50.000 Euro hat die Gemeinde Dallgow-Döberitz in den aktuellen Haushalt eingestellt. Das Geld dürfen die Bürger im Rahmen eines Bürgerhaushaltes verplanen – für Projekte, die ihnen am Herzen liegen. 15 von 30 Vorschlägen wurden zur Wahl gestellt. Das Ende der Abstimmung war am 10. April erreicht – 381 Stimmen wurden ausgezählt. Anschließend war klar: Geld fließt in einen neuen Wasserspielplatz am Egelpfuhl.
Viele Projekte, die für die Bürger von INteresse sind, schaffen es irgendwie nie auf die Beschlusslisten der Stadtverordneten und Gemeindevertreter. Das ist frustrierend – und auch schade, denn so werden viele spannende Vorhaben nie in die Tat umgesetzt.
Um das urbane Gestaltungspotenzial der Bürger anzuzapfen, haben erst Wustermark und später auch Nauen bereits einen sogenannten Bürgerhaushalt in ihrem Etat verankert. Die Idee ist es hier, jedes Jahr aufs Neue einen festen Geldposten zur Disposition zu stellen.
Die Bürger dürfen Ideen äußern, die öffentlich zur Abstimmung gelangen. Seit 2020 ist auch Dallgow-Döberitz mit dabei: 50.000 Euro gelangen hier in den lokalen Bürgerhaushalt.
Als der erste Haushalt ausgelobt wurde, war Sven Richter noch nicht in führender Position im Rathaus angekommen. Der jetzige Bürgermeister erinnert sich aber: „Beim ersten Bürgerentscheid wurde noch viel diskutiert, ob das überhaupt sinnhaft ist oder nicht. Es haben sich zunächst auch nur 108 Bürger beteiligt. Sie allein haben entschieden, was gebaut wird oder eben nicht. Das Projekt, das den Bürgerentscheid gewonnen hat, war auch nicht unumstritten. Es sollten eine Pergola und ein Springbrunnen auf dem Bahnhofvorplatz gebaut werden. Die Pergola steht bereits, der Springbrunnen soll noch vor den Sommerferien nachfolgen.“
Bürgerhaushalt 2021: 30 Vorschläge bis Mai eingegangen
Die Neuauflage des Dallgower Bürgerhaushaltes ließ sich schon viel besser an. Bis zum Mai 2020 wurden 30 Vorschläge eingereicht. 15 davon schafften es auf die Liste, aus der die Bürger am Ende auswählen konnten. Die anderen Vorschläge wurden verworfen, weil sie nicht realisierbar waren, in Landesrecht eingreifen oder vielleicht schon auf anderen Wegen in der Umsetzung sind.
Bürgermeister Sven Richter: „Bis zum 10. April 2021 konnten die Bürger für einzelne Vorschläge abstimmen. Corona hat dafür gesorgt, dass die Abstimmung anders ablaufen musste. Wir haben den Wahlzettel im Amtsblatt abgedruckt und ihn auf der Homepage veröffentlicht. Abgestimmt wurde online oder per Post. Wahlberechtigt waren alle Dallgower Bürger ab einem Alter von 12 Jahren. Der Aufruf wurde mehrfach in den sozialen Netzwerken gepostet. Ich bin stolz auf die Beteiligung, wir haben dieses Mal bereits 377 gültige Stimmen erhalten. Man kann nicht erwarten, dass eine Einrichtung wie ein Bürgerhaushalt sofort einschlägt wie eine Bombe, das muss sich entwickeln.“
Vieles hatten sich die Dallgower für ihren Bürgerhaushalt gewünscht. Da sollten Blumenbeete und Sitzgruppen auf dem Goetheplatz angelegt werden. Ein Radweg zwischen dem Bahnhof und der Hauptstraße wurde gewünscht. Sitzgelegenheiten auf dem Bahnhofvorplatz waren ein Thema, aber auch zwei leichte Metallbrücken, die Fußgänger und Radfahrer über den Königsgraben leiten sollen. Eine Müllsammelaktion sollte beworben werden. Und man wünschte sich ein Backhaus mit Holzbackofen, Sitzplätzen und einem Tisch.
Sven Richter: „Wir haben 9017 Wahlberechtigte in Dallgow-Döberitz. 381 abgegebenene Stimmen (von denen vier ungültig waren) entsprechen einer Wahlbeteiligung von 4,2 Prozent.“
Die 50.000 Euro aus dem Etat sollen nun nach und nach auf die Projekte mit den meisten Stimmen ausgeschüttet werden. Das bedeutet: Bleibt nach der Umsetzung des Gewinnervorschlags noch Geld übrig, so kann auch noch der Platz 2 realisiert werden.
Der Gewinner 2021 mit 62 Bürgerstimmen war der Wunsch nach einem Wasserspielplatz am Egelpfuhl. Auf Platz 2 mit 58 Stimmen steht der Wunsch nach Wildblumenwiesen im Gemeindegebiet. Platz 3 mit 43 Stimmen entfällt auf einen Calisthenics Park mit Sportgeräten im öffentlichen Raum. Platz 4 mit 39 Stimmen hat sicherlich kaum noch eine Chance auf Realisierung – hier geht es um eine Beleuchtung des Parkweges am Egelpfuhl – und zwar rund um den hier vorhandenen Kinderspielplatz.
Wasserspielplatz: Die Kinder profitieren vom Bürgerhaushalt
10.000 Euro soll die Umsetzung des Wasserspielplatzes kosten. Das ist eine Summe, die so wohl nicht ausreichen wird. Sven Richter: „Das wird wohl deutlich mehr kosten, auch weil vor Ort Wasserrohre verlegt werden müssen. Wir werden eine Ausschreibung starten und zugleich schauen, welche Arbeiten wir als Gemeinde selbst stemmen können, um die Ausgaben zu reduzieren. Zuerst werden wir uns aber einmal mit dem Antragsteller treffen, um auszuloten, was genau die Idee hinter dem Wasserspielplatz ist. Soll da vielleicht auch eine Matschpumpe eingerichtet werden? So oder so finde ich es schön, dass ein Projekt gewonnen hat, das konkret etwas für die Kinder tut. Wir haben am Egelpfuhl bereits einen Spielplatz, so kommt nun noch ein weiteres Element mit dazu. Ich möchte das mit einer gewissen Priorität behandeln. Nichts ist schlimmer, als wenn nach so einer Wahl Monate lang nichts passiert.“
Der Bürgermeister selbst hätte seine Stimme für ein anderes Projekt gegeben: „21 Stimmen hat der Vorschlag erhalten, einen öffentlichen Boule-Platz in Dallgow-Döberitz anzulegen. Darüber habe ich bereits mit Bürgermeister Bodo Oehme aus Schöänwalde-Glien und dem Altbürgermeister Wilhelm Garn aus Brieselang gesprochen. Beide Orte haben einen Boule-Platz. Würde Dallgow-Döberitz auch einen Boule-Platz bekommen, so könnten wir bereits eine kleine Liga starten. Der Vorschlag war schon in der ersten Runde zum Bürgerhaushalt mit dabei und hat dieses Jahr mehr Stimmen erhalten. Vielleicht wird ja im kommenden Jahr etwas daraus.“
Die nächste Vorschlagsrunde soll in naher Zukunft starten. Sven Richter: „Schon jetzt kamen 80 Prozent der ausgefüllten Wahlzettel per Mail bei uns an. Eine direkte Möglichkeit zur Stimmabgabe auf der Homepage wäre toll.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 182 (5/2021).
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