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Channel: Seite 85 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Champignons, Parasole und Maronen: In den Pilzen mit dem Landgut Schönwalde!

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Im Ortsteil Dorf von Schönwalde-Glien liegt mitten im GrĂŒnen das Landgut Schönwalde (www.daslandgut.de). Inge Schwenger und ihr Team haben in den vergangenen Jahren viel Geld, Zeit und Arbeit investiert, um das Landgut wieder auf Vordermann zu bringen. Heute grasen hier Pferde auf der Weide, kehren ÜbernachtungsgĂ€ste aus ganz Deutschland ein, lassen sich (in besseren Zeiten) rauschende Hochzeiten feiern und lĂ€dt eine kleine Restauration zum Verweilen und Genießen ein.

Das Landgut ist ein Musterbeispiel fĂŒr eine biologisch-natĂŒrliche und nachhaltige Bewirtschaftung. Das spielt sich auch in der KĂŒche wieder. Hier wird das Motto ausgegeben: „Alles radikal lokal“. KrĂ€uter, Tomaten, Kohl und frische Pilze stammen von der eigenen Scholle, viele weitere Zutaten fĂŒr die hochwertige KĂŒche kommen von Produzenten aus der Umgebung – etwa die Schafswurst von SchĂ€fer Kolecki.

Neuer KĂŒchenchef ist seit einigen Wochen der Falkenseer Dennis KĂŒhn (28). Er hat bereits in Schloss Ziethen, im FĂŒnf-Sterne-Restaurant „Traube Tonbach“ im Schwarzwald und im Zehlendorfer „Chalet Suisse“ gearbeitet. Nun sorgt er dafĂŒr, dass es im Landgut Schönwalde ein „Blanket vom Dorfkaninchen mit roter Beete und Bulgur“, „OchsenbĂ€ckchen mit Rahmkohl und Kartoffelstampf“ oder „Kalbsfilet und -zunge mit GartengemĂŒse“ gibt.

Inge Schwenger: „Wir möchten – Corona-konform – gern wieder zu Veranstaltungen einladen, bei denen Dennis seinen KĂŒchenstil prĂ€sentieren kann. Wir planen so etwa ein echtes Schlachtefest im Freien und ein originales Thanksgiving.“

Am 16. Oktober ging es zunĂ€chst einmal los mit der besonderen Veranstaltung „Bitte ein Pilz“. Schon um zehn Uhr an einem Freitag fanden sich ein Dutzend angehender Pilzfreunde auf dem Landgut ein, um bei zehn Grad Außentemperatur und Nieselregen in die Pilze zu gehen.

Außer Körbchen und Pilzmesser mit dabei – der Brieselanger Pilzexperte Werner Malchow (73), der frĂŒher Apotheker war („Da kennt man sich mit Giften aus“) und 40 Jahre Pilzerfahrung mitbringt. Werner Malchow ist offizieller PilzsachverstĂ€ndiger im „Brandenburgischen Landesverband der PilzsachverstĂ€ndigen e.V.“ (www.blp-ev.de), der kostenlose Pilzberatungen anbietet. Er machte die angetretenen Pilzsucher mit einem kleinen spontanen Vortrag schlau: „Es gibt etwa 5.000 Pilzarten in Deutschland. Nur 500 von ihnen sind essbar. Pilzgifte sind mitunter tĂŒckisch. Beim grĂŒnen KnollenblĂ€tterpilz wirkt das Gift erst nach Tagen. Es greift die Leber an. Es geht einem schlecht, dann auf einmal besser. Man denkt, man hat alles ĂŒberstanden, aber eine Woche spĂ€ter ist die Leber völlig zerstört. Daraus folgt: Man nimmt nur die Pilze aus dem Wald mit nach Hause, die man wirklich zu hundert Prozent kennt.“

Werner Malchow berichtete auch von „laufenden“ Pilzen, von Spurenelementen und Vitaminen – und davon, dass Pilze viel Eiweiss, aber gar kein Fett enthalten: „Es sind keine Tiere und auch keine Pflanzen. Sie bilden ihr eigenes Reich.“

Inge Schwenger kennt die Umgebung vom Landgut wie ihre Westentasche. Und so fĂŒhrte sie die GĂ€ste geschickt zu Wiesen voller Champignons, machte auf eine Parasol-Kolonie im hohen Gras aufmerksam und lotste die Besucher im Wald zu großen Vorkommen an Maronen.

Werner Malchow nutzte die Gelegenheit, um den neugierigen Pilzsuchern den Schopftintling zu zeigen, aus dem man frĂŒher Tinte hergestellt hat (und leckere Suppen). Er prĂ€sentierte den „Suppenpilz“ Nelkenschwindling, der Hexenringe im Rasen macht. Er wies auf den Kahlen Krempling hin, der frĂŒher als Speisepilz galt – bis man herausfand, dass die Menschen nach und nach Allergien gegen ihn entwickeln, die böse enden können. Und er bestimmte Pilze wie den GrĂŒnblĂ€ttrigen Schwefelkopf, den rötlichen Holzritterling, den großen Schneidling („Das Fleisch des Waldes“) und den falschen Pfifferling („kann man ein paar von mitessen“).

Und er warnte: „Wer nach dem Genuss eines Pilzgerichtes erbrechen muss und Durchfall bekommt, kann auch an einer ‚unechten‘ Pilzvergiftung leiden. Dann wurden z.B. gute Pilze zu kurz gekocht, sodass unvertrĂ€gliche Eiweiße nicht zerstört werden. Oder es wurden zu alte Pilze verwendet, die bereits halb zerfallen sind.“

Mit der gesammelten Beute ging es zurĂŒck ins Landgut – zu einem besonderen Pilz-Kochkurs. Dennis KĂŒhn ließ die GĂ€ste zunĂ€chst die Pilze putzen und zerkleinern. Nach Anleitung bereiteten die Besucher dann eine Pilzbutter zu, fertigten eine Pilzkruste an, kochten eine Pilzrahmsoße, legten Pilze ein und machten ein Pilzkompott.

Dennis KĂŒhn: „Ich möchte gern zeigen, dann man Pilze nicht nur frisch verwenden, sondern sie fĂŒr den spĂ€teren Gebrauch auch pulverisieren, marinieren und sogar fermentieren kann. Das kennen viele so noch gar nicht.“

Und in der Tat: Pilze im Ofen zu trocknen, um sie dann im Mixer zu einem staubigen Pulver zu verarbeiten, das war allen Kursteilnehmern neu. Das Pulver peppt Saucen auf, macht Butter lecker und dient dank seines hohen Glutamat-Anteils auch als natĂŒrlicher GeschmacksverstĂ€rker.

Bei einem Pils vom Faß wurde das gemeinsam Geleistete anschließend verputzt. Auf die Teller kam ein pilziges 3-GĂ€nge-MenĂŒ mit einem „klaren Waldpilz-SĂŒppchen mit allerlei Fundpilzen“, „Medaillons vom Wollowina-Rind unter der Pilzkruste und Rahmsoße mit KĂŒrbis und Gartenkartöffelchen“ sowie „Weißes Schokoladenmousse mit Karamel und Wiesenchampignons“.

Sechs Stunden dauerte die Exkursion in die Pilze. FĂŒr alle Teilnehmer war das wie ein kurzer Urlaub. (Text / Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 176 (11/2020).

Der Beitrag Champignons, Parasole und Maronen: In den Pilzen mit dem Landgut Schönwalde! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.

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