Mangels Gegenwehr wurde Falkensee kampflos übernommen.“
Torsten Bathmann gehört zur Redaktion des Heimatjahrbuchs, das sich auch über einen Druckkostenzuschuss der Stadt Falkensee finanziert. Er freute sich: „Das Heimatjahrbuch entwickelt sich zunehmend zum Publikumsrenner und zum Forum für den Austausch. Dabei ist wichtig: Die Runde der Beiträger ist nicht geschlossen. Das Heimatjahrbuch ist ein offenes Buch. Jeder, der etwas zu sagen hat, kann etwas beitragen.“
Weitere Artikel im neuen Jahrbuch 2020 beschäftigen sich u.a mit der von ihm selbst aufgeschriebenen Häftlingsgeschichte des inzwischen verstorbenen Norwegers Sigurd Syversen, einem zweiundzwanzig Jahre andauernden Turnverbots in Preussen, der Geschichte der Falkenseer Wohnungsgenossenschaften und mit der konstituierenden Sitzung der Stadtverordnetenversammlung 1990 in Falkensee. (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 166 (1/2020).
Der Beitrag Falkenhagener Blutschwur und Sowjets in der Ruppiner Straße: Das neue Heimatjahrbuch 2020 ist da! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.