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Channel: Seite 85 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Job-Börse für Geflüchtete, Migranten und alle Jobsuchenden in Falkensee: Großes Interesse vorhanden!

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Corona-bedingt wurden die Ausbildungs- und Jobbörsen im Havelland zuletzt immer wieder abgesagt. Nun zeigte am 24. August ausgerechnet eine komplett neue Veranstaltung, wie groß das Interesse der Unternehmen und auch der Jobsuchenden zurzeit ist. Die neue „Job-Börse“ von der Willkommensinitiative richtete sich an Flüchtlinge, aber auch an alle übrigen Arbeitsuchenden im Osthavelland.

„Wo sind denn nur die ganzen Menschen hin?“ Das war die große Frage der Aussteller auf der neuen „Job-Börse für Geflüchtete, Migranten und alle Jobsuchenden“, die am 24. August von 10 bis 15 Uhr in der Falkenseer Stadthalle stattfand.

Tatsache ist, dass die durchaus verzweifelt suchenden Unternehmen seit Monaten keine Mitarbeiter mehr finden. Ganz egal, ob einfache Aushilfe oder hochqualifizierte Arbeitskraft mit Ausbildung: Es trudeln keine Bewerbungen auf die offenen Stellen mehr in den Firmen ein.

Die „Job-Börse“, von der Falkenseer Initiative „Willkommen in Falkensee“ organisiert, in Kooperation mit der Stadt Falkensee als Veranstalter durchgeführt und im Schulterschluss mit dem Jobcenter Falkensee des Landkreises Havelland realisiert, war ein neuer Versuch, die Firmen und die Jobsuchenden zusammenzuführen.

Und ein erfolgreicher noch dazu. Denn von 10 bis 15 Uhr waren die Gänge zwischen den Ständen der Aussteller mehr als gut gefüllt – und es fanden viele produktive Gespräche an den Tischen statt.

Christoph Böhmer ist der Sprecher der Willkommensinitiative. Er erklärte: „Wenn wir in der Vorbereitungsphase erst einmal zu den Entscheidern durchgedrungen sind, haben diese auch sehr schnell zugesagt, sich auf der Job-Börse zu präsentieren. Wir hatten 40 Zusagen – und diese Firmen sind im Grunde genommen auch gekommen. Sechs Aussteller hatten kurzfristig wegen Corona abgesagt. Die Lücken haben wir aber mit Nachrückern schnell füllen können. Das Angebot der Arbeitgeber war wunderbar divers. Es gab Arbeitsangebote aus der Pflege, aus der Logistik, aus der Technik, aus dem Büro, aus der Lebensmittelherstellung und aus der Produktion.“

Auch, wenn sich „alle Jobsuchenden“ auf der Job-Börse einfinden durften, lag ein Schwerpunkt schon gut sichtbar auf den „Geflüchteten und Migranten“.

Christoph Böhmer: „Da viele von ihnen nur wenig deutsche Sprachkenntnisse mitbringen, haben wir uns gekümmert und Übersetzer für zehn Sprachen gestellt, darunter auch für Russisch, Ukrainisch, Arabisch, Persisch, Türkisch und Kurdisch, aber auch für Französisch und Englisch.“

Mit zwei Problemen sah sich das Team vor Ort konfrontiert. Christoph Böhmer: „Viele Ukrainer haben den Wunsch, bald wieder in die Heimat zurückzukehren. Sie haben das Gefühl, dass es sich nicht lohnt, davor noch ein deutsches Leben anzufangen. Wer sich aber entschieden hat zu bleiben, gibt sich große Mühe und lernt auch die deutsche Sprache sehr aktiv. Bei Geflüchteten und Migranten aus anderen Ländern, die schon sehr lange in Deutschland sind und bislang keine Arbeit gefunden haben, ist es wie so oft mit Langzeitsarbeitslosen. Sie haben keinen festen Tagesablauf und haben es schwer, sich an eine neue Struktur zu gewöhnen. Hier ist eine intensive Betreuung wichtig.“

Wolfgang Gall, Leiter des Dezernats „Soziales, Jugend und Gesundheit“ im Landkreis Havelland, stattete der Job-Börse einen Besuch ab: „Das ist ein tolles Engagement der Willkommensinitiative. Die haben das auch komplett ehrenamtlich gestemmt. Es ist schön zu sehen, dass das Konzept aufgeht und so viele Menschen hier sind. Wir vom Landkreis sind auch mit der Ausländerbehörde vor Ort und konnten bereits viele drängende Fragen klären. Unsere Behörde ist sonst in Rathenow aktiv. Es ist das erste Mal, dass wir auf einer Messe mit dabei sind. Wir sind der Meinung, dass das Havelland mit seiner Nähe zu Berlin doch vor allem für die ausländischen Mitarbeiter sehr interessant ist.“

Katrin Kruse vom Hofladen Falkensee nutzte die Messe als Aussteller, um neue und dringend benötigte Mitarbeiter für ihre Landwirtschaft zu gewinnen: „Wir Aussteller sind auch untereinander ins Gespräch gekommen, das war sehr gut. Allerdings können wir bei uns nur Bewerber mit Deutschkenntnissen berücksichtigen. Ein rudimentäres Deutsch reicht, wenn es um die Arbeit auf dem Feld geht. Mehr Sprachkenntnisse sind aber bereits erforderlich, wenn wir jemanden bei uns im Hofladen einsetzen möchten.“

Christina Gerecke vom Arbeiter Samariter Bund ASB: „Wir suchen dringend Mitarbeiter im Bereich der Pflege. Außerdem suchen wir Erzieher und Fahrer für den Krankentransport. Gerade bei den Fahrern ist die Sprachbarriere nicht so entscheidend – und hier haben wir bereits viele interessierte Besucher der Job-Börse treffen dürfen. Bei allen Berufsbildern, die etwas mit Pädagogik zu tun haben, sind gute Deutschkenntnisse allerdings unbedingt erforderlich, da wir hier nun einmal mit Worten arbeiten. So hatten wir auf der Job-Börse ein tolles Gespräch mit einer Krankenschwester aus der Ukraine. Das hat von der Persönlichkeit und der Qualifikation her alles gepasst, aber die Sprache ist eben ein echtes Problem. Die Patienten können meist kein Russisch. Ein Minimum an Deutschkenntnissen muss da sein.“

Das Landkreis-Unternehmen Havelbus suchte auf der Job-Börse vor allem nach zusätzlichen Kraftfahrern für den Bus. Andreas Plessow: „Wir haben viele interessante Gespräche geführt. Vor allem die Geflüchteten aus der Ukraine sind sehr interessiert. Sie brauchen allerdings eine Berufskraftfahrerqualifikation. Das schließt eine Prüfung bei der IHK mit ein – und diese findet nun einmal in deutscher Sprache statt. Das ist die Hürde, die wir hier nehmen müssen.“

Michael Ziesecke, Geschäftsführer der Falkenseer Schlosserei Ziesecke, war auf der Job-Börse für die Kreishandwerkerschaft präsent: „Im ganzen Handwerk werden händeringend Mitarbeiter gesucht. Maler, Elektriker, KFZ-Mechaniker – überall gibt es freie Stellen. Die Sprachbarriere ist gerade in größeren Betrieben oft nicht so ein starkes Problem. Wichtig ist vielmehr, dass etwa ein Maler sein Handwerk versteht und die Standards beherrscht. Ich rate den Betrieben, eine Probezeit zu vereinbaren, sodass sich das ganze Team einen neuen Mitarbeiter in Ruhe anschauen kann.“

Georg Willing von der Gebrüder Willing GmbH aus Zeestow suchte Land- und Baumaschinenmechatroniker: „Auch mit Englisch kommt man bei uns gut weiter. Bei einer Ausbildung ist Deutsch aber ein Muss. Die Job-Börse war klein und fein. Sie hat wirklich etwas gebracht, wir haben gute Gespräche geführt und die Resonanz war wirklich gut.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 199 (10/2022).

Der Beitrag Job-Börse für Geflüchtete, Migranten und alle Jobsuchenden in Falkensee: Großes Interesse vorhanden! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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