Pii (4) ist ein Deutsch Kurzhaar mit ein paar Genen Windhund im drahtigen Hundekörper. Pii hängt in ihrem Zuggeschirr und ist über eine Leine mit dem Fahrrad hinter ihr verbunden. Der ganze Hund zittert, er ist komplett fokussiert und wünscht sich mit jeder Faser, dass es endlich losgeht. Frauchen Jennifer Spur (27) gibt schließlich das erlösende Startkommando – und das Hunde-Mensch-Gespann zieht los.
Pii legt sich mit aller Kraft ins Geschirr und gräbt die vier Pfoten beim Rennen tief in den Sand der Döberitzer Heide, um das Rad und Frauchen zu ziehen. Nur im späteren Turnier pedaliert der Mensch mit, im Training gibt der Hund das Tempo vor.
Spaziergänger in der Heide fragen sich: Ja, was machen die beiden denn da? Jennifer Spur, die ursprünglich aus Potsdam kommt, aber seit fünf Jahren in Falkensee lebt: „Meine Passion ist der Zughundesport. Über meine Homepage HundeSpur.de möchte ich dem Zughundesport in Berlin und Brandenburg mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Seine Wurzeln hat der Zughundesport im Schlittensport. In Alaska haben zunächst die Huskies ihren Schlitten durch den Schnee gezogen. In der Schweiz wurde das später aufgegriffen. Hier wurden Berner Sennenhunde vor einen Karren gespannt, um ihn zu ziehen. daraus hat sich schließlich ein ganz eigener Sport entwickelt.“
Beim Zughundesport gibt es eine ganze Reihe interessanter Variationen. Beim Bikejöring werden die Hunde vor ein Fahrrad gespannt. Beim Scootern kommt ein Offroad-Roller mit großen Reifen zum Einsatz. Und beim Canicross gibt es keine Hilfsmittel: Das ist ein schnelles Laufen mit dem vorgespannten Hund.
Oft sieht man in dieser Szene Jagdhunde, da sich bei ihnen der angeborene Jagdtrieb leicht in das Ziehen umlenken lässt. Aber jeder Hund ist anders – und sicherlich lassen sich viele Rassen für das Ziehen begeistern. Vor allem, wenn die Hunde viel Bewegung und eine Aufgabe brauchen.
Jennifer Spur, die als tiermedizinische Fachangestellte in einer lokalen Tierarztpraxis arbeitet: „Ich habe zunächst mit meinem Mischlingsrüden Karlo beim Zughundesport angefangen, da wa er vier Jahre alt. Jetzt ist er acht. Wir waren zusammen auf Spaßevents wie dem Camp Canis oder dem Tough Hunter. Wir haben auch beim Canicross mitgemacht. Da machen vor allem die Funläufe in der Gruppe Spaß – mit vielen Hindernissen und Abenteuern. Da streift man durch die Wildnis und muss sich mit seinem Hund durch den Sand wühlen und durch Wasser schwimmen. Meine Turnierdisziplin ist aber vor allem das Scootern.“
Der Zughundesport achtet sehr auf die äußeren Bedingungen. Perfekt geeignet sind Temperaturen unter 10 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit unter 80 Prozent. Jennifer Spur: „Ich bin mit Pii auf etwa fünf Turnieren im Jahr. Zurzeit ist aber Sommerpause. Die Turnierzeit beginnt erst wieder im September, wenn die Temperaturen fallen.“
Bis es so weit ist, bietet Jennifer Spur nun anderen Besitzern von Hunden mit viel Bewegungsdrang an, den Zughundesport kennenzulernen. Ein Training kann einzeln oder in der Gruppe stattfinden: „Ich möchte den Menschen zeigen, wie sehr der Zughundesport die Bindung zwischen Mensch und Hund verstärkt.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 174 (9/2020).
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