Treten zwei Fußballmannschaften aus dem gleichen Ort gegeneinander an, spricht man von einem „Derby“. Bei den Zuschauern stehen diese besonderen Begegnungen stets sehr hoch im Kurs, stehen sich die Teams doch meist in großer Rivalität gegenüber. Das verspricht dann stets eine Partie mit viel Zunder zu sein. Am 9. August kam es in Falkensee zu einem besonders spannenden und einmaligen Derby.
Der SV Blau-Gelb Falkensee e.V. (www.blaugelbfalkensee.de), gerade erst in die Landesklasse aufgestiegen, schaffte es im Kreispokal Havelland ausgerechnet zusammen mit dem Erzrivalen Eintracht Falkensee e.V. (www.eintrachtfalkensee.de) ins Finale.
Damit das Finalspiel sozusagen auf neutralem Boden stattfinden konnte, stellte der dritte Verein aus Falkensee, der SV Falkensee-Finkenkrug e.V. (www.svff.de) seinen Platz in der Leistikowstraße für die Begegnung bereit. Für die Organisation des Spiels hatte der SVFF nur vier Tage zur Verfügung. Sven Steller, 1. Vorsitzender: „Wir Vereine müssen zusammenhalten.“ Jörg Schmidt, 1. Vorsitzender von Blau-Gelb: „Eine feine Geste. Besser geht es für die Stadt Falkensee nicht.“
Hartmut Lenski, 1. Vorsitzender vom Fußballbund Havelland: „Andere Landkreise haben den Gewinner des Kreispokals während der Corona-Pandemie einfach ausgelost. Aber wir wollten lieber Fußball spielen.“
Das passende Corona-Hygienekonzept sah laut Sven Steller wie folgt aus: „Insgesamt durften nur 500 Zuschauer auf das Gelände, jeder der beiden Vereine hatte im Vorfeld 150 Karten bekommen. Wir waren komplett ausverkauft. Sicher hätten gern noch mehr Fußballfreunde das Spiel live gesehen, aber das war leider nicht möglich.“
Mit auf dem Sportplatz war auch Nauens Bürgermeister Manuel Meger auszumachen, der allerdings in komplett anderer Funktion vor Ort war. Er gehört nämlich zum Spielausschuss im Fußballkreis Havelland: „Als brennender Fußballfan freue ich mich sehr auf die Partie. So ein Pokalfinale als Stadtderby gab es ewig nicht. Ich tippe übrigens auf ein 3:2 für Blau-Gelb – nach Verlängerung.“
Auch der ehemalige Fußballnationalspieler Jörg Heinrich gehörte mit zu den Zuschauern: „Einen Tipp möchte ich lieber nicht abgeben, ich habe auf beiden Seiten Bekannte. Aber es ist toll, einmal wieder ein Spiel mit Zuschauern zu erleben. Das hat gefehlt. In dieser Partie ist auch von Anfang an Feuer drin.“
Das stimmte. Nach dem Anstoß um Punkt 14 Uhr hetzten sich beide Mannschaften ohne Pause und mit hohem Tempo über den Platz: Bei weit über 30 Grad im Schatten war das für die Spieler sicherlich eine Tortur, die auch von den Trinkpausen nur wenig gemildert werden konnte. Viele Zuschauer hielten es nicht dauerhaft in der prallen Sonne aus. Wer konnte, flüchtete schnell in den Schatten und unter die Bäume, um nicht zu verbrennen.
Blau-Gelb zeigte sich in der ersten Halbzeit abgeklärter, mit mehr Ballkontrolle und mehr Drang aufs Tor. Es gab einige Chancen, um in Führung zu gehen. Das wäre sicherlich auch nötig gewesen, um sich dem Tipp von Blau-Gelb-Chef Schmidt anzunähern. Er sah sein Team vor dem inneren Auge bereits mit 2:1 siegen. Ein Elfmeter in der 22. Minute hätte Blau-Gelb ordentlich Auftrieb geben können: Der Schuss ins untere Eck wurde aber vom Eintracht-Torhüter souverän gehalten.
Unter den Blau-Gelb-Fans flackerte bereits der Gedanke auf: „Wenn wir jetzt nicht bald ein Tor machen, dann wird sich das noch bitter rächen.“
In der Halbzeit drückte Falkensees Sänger Axel Szigat, der im Fanblock der Eintracht stand, zumindest verbal auf die Tube: „Wir müssen jetzt dringend etwas tun, sonst wird das nichts mehr.“
Alexander Stach, Vorstandsvorsitzender der Falken: „Unser Team ist nervös, das merkt man. Ich bin sicher, das legt sich in der zweiten Halbzeit. Wir sind bekannt dafür, dass wir dann noch einmal zulegen, wir siegen über die Kondition. Ich rechne mit einem knappen 2:1 für die Eintracht – wahrscheinlich nach Verlängerung. Beide Mannschaften nehmen sich aber nichts, es gibt keinen Favoriten.“
Die Fans sorgten an der Seitenlinie lautstark für ordentlich Stimmung, um ihre jeweiligen Teams in der zweiten Halbzeit noch mehr in Richtung gegnerisches Tor zu peitschen. Zuschauer Dietmar Fechner erklärte derweil: „Der Sieger aus dem Kreispokal spielt automatisch in Brandenburgpokal mit. Das ist der besondere Reiz für beide Mannschaften, hier geht es wirklich um etwas.“
In der zweiten Hälfte bekamen die Zuschauer allerdings nicht mehr ganz so viele Torchancen zu sehen, der Ball ging hin und her. Dass es den Spielern trotzdem sehr ernst war, zeigten gleich mehrere gelbe Karten, die vom Schiedsrichter verhängt wurden. Es kam auch zu einigen Rangeleien und Schubsereien unter den Spielern, sobald sich einer der ihren nach einem Foul am Boden krümmte. Dieses Aufflackern an kurzfristigem Unmut konnte aber jedes Mal schnell wieder unter Kontrolle gebracht werden.
Die Zeichen standen auf dem Spielfeld zum Ende der zweiten Halbzeit schon längst auf Verlängerung, als ein hoher Ball von Blau-Gelb-Kapitän Amir Diebold per Kopfball ins Tor der Falken gelenkt werden konnte. Der Keeper bekam den Ball in dieser Situation nicht richtig zu greifen, er fiel zu Boden – und kullerte ins Tor. So ging eine überaus spannende Begegnung nach zwei Halbzeiten ohne Verlängerung mit 1:0 zu Ende. Der Partie hätte man freilich noch einige Tore mehr gewünscht – Chancen dafür gab es reichlich.
Sven Steller: „Ich bin sehr zufrieden, es war ein würdiges Endspiel.“
Alexander Stach: „Da war nichts zu machen, Blau-Gelb hat einfach das entscheidende Tor geschossen. Wir bedanken uns sehr bei Sven Steller und seinem Team, dass der SVFF die Pokalbegegnung auf dem eigenen Platz für uns ausgerichtet hat. Der SFVV war ein toller Gastgeber.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 174 (9/2020).
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