Wenn der Wind kontinuierlich über das flache Land rund um die Stadt Nauen streicht, freut sich die MDP GmbH. Sie betreibt auf zurzeit fünf Teilgebieten rund um Nauen insgesamt 96 Windkraftanlagen (WEAs). Sobald sich hier die drei Rotorenblätter drehen, wird jede Menge Strom erzeugt. Gern würde die MDP vor Ort ein sogenanntes Repowering durchführen. Die 96 bislang maximal 150 Meter hohen Anlagen würden bis zum Jahr 2037 39 neuen und 250 Meter hohen WEAs Platz machen. Diese werden deutlich mehr Strom produzieren.
Die neue deutsche Bundesregierung gibt ein ambitioniertes Ziel vor: Zwei Prozent der Landesfläche sollen in Zukunft für das Aufstellen von Windenergieanlagen genutzt werden. Auf diese Weise soll unabhängig von Braunkohle, Erdgas und Atomenergie der Strom für die kommenden Jahrzehnte erzeugt werden.
Wer über die B5 in Richtung Nauen fährt, erhält schnell den Eindruck, als wäre dieses Ziel hier schon vor Jahren fertig umgesetzt worden: Zahllose Windkraftanlagen stehen in Reih und Glied auf den landwirtschaftlichen Flächen – und drehen sich oft genug rund um die Uhr, um neuen Strom zu generieren.
Auf dem Gebiet der Stadt Nauen ist die MDP GmbH (mdp-group.com) als Investor und Betreiber von insgesamt 96 Windkraftanlagen aktiv. Begonnen hat alles in den Jahren 1999 bis 2001 auf dem Teilbereich „Nauen 1“, der 17 Anlagen umfasst. Hier sind die festgeschriebenen 20 Jahre EEG-Vergütung bereits abgelaufen.
Aber auch die anderen Anlagen kommen in die Jahre. Noch produzieren sie 240 Millionen kWh im Jahr. Doch die Zeit ist nicht stehen geblieben. Moderne Anlagen sind höher und erzeugen den Strom deutlich effizienter. Ganz in diesem Sinn würde die MDP GmbH gern ihre 96 Windkraftanlagen mit einer maximalen Höhe von 150 Metern abbauen und entsorgen. Dafür würden 39 neue Anlagen entstehen, die allerdings eine Höhe von bis zu 250 Metern bis zur Rotorenblattspitze aufweisen. Dieser Austausch Alt gegen Neu wird „Repowering“ genannt.
MDP-Geschäftsführer Hans-Helmut Kutzeer: „Statt wie bislang 240 Millionen Kilowattstunden könnten die 39 neuen Anlagen bis zu 585 Millionen Kilowattstunden im Jahr erzeugen.“
Inzwischen gelten viele neue Regeln, die das Aufstellen neuer Windkraftanlagen erschweren. So gibt es „harte“ Tabuzonen wie etwa Naturschutzgebiete oder Trinkwasserschutzzonen der Kategorie 1, die zu meiden sind. Das gilt auch für „weiche“ Tabuzonen wie FFH-, Vogelschutz- und ausgewiesene Überschwemmungsgebiete. Berücksichtigt werden muss auch, dass bestimmte Abstände einzuhalten sind. So müssen die Anlagen inzwischen 1.100 Meter Abstand zu Wohngebäuden, 1.500 Meter zu Sendeanlagen und 320 Meter zu Schienenverkehrswegen einhalten.
Jan Köneke von der MDP GmbH: „Es bleibt am Ende im Bereich Nauen nur eine einzige Potenzialfläche übrig, die im Bereich Neukammer, Lietzow und Berge liegt. Sie ist 614 Hektar groß, was 2,29 Prozent des Stadtgebietes umfasst.“
Diese eine Potenzialfläche deckt sich weitgehend mit der Fläche, die schon jetzt von den Windkraftanlagen genutzt werden. Vier weitere Flächen rund um Markee kommen nun allerdings nicht mehr in Frage. Die vor Ort aufgestellten bestehenden Windkraftanlagen dürften mit der Zeit aus dem Sichtfeld der Anwohner verschwinden. Hans-Helmut Kutzeer: „Diese Altanlagen haben aber Bestandsschutz.“
Das bedeutet, dass sie noch so lange weiterbetrieben werden dürfen, wie sich das rechnet. Strenge Auflagen sorgen aber dafür, dass die Standsicherheit und die Betriebssicherheit regelmäßig geprüft werden. Auch laufen mitunter Grundstücksnutzungsverträge aus. Die Angst von Anwohnern, dass die ausgemusterten Anlagen vielleicht als stillgelegte Geisterbauten auf den Flächen stehenbleiben, braucht laut MDP wohl niemand zu haben: Die Betreiber müssten wohl schon beim Bau 100.000 Euro Rückbaukosten hinterlegen.
Für die neue Fläche der 39 geplanten 250-Meter-Boliden haben die Nauener Stadtverordneten bereits im letzten Jahr einen ersten Aufstellungsbeschluss für einen Teilflächennutzungsplan „Windenergienutzung“ erwirkt. Nun geht es darum, die Bürger zu beteiligen und einen neuen B-Plan auf den Weg zu bringen. Erst danach kann ein Genehmigungsantrag nach Bundesimmissionsschutzgesetz an das Landesumweltamt gestellt werden. Liegt dann eine Erlaubnis vor, können die ersten Anlagen bestellt werden.
Es klingt, wie es ist: Das kann dauern! Hans-Helmut Kutzeer: „Wir gehen davon aus, dass die ersten Arbeiten vor Ort 2025 erfolgen und wir 2026 die ersten neuen Windräder errichten können. Mit einer Fertigstellung aller 39 Anlagen rechnen wir bis 2037.“
Für die Stadt Nauen würde sich das Repowering der Windkraftanlagen durchaus lohnen. Zum einen würde sich das optische Bild der allgegenwärtigen Windtürme mit der Zeit deutlich ausdünnen. Zum anderen ist auch ein finanzieller Vorteil denkbar.
Seit dem 1. Januar 2021 gibt es nämlich eine neue gesetzliche Regelung im angepassten Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG). Demnach dürfen die Betreiber einer neu aufgestellten Windkraftanlage bis zu 0,2 Cent pro produzierter Kilowattstunde an die dafür zuständige Stadt oder Gemeine ausschütten. Ein Verwendungszweck ist an diese Geldsumme nicht gebunden. Die Stadt Nauen könnte demnach frei über die Summe verfügen. Bei angenommenen 15 Millionen kWh pro Jahr wären dies 30.000 Euro für eine einzelne WEA. Bei 39 Windkraftanlagen wären das bereits 1,170 Millionen Euro – jährlich wiederkehrend.
Hinzu kommt das Windenergieanlagenabgabegesetz des Landes Brandenburg, das noch einmal eine Abgabe von 10.000 Euro pro WEA und Jahr vorsieht. Hier könnte Stadt Nauen mit weiteren 390.000 Euro im Jahr rechnen.
Hans-Helmut Kutzeer: „Die Verpflichtung, diese 0,2 Cent auch zu bezahlen, würden wir frühzeitig bereits in einem Vertrag festhalten wollen.“
Manuel Meger, Bürgermeister von Nauen: „Wir wissen um die Freiwilligkeit und achten deswegen sehr darauf, diese Zahlungen bereits im städtebaulichen Vertrag mit festzuklopfen. Das gilt im übrigen auch für die Installation von Photovoltaik-Parks. Wir legen auch von Seiten der Stadtverwaltung großen Wert darauf, diese Möglichkeit zur Wertabschöpfung für die Gemeinde wahrzunehmen.“
Am 9. Februar stellte die MDP GmbH zusammen mit der Planungsgesellschaft GLU GmbH Jena eine „Potenzialstudie Windenergie“ im Rahmen einer Zoom-Konferenz vor: 50 Bürger nutzten die Chance, sich am Bildschirm zu informieren.
Anschließend gab es viele Fragen aus der Zuhörerschaft, etwa zum Abbau der alten Anlagen, zum Thema schutzbedürftiger Raubvögel und zur Frage, ob sich mit der Windenergie nicht auch Wasserstoff produzieren ließe. Fakt bleibt zunächst: Bis zur Realisierung des Repowering-Plans ist es noch ein sehr weiter und langer Weg. (Text/Fotos: CS, Grafik: mdp)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 192 (3/2022).
Der Beitrag Repowering in Nauen: MDP GmbH möchte bis zum Jahr 2037 96 niedrige gegen 39 hohe Windkraftanlagen ersetzen! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).