Viele Familien ziehen aus der Großstadt Berlin „aufs Land“. In Brandenburg bauen sie sich im Speckgürtel gern ein Haus, genießen den idyllischen Garten im Grünen und freuen sich, dass sie nun echte „Landeier“ sind. Dabei haben sie einen richtigen Bauernhof oft noch nie aus der Nähe gesehen. (ANZEIGE)
Wer einmal wissen möchte, wie moderne Landwirtschaft funktioniert, kann am 10. und am 11. Juni den Havellandhof Ribbeck besuchen. Er nimmt an der „23. Brandenburger Landpartie“ teil und öffnet an diesen Tagen das eigene Tor für viele neugierige Besucher, die sich dann auf eine spannende Führung freuen dürfen.
Peter Kaim (47) ist Agrarbetriebswirt und stammt aus dem bayerischen Schwabenland. Im Januar 93 ist er mit seiner Frau ins Havelland gezogen, weil der elterliche Hof zu klein war, um noch eine weitere Generation zu versorgen. Den Havellandhof Ribbeck hat er mit gegründet und aus eigener Kraft zu dem gemacht, was er heute ist. Inzwischen arbeiten zehn Menschen auf dem Hof, der sich mit den drei Attributen „Milchwirtschaft, Ackerbau und Blumenwiese“ perfekt beschreiben lässt.
Für Peter Kaim ist das Schlagwort, um das sich alles dreht – „Kreislauf Wirtschaft“. Auf den Feldern wird eine fünfgliedrige Fruchtfolge mit Untersaaten und Zwischenfrüchten realisiert. Mitte Mai wurde auf 55 Hektar Fläche Grünschnittroggen geerntet. Aus dem abgemähten Grüngut entsteht auf diese Weise das Material für die nächste Silage. Das wird später verwendet, um die eigenen Kühe zu füttern. Der Acker wird anschließend nicht umgepflügt, sondern direkt mit Mais bepflanzt. Die Wurzeln vom Grünschnittrogen halten den fruchtbaren Boden zusammen und verhindern, dass er vor allem in Hanglage vom Regen ausgeschwemmt wird.
Auf dem Hof stehen 140 Milchkühe, die 2016 insgesamt 1.222.422 Kilo Milch produziert haben. Peter Kaim: „Der Milchpreis ist leider immer noch am Boden. Zurzeit machen wir mit dem Kuhmist mehr Umsatz als mit der Milch. Da ist doch irgendwas im System falsch. Die Politik muss verstehen lernen, dass wir die Milchproduktion nicht mal eben abschalten können. Ich kann doch auch als Bauer nicht einfach meine Kühe abschaffen, sobald der Milchpreis unrentabel wird. Das sind doch lebendige Wesen.“
Tatsächlich ist der Havellandhof Ribbeck vorbildlich, was die Haltung der Milchkühe anbelangt. Die nutzen einen riesigen Stall ohne Gitter und Boxen, der direkt mit einer großen Weide verbunden ist, sodass die Kühe selbst entscheiden können, ob sie sich lieber drinnen oder draußen aufhalten möchten.
Der Mist der Kühe wird gleich verwendet für die eigene Biogasanlage, die auf dem Hof installiert wurde. Sie erzeugt stündlich 380 kW elektrische Energie und 430 kW thermische Energie. Die Wärme wird vor Ort eingesetzt, um Getreide, Ölsaaten, Mais oder Hackschnitzel zu trocknen. Über das selbst aufgebaute Nahwärmenetz Ribbeck werden aber auch die eigene Werkstatt und das Sozialgebäude beheizt.
Außerdem profitieren 15 Haushalte und ein Mehrfamilienhaus in Ribbeck, das Schloss Ribbeck, die Evangelische Kirche, die Alte Brennerei und das Storchen Nest Ribbeck von der Wärmeleistung. Die Wärmenutzung rechnet Peter Kaim direkt mit seinen Kunden ab: „Meine Philosophie ist eben die Kreislaufwirtschaft. Alles, was wir tun, ist in mehreren Kreisläufen miteinander verwoben und sorgt dafür, dass der Hof funktioniert. Die Biogasanlage hat übrigens einen großen Vorteil: Ich kann diese Energie in Form von Biogas speichern, das geht bei der Wind- und Sonnenenergie nämlich nicht so leicht.“
Eine echte Besonderheit für jeden Tag und nicht nur für die Landpartie ist die eigene Blumenwiese direkt an der B5 gleich hinter Ribbeck.
Hier wachsen im Frühjahr 130.000 Tulpen in über hundert Sorten. 10 Tulpen, die man vor Ort selbst aus der Erde schneidet, kosten fünf Euro, die in einer Kasse zu hinterlegen sind. Peter Kaim: „Hier vertrauen wir auf die Ehrlichkeit der Kunden. Aber das funktioniert seit 14 Jahren recht gut. Ab Ende Juni und dann bis in den September hinein können auch Gladiolen und Sonnenblumen auf unserem Acker geschnitten werden.“ (Fotos/Text: CS)
Info: Havellandhof Ribbeck, Alte Hamburger 25, 14641 Nauen OT Ribbeck, Tel.: 03321-47938, www.ribbeck-agrar.de