Am 1. Juli wurde die Premiere für die große Akrobatik-Show „Wald der Wünsche“ direkt auf dem Karls-Parkplatz in Elstal gefeiert. Im blau-gelben Zirkuszelt erzählen seitdem in Deutschland gestrandete Artisten aus der Ukraine eine fantasievolle Geschichte um Liebe, Eifersucht und Freundschaft – und das bei vollem Körpereinsatz. Noch bis zum 30. Oktober lässt sich die Show genießen.
Annett Simmen leitet das Brandenburger Tanztheaterensembles „VoLA Stage Art“. Für ihren „Vertical Dance“ hat sie schon immer Kontakt zu besonderen Akrobaten und Show-Artisten aus der Ukraine gepflegt. Als im Februar 2022 der Krieg in der Ukraine ausbrach, fragte Annett Simmen ihre Kontakte nach ihrer Situation. Die Antwort kam schnell und Annett „fühlte sich plötzlich mittendrin.“
Viele ukrainische Künstler waren bereits aus ihrer Heimat geflohen – und in den westlichen europäischen Ländern gestrandet. Andere standen kurz davor, in den Zug zu steigen und die Ukraine zu verlassen. Eine ihrer größten Sorgen: „Wenn wir nach Deutschland kommen, werden wir dort Arbeit finden?“
Annett Simmen kam auf die rettende Idee: „Wir machen einfach eine eigene Show mit ukrainischen Artisten.“
Die Idee um eine märchenhafte Show mit dem Namen „Wald der Wünsche“ nahm sehr rasch an Fahrt auf. Das blau-gelbe Zirkuszelt, in das bis zu 600 Zuschauer passen, stammt vom Projektzirkus Simsalabim der Familie Leyseck. Das Gelände für das Zirkuszelt stellte Karls zur Verfügung.
Robert Dahl, Inhaber von Karls Erlebnis-Dorf: „So etwas wie der ukrainische Zirkus ‚Im Wald der Wünsche‘ ist auch für uns noch komplett neues Terrain. Wir sind dieses Mal ja nur Gastgeber. Wir haben das Team mit Technik unterstützt und kümmern uns um den Kartenverkauf. Wir drücken die Daumen, dass die Shows sehr gut gebucht werden. Ich bin extra für die Premiere nach Elstal gefahren, ich hatte an dem Tag zum Glück in Berlin zu tun.“
Zwölf Akrobaten konnten für die Show gewonnen werden. Die meisten Artisten stammen tatsächlich aus der Ukraine, einige wenige aber auch aus Italien oder aus Israel.
Die Show selbst (www.karls.de/show/) findet immer am Donnerstag um 17 Uhr, am Freitag um 16 Uhr, am Samstag um 16 und 19:30 Uhr und am Sonntag um 11 und 16 Uhr statt. Tickets gibt es bereits ab 14,99 Euro, die teuerste Karte kostet 34,99 Euro.
Worum geht es nun aber genau in „Wald der Wünsche“?
Zunächst einmal: Auch, wenn die Show in einem Zirkuszelt stattfindet, so ist es keine klassische Zirkus-Show. Es kommen keine Tiere zum Einsatz. Stattdessen erzählen Artisten bei vollem Körpereinsatz und in fantasievollen Kostümen eine märchenhafte Geschichte, die stark von der ukrainischen Mythologie inspiriert wurde.
Carsten Scheibe von „Unser Havelland“: „Wer gern den ‚Cirque du Soleil‘ besucht, wird auch im ‚Wald der Wünsche‘ mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen vor der Bühne sitzen. Die Artisten bietet zum Teil akrobatische Acts auf Welt-Niveau. Für so eine Show bezahlt man sonst dreistellig, wenn man sie sich gönnen möchte. Dass man in Elstal so tolle Künstler für so kleines Geld sehen darf, das ist ein Geschenk. Zumal man für die Show nicht nach Berlin fahren muss, sondern sie bei uns im Havelland genießen kann.“
In der Show landet ein sehr merkwürdiger Gesell (Clown Vitaly Azarin) mit seinem Wohnwagen im Wald der Wünsche. Er lässt sich vor Ort nieder. Nach und nach trauen sich die mystischen Figuren des Waldes auf die Lichtung und nehmen Kontakt auf. Da gibt es etwa den magischen Waldgeist Simon (Simone Al Ani), der zaubernd die Jahreszeiten verändert. Oder die Fee Anna (Anna Luchikhina), die mit ihrem Gesang zwischen den Figuren des Waldes vermittelt. Das ist auch dringend nötig, denn die zarte Liebe zwischen den beiden Waldbewohnern Katja (Katharyna Dziubenko) und Sasha (Oleksandr Hanhur) steht unter keinem guten Stern. Der launische Artem (Artem Lyubanevych) hat dunkle Kräfte entwickelt und entführt Katja.
In der perfekt ausbalancierten und mit fantastischen Kulissen ausgestatteten Show bekommt der Zuschauer moderne Clown-Einlagen, eine atemberaubende Manipulation mit über Arme und Hände rollende Glaskugeln, einen glasklaren Gesang, einen Kraftakt an der Flying Pole, leuchtende Diabolos, eine Balljonglage und die beiden Zwillingsmädchen Yuliia und Olha Mosiienko in einer spektakuären Luftartistik zu sehen. Das Highlight der Show sind aber Katharyna Dziubenko und Oleksandr Hanhur, die gemeinsam ins Cyr Wheel steigen.
Als geistiger Vater des Zirkus-Projekts sieht sich übrigens Holger Schreiber, der Bürgermeister von Wustermark: „Das ganze Projekt hat bei uns im Rathaus angefangen. Das war 2019, noch vor Corona. Annett Simmen war bei uns im Rathaus und hat die Idee mitgebracht, bei uns in Wustermark eine Varieté-Show umzusetzen. Ich habe ihr gesagt, das würde am besten zu Karls passen – und habe beide Seiten zusammengebracht. So haben sich die Dinge entwickelt.“
Robert Dahl: „Ich kann mich erinnern. 2021 hatte das Team von Annett Simmen übrigens schon einen ersten Auftritt bei der Karls Grusel-Nacht.“
Holger Schreiber: „Wir möchten ja immer mehr Kultur in unsere Region bringen. Das ist uns hier gelungen. Das Ergebnis ist sehr beeindruckend.“
Annett Simmen: „Vor vier Wochen war da, wo jetzt ein Zelt steht, nur nackter Sand. Damals bin ich zu Karls gegangen und habe zu Robert Dahl gesagt: Kannst du dir vorstellen, dass hier bald ein blau-gelbes Zelt steht? Die Akrobaten und Künstler aus der Ukraine sind echte Weltstars. Sie möchten hier bei uns in Elstal ihren Beitrag für den Frieden leisten.“
Auch Olympia-Gewinner und Kanute Roland Rauhe war bei der Show-Premiere mit dabei: „Ich bin von der Idee, die ukrainischen Künstler in ein Projekt hier vor Ort zu integrieren, sehr begeistert. Die Künstler tragen den Stolz ihres Landes nach Deutschland.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 197 (8/2022).
Der Beitrag Premiere „Wald der Wünsche“ bei Karls: Feinste Akrobatik im Märchenwald der Ukrainer! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).