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Channel: Seite 85 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Brieselanger Tafel: „Wenn wir dich nicht hätten, würden wir verhungern“

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Sie hat stets ein offenes Ohr für ihre Mitmenschen, ist feinfühlig und vor allem eines: die gute Seele des Hauses. Kathrin Ernst ist seit vielen Jahren ehrenamtlich für die Nauener Tafel in Brieselang tätig. Ohne ihr selbstloses Engagement würde nicht viel zusammenlaufen. Die Dankbarkeit der Menschen, die nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens stehen und deshalb auf Hilfe angewiesen sind, ist dafür riesig.

Wenn sie gute Dienste leisten kann, zaubert das auch ihr ein Lächeln auf das Gesicht. Doch eine gewisse Nachdenklichkeit bleibt, da immer mehr Bedürftige den Weg zur Tafel finden müssen.

Dienstags herrscht in der Karl-Marx-Straße 148 viel Betrieb. Kein Wunder, im Haus der Tafel können sich Bedürftige einmal pro Woche mit notwendigen Lebensmitteln eindecken, die von Discountern gespendet werden. Gemüse, Obst, Brot, Konserven, Getränke & Co. lagern dort. Kathrin Ernst verteilt all das, was benötigt wird. Natürlich ist auch Bekleidung gefragt. Im ersten Obergeschoss des Hauses, dort befindet sich die sogenannte Kleiderkammer, hängen auf den Ständern keine Lumpen, sondern ordentliche Hosen, Jacken, Röcke und vieles mehr in verschiedenen Größen. Selbst Spielzeug für Kinder ist dort zu finden. Kathrin Ernst ist erleichtert. „Über die Spendenbereitschaft der Brieselangerinnen und Brieselanger kann ich grundsätzlich nicht klagen, im Gegenteil, sie ist groß. Wir haben Glück, das hilft uns ungemein“, betont sie. „Immer wenn ich vor Ort bin, klingeln viele Mitbürger und bringen etwas vorbei.“

Manche Dinge des täglichen Bedarfs fehlen jedoch tatsächlich – vor allem funktionstüchtige Elektrogeräte wie beispielsweise Toaster oder Staubsauger. Auch Töpfe, Pfannen und Geschirrsätze sind Mangelware. Solche Sachspenden würde die engagierte Ehrenamtlerin sehr gerne im Sinne der Bedürftigen als Spenden entgegennehmen. Unterstützer in spe können auch gerne mit Blick auf den tatsächlichen Bedarf mit ihr persönlich in Kontakt treten. Nicht einmal eine vernünftige Kaffeemaschine war bisher vor Ort, vom entsprechenden Pulver ganz zu schweigen. Davon hat Bürgermeister Ralf Heimann erfahren, so dass er sogleich bei einem Vor-Ort-Termin zwölf Päckchen Kaffee und die passende Maschine als erstes und heißbegehrtes Mitbringsel überreichen konnte. Die Freude ist groß, schließlich kann nach langer Zeit mal wieder Kaffee ausgeschenkt werden. In Gesprächen mit Kathrin Ernst, Unterstützern wie Anke Dubert, und den Klienten, Kunden oder Bedürftigen hat sich der Verwaltungschef einen Überblick über die Situation vor Ort verschaffen können. „Die gesellschaftliche Verantwortung der Tafel ist auch in Brieselang groß. Ich habe großen Respekt vor der ehrenamtlichen Arbeit hier vor Ort“, so Heimann. „Hier wird ein unverzichtbarer und bedeutsamer Beitrag geleistet.“

Das Haus selbst, das der Gemeinde Brieselang gehört, müsste grundsätzlich stellenweise instandgesetzt (Wasser- und Dachschaden) oder, sofern demnächst die Frage des Themas Standort Gesamtschulneubau geklärt wird, über ein neues Domizil nachgedacht werden. Weil die Nauener Tafel zuletzt aus finanziellen Gründen gar über eine Schließung des Standortes in Brieselang nachgedacht hat, eine Entscheidung dazu ist dem Vernehmen nach noch nicht final getroffen, gibt es Überlegungen nun auch die Nebenkosten für den Unterhalt (Strom, Wasser & Co.) des Hauses zu übernehmen, sofern die Gemeindevertreter das unterstützen. Der Bauhof jedenfalls kümmert sich aktuell um den Garten, der wieder auf Vordermann gebracht wird, und erledigt weitere Reparaturmaßnahmen.

Kathrin Ernst jedenfalls bringt es auf den Punkt, nachdem die Alarmsirenen vor dem Hintergrund der diskutierten Schließung lauter wurden: „Das wäre ein Desaster. Wenn mir Kunden sagen, ,wenn wir dich nicht hätten, würden wir verhungern‘, geht das durch Mark und Bein“, sagt sie, während sich zugleich ihre Augen mit Tränen füllen. Die gute Seele des Hauses ist voller Empathie. Sie sorgt sich aufrichtig um ihre Mitmenschen, die sie durch viele Gespräche gut kennt. Die Menschlichkeit dürfe nicht in Vergessenheit geraten. „Vielen bleibt nur ganz wenig zum Leben. Es gibt eine Reihe von Menschen, die weniger haben als andere. Wir sorgen dafür, dass das Existenzminimum nicht auch noch unterschritten wird.“ Das bestätigt der Künstler Wolfgang Schmidt, alias „Wolle“, der per Fahrrad aus Zeestow kommt, dort hat er sein Atelier, und sich immer dienstags mit Lebensmitteln eindeckt. „Die Tafel ist für mich Gold wert und eine Riesenunterstützung. Wenn das Haus hier dichtgemacht werden würde, wäre das nicht nur für mich ein Fiasko“, betont er.

In der Tat. Es sind nämlich nicht wenige Kunden, die am Hungertuch nagen würden, wenn es die Tafel nicht geben würde. Rund 15 Haushalte, also etwa 50 Menschen, sind in Brieselang auf Unterstützung angewiesen. Sie kommen regelmäßig. „Aber“, so Ernst, „die Dunkelziffer ist ungleich höher“. Aus dem Umfeld ist immer wieder zu hören, dass „insbesondere ältere Menschen aus reinem Schamgefühl nicht zur Tafel gehen wollen, obwohl sie Hilfe benötigen“. Die steigende Altersarmut macht auch vor Brieselang nicht halt, die Augen dürften davor nicht verschlossen werden. Andere zeigen grundsätzlich Hemmungen eine solche Einrichtung aufzusuchen, weil sie sich gegenüber Nachbarn nicht outen wollen, oder manche sind schlichtweg überhaupt nicht mobil, um zur Tafel -wie auch immer- fahren zu können. Das Schleppen der Lebensmittel ist in einer Flächengemeinde wie Brieselang durchaus mit langen Touren verbunden.

Und, auch das ist ein Grund, „nicht jeder weiß, dass es in Brieselang die Tafel gibt“, so Kathrin Ernst. Deshalb soll demnächst ein Tag der offenen Tür veranstaltet werden, vermutlich Ende September. Ein Floh- oder Trödelmarkt, so der Plan, soll zudem ein paar Scheine in die klammen Kassen spülen. Eine weitere Aktion ist zudem Ende November/Anfang Dezember, also in der Adventszeit in Planung. Anke Dubert hat die Barber Angels engagiert. Sie werden Bedürftigen in Brieselang kostenlos die Haare schneiden. Auch für Verpflegung wird gesorgt sein, sollten sich Sponsoren finden.

Ohnehin benötigt Kathrin Ernst nach Möglichkeit Unterstützung von Menschen, die ehrenamtlich immer mal wieder mithelfen möchten. „Als Einzelperson stößt man schon mal an seine Grenzen. Es wäre toll, wenn die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt werden könnte“, sagt sie. Ein Ehrenamtsvertrag würde sodann bei Interesse geschlossen werden, Stichwort Versicherung. Infos gibt es unter der Telefonnummer 03321/48173 oder direkt in Brieselang vor Ort und persönlich. Auch dafür hat Kathrin Ernst stets ein offenes Ohr. Sie ist schließlich die gute Seele des Hauses. (Text/Fotos: Gemeinde Brieselang)

Dies ist eine Pressemitteilung, die der Redaktion zugeschickt wurde, und die wir zur Information der Bürger in der Region Havelland unredigiert übernehmen.

Der Beitrag Brieselanger Tafel: „Wenn wir dich nicht hätten, würden wir verhungern“ erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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