„The Batman“ ist da. Regisseur Matt Reeves, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, ignoriert die alten Filme und schickt den dunklen Rächer unbesudelt von der bisherigen Kinogeschichte in das aussichtslose Rennen, Gotham City aus dem Schatten ins Licht zu führen. Fast drei Stunden lang ist der neue Film, der erstmals Robert Pattinson in das Batman-Kostüm steckt.
Der Film präsentiert sich als absolut ernsthafter und restlos pessimistischer film noir, der von Anfang an mit sehr düsteren Bildern, einer äußerst ungewohnten Kameraführung und langsamen Bewegungen für richtig viel Atmosphäre sorgt.
Gotham City ist eine heruntergekommene Stadt, in der kaum das Sonnenlicht scheint und in der die verkommenen Kulissen im scheinbar immer prasselnden Regen langsam vergammeln. So erbärmlich, wie sich die Stadt präsentiert, so sind auch die Menschen. Das Verbrechen ist omnipräsent. Und es scheint gesiegt zu haben: Selbst die Polizei, die Richter und die Staatsanwälte sind bis ins Mark korrupt.
Der Batman, der in der Nacht für Angst und Schrecken unter den Drogendealern, Einbrechern und Hooligans sorgt, scheint ob dieser Flut an Bösartigkeit wenig erfolgreich in seinem Tun zu sein.
Da präsentiert sich ein unbekannter Virgilant namens Riddler (Paul Dano). In der besten Manier eines völlig geisteskranken Serienkillers mordet sich der Psycho durch das korrupte Gotham City – und fängt gleich beim Bürgermeister an. Seine Mordmethoden sind abscheulich, was seinen Erfolg in den sozialen Netzwerken aber nicht schmälert. Für den Batman hinterlässt der Riddler an jedem Tatort kryptische Rätsel.
„The Batman“ ist zu keiner Zeit ein klassisches Superhelden-Epos. Fast wirkt das Batman-Kostüm schon störend und fehl am Platz, erleben wir doch eine klassische Kriminalgeschichte: Gemeinsam mit Lieutenant Gordon (Jeffrey Wright) geht der Batman akribisch den Hinweisen nach – und zieht den Zuschauer so in die stark erzählte Geschichte hinein.
Absolut fantastisch ist, dass „The Batman“ die Charaktere in den Vordergrund stellt. Hier geht es nicht darum, Superschauspieler in bunte Kostüme zu stecken und sie coole Einzeiler aufsagen zu lassen. Dass Colin Farrell hinter der narbenzerfressenen Visage von Oswald Cobblepot alias dem Pinguin stecken soll, glaubt man kaum. John Turturro mimt einen fantastischen Mafiaboss Carmine Falcone. Paul Dano als Riddler ist in seinem Spiel zum Fürchten, gerade, weil sein Gesicht dem Zuschauer noch unbekannt ist. Auch Zoe Kravitz als Catwoman Selina Kyle hat fantastische Szenen – und bereichert die Geschichte sehr.
Bei Robert Pattinson als Batman fällt auf, dass sein Kostum so schwer und starr wirkt, dass man fast das Gefühl hat, hier kommt ein Roboter um die Ecke. Gerade das Unbewegliche und zugleich unfassbar Düstere und Mächtige ergibt aber viel Sinn. Dieser Batman trägt seine Rüstung wie eine Bürde – und fängt sich in ihr auch ordentlich Prügel ein. Die typischen Batman-Gadgets wirken im neuen Film erstaunlich hausgemacht und bodenständig. Das gibt der Figur mehr Realismus, sie wird glaubwürdiger.
Nimmt der Batman seine Maske ab, so spielt Robert Pattinson seinen Bruce Wayne verwahrlost mit fettigen Haaren und düsterem Blick, ganz gefangen in seinen zahllosen Traumata. Im wahrsten Sinne „abgefuckter“ gab es wohl noch keinen Batman.
Fiese Morde, knifflige Rätsel, düstere Bilder, null Humor und jede Menge stark inszenierter Action: Der neue „Batman“ ist ein Must-see. (CS / Bilder: Warner Bros)
Fazit: 5 von 5 Sterne (FSK 12)
Spieldauer: 177 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=seTKZxUptGk
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 193 (4/2022).
Der Beitrag Kino-Filmkritik: The Batman erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).