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Channel: Seite 85 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Kino-Filmkritik: The 355

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Die taffe CIA-Agentin Mason Browne (Jessica Chastain) ist mit ihrem Kollegen Nick (Sebastian Stan) in Paris unterwegs. Sie sind auf der Spur einer geheimnisvollen Festplatte, mit deren einzigartigen Algorithmen es möglich sein soll, jedes beliebige Computer-Netzwerk zu übernehmen. So ließen sich Staaten stürzen, Verteidigungssysteme lahmlegen und Flugzeuge zum Absturz bringen.

Doch die Mission geht schief, Nick kann nicht mehr helfen und Mason ist auf sich gestellt. Doch das ist heutzutage doch kein Problem mehr, zumal „The 355“ antritt, um für deutlich mehr Frauenpower in den Agentenfilmen zu sorgen. Regisseur Simon Kinberg lässt sich viel Zeit, um die weiteren Mitspielerinnen in diesem flotten Agentenfilm angemessen in Szene zu setzen. Da wären schließlich noch die deutsche Agentin Marie (Diane Kruger), die britische Technikspezialistin Khadijah (Lupita Nyong´o), die kolumbianische Psychologin Graciela (Penélope Cruz) und die chinesische Agentin Lin mi Sheng (Bingbing Fan). Als „The 355“ schließen sich die sehr unterschiedlichen Damen zusammen, um die Spur der Festplatte aufzunehmen und den garstigen Bösewichtern den Kampf anzusagen.

Die Chemie stimmt zwischen den weiblichen Figuren. Ihnen allen wird so viel Zeit eingeräumt, dass sie jede ein paar besondere Eigenheiten entwickeln können. Schnell pickt sich der Zuschauer eine Favoritin heraus, der er anschließend die Daumen drückt. Schließlich haben wir in diesem Film nicht nur einen weiblichen James Bond, sondern gleich fünf davon.

Schade ist nur, dass der Codename „The 355“ erst im letzten Fünftel des Film erklärt wird – und das auch eher in einem kurzen Nebensatz. „355“ war nämlich der Codename der ersten weiblichen Geheimagentin während der amerikanischen Revolution. Seitdem werden die drei Ziffern immer wieder gern genutzt, wenn es um weibliche Agentinnen geht, deren Identität nicht bekannt ist.

Der Film führt das Fünfergespann von Paris über die marokkanischen Souks direkt nach London und von dort aus weiter nach Shanghai. Der optische Kontrast der Städte könnte größer kaum ausfallen. Insbesondere Marokko weiß mit seinen verwinkelten Gassen als Kulisse sehr zu überzeugen.

„The 355“ legt ein ordentliches Tempo vor. Das ist gut so, denn natürlich ist die Geschichte von einer Festplatte, deren Besitz den dritten Weltkrieg auslösen könnte, bei näherer Betrachtung ziemlicher Unfug. Aber hey – nach dem letzten James Bond wollen wir doch diese Kritikkarte eher nicht ziehen.

Bei allen Logiklöchern und nicht ganz realistischen Ballerszenen überwiegt doch eins – der Spaß an einer gewitzten Actionsause, bei der einmal die Mädels die Sau rauslassen, die Kerle vermöbeln und dabei auch noch coole Sprüche reißen. Dabei überrascht vor allem die Zusammensetzung der Haudrauf-Truppe: Unterschiedlicher könnten die Heldinnen wohl kaum sein! Schade ist nur, dass ausgerechnet Diane Kruger als „deutscher“ Agentin die Rolle der egozentrischen, teamunfähigen und durchgeknallten Einzelgängerin zufällt.

„The 355“ wurde von den Kritikern ziemlich verrissen. Die Fans mögen den Film allerdings: Der Score liegt bei „Rotten Tomatoes“ bei ordentlichen 84 Prozent. Unser Tipp: Der Film macht im Kino Spaß, er passt aber auch perfekt ins Heimkino. Wenn man nach einem frischen Actionstreifen jenseits der maskulinen Machowelt sucht, liegt man hier genau richtig. (CS / Bilder: Leonine Studios)

Fazit: 3,5 von 5 Sterne (FSK 16)
Spieldauer: 123 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=vXFmicWhv60

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 191 (2/2022).

Der Beitrag Kino-Filmkritik: The 355 erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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