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Channel: Seite 85 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Projekt Kreuzotter in Falkensee & Schönwalde-Glien: 1000 Euro für die Erhaltung der Kreuzotter-Habitate!

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Eine Ringelnatter hat fast jeder Havelländer schon einmal gesehen. Nur die wenigsten sind auf einem Spaziergang aber schon einmal einer Kreuzotter begegnet. Wie auch? Deutschlands Giftschlange verliert ein Habitat nach dem anderen – an den Menschen, aber auch an die Kanadische Goldrute oder die Traubenkirsche, die ihre Lebensräume überwuchern. Eine kleine Gruppe Naturfreunde kämpft seit Jahren darum, die letzten Kreuzotterbestände in der Region zu bewahren.

Kaum schmilzt der letzte Schnee, erwacht die Kreuzotter aus der Kältestarre, die sie durch den Winter gebracht hat, und wärmt sich in den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings auf.

Bei der Kreuzotter handelt es sich um eine einheimische Viper, die bis zu 70 Zentimeter lang wird, sich von Mäusen, Fröschen und Eidechsen ernährt und sehr standorttreu ist. Von den ungiftigen Nattern unterscheidet sich die Kreuzotter durch ihre geschlitzten Katzenaugen – sie sind bei der Natter rund. Ein durch die Giftdrüsen fast dreieckiger Kopf, ein kurzer und gedrungener Leib, ein typisches Zickzackmuster auf dem Rücken und gekielte Schuppen sind ebenfalls typisch. Die Farbgebung ist sehr variabel. Schwarze Kreuzottern wurden früher auch als „Höllenotter“ bezeichnet, rote Exemplare als „Kupferotter“.

Roman Stresow (36) aus Schönwalde-Glien kümmert sich mit einigen Gleichgesinnten um die Kreuzottern im Havelland. Sie haben sich dem Verein „Bürgerinitiative schönes Falkensee e. V.“ in Falkensee angeschlossen. Der Schlangenexperte sagt: „Früher war die Kreuzotter in Deutschland weit verbreitet, inzwischen gilt sie als vom Aussterben bedroht. Wir wissen in ganz Brandenburg von etwa 14 kleinen Restpopulationen. Einige finden sich bei uns im Osthavelland, andere im Westen des Landkreises. Seit 2006 kartieren wir akribisch jede Schlange und halten ihren Standort fest. Da jede Kreuzotter eine einzigartige Kopfbeschuppung aufweist, können wir einzelne Exemplare leicht wiedererkennen.“

Die kleine Gruppe engagierter Schlangenexperten geht im Raum Falkensee und Schönwalde-Glien von etwa 130 Tieren aus, die regelmäßig gesichtet werden. Roman Stresow: „Um diese Restpopulation nicht zu gefährden, halten wir die Standorte geheim. In den letzten 60 Jahren haben wir leider einen Rückgang in den Populationen um bis zu 80 Prozent verzeichnen müssen. Bis in die 60er Jahre hinein wurden sogar noch Prämien für erschlagene Kreuzottern bezahlt. Uns sind Aufzeichnungen bekannt, da haben einzelne Personen an nur zwei Tagen bis zu 400 tote Kreuzottern abgeliefert. Heute stehen die Tiere unter strengstem Naturschutz. Leider kümmert das Hauskatzen und Waschbären nicht, die zunehmend Jagd auf Kreuzottern machen. Andere Tiere werden selbst auf Waldwegen von Autos überfahren.“

Früher, da war die Kreuzotter um ein Vielfaches häufiger in den Wäldern und auf den Wiesen anzutreffen. So schrieb bereits Theodor Fontane in seinem Band „Havelland“ der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“: „Die echte Kreuzotter. Es sind dort Stellen, wo sie dicht wie Regenwürmer liegen.“

Oberstes Ziel: Die letzten natürlichen Habitate bewahren

Die lebendgebährende Kreuzotter braucht zum Überleben naturbelassene Offenlandschaften mit unbewachsenen Sonnenplätzen. Roman Stresow: „Die Lichtungen im Wald wachsen immer mehr zu, was die Kreuzottern zunehmend an die Waldränder drängt. Hier wachsen aber invasive Arten wie die Kanadische Goldrute oder die Traubenkirsche – und vernichten so den Lebensraum. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, diese Pflanzen regelmäßig zurückzuschneiden, einzelne Bäume zu fällen und Reisigbündel als Sonnenplatz und Rückzugsort anzulegen. Diese Arbeit erledigen wir ehrenamtlich und mit der Unterstützung der Naturschutzbehörde. An sie werden auch unsere gesammelten Daten regelmäßig übergeben.“

Klarer Fall, die Kreuzotter ist giftig. Ihr Gift soll sogar drei Mal stärker sein als das der amerikanischen Diamant-Klapperschlange. Roman Stresow: „Die Kreuzotter ist sehr scheu. Kommt ihr jemand näher als fünf Meter, verkriecht sie sich ganz im Stillen. Nur im äußersten Notfall richtet sie sich auf, warnt mit einem Fauchen und beißt nur zu, wenn sie es muss. Da sie nur sehr wenig Gift speichern kann, wird nicht bei jedem Biss Gift übertragen. Wer die Tiere in Ruhe lässt und sie nicht anfasst, wird auch nicht gebissen. Bei uns in der Region gab es den letzten Bissunfall 2002.“

Bodo Oehme, Bürgermeister von Schönwalde-Glien, der mit der Gemeinde auch Mitglied im Regionalpark Osthavelland-Spandau e.V. ist: „Wir vom Regionalpark sind sehr froh, solche Naturvorkommen mit Kreuzotterbesatz noch zu haben. Und wir freuen uns, dass es Menschen gibt, die sich in ihrer Freizeit darum bemühen, genau das zu erhalten.“

Roman Stresow und Günter Chodzinski als 1. Vorsitzender der „Bürgerinitiative schönes Falkensee e. V.“ trafen sich am 19. März im Wald von Schönwalde-Glien, um einen Scheck über 1.000 Euro entgegenzunehmen. Den lobten die beiden Falkenseer Sicherheitsunternehmen German Security und germanSITEC für bürgernahe Projekte in der Region aus. Christian Hecht von German Security: „Ich kannte das Projekt vor der bei uns eingegangenen Bewerbung noch gar nicht. Wir sind sehr fasziniert, geben das Geld gern für den Naturschutz und werden beim nächsten Spaziergang noch aufmerksamer durch die Natur gehen.“

Roman Stresow: „Mit dem Geld schaffen wir u.a. eine akkubetriebene Teleskopheckenschere an. Sie erleichtert uns die Sommermahd, wenn wir die Goldrute und Traubenkirsche zurückschneiden.“

Kreuzottersichtungen können übrigens gern mit Ortsangabe an die Mail-Adresse kreuzotter-havelland@mail.de gemeldet werden. (Text/Fotos: CS / Fotos Kreuzotter: Roman Stresow)

Jeden Monat 1000 Euro!
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Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 181 (4/2021).

Der Beitrag Projekt Kreuzotter in Falkensee & Schönwalde-Glien: 1000 Euro für die Erhaltung der Kreuzotter-Habitate! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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