Dies ist eine Geschichte, die man als Kinogänger zunächst nicht richtig einsortieren kann. Ist das Science-Fiction? Fantasy? Eine Kriegsgeschichte? Ein Drama? Eine romantische Liebesgeschichte? Wahrscheinlich muss man das eigene Schubladendenken einfach einmal abschalten, um sich unvoreingenommen auf den Film „Shape of Water – das Flüstern des Wassers“ einlassen zu können.
Denn eins muss vorweggenommen werden: Der über zwei Stunden lange Film von Kultregisseur Guillermo del Toro ist ein emotionales Meisterwerk. Basis des Films ist der Roman von Daniel Kraus.
Wir befinden uns im Jahr 1963. Mitten im Kalten Krieg zerrt das Militär ein geheimnisvolles Amphibienwesen aus dem Amazonas und setzt es in einer gut abgeschirmten Militärbasis gefangen. Das Wesen hat starke Heilungskräfte. Doch die Forschungen gehen dem nicht gerade zimperlich agierenden Militär nicht schnell genug vonstatten: Das Wesen soll getötet und seziert werden.
Die stumme Elisa (Sally Hawkins) putzt im Hochsicherheitstrakt – und schließt auf zunächst ganz unschuldige Weise Freundschaft mit dem Wesen. Als sie mitbekommt, was das Militär um den sadistischen Strickland (Michael Shannon) vorhat, wächst sie über sich hinaus. Zusammen mit ihrem Nachbarn Giles (Richard Jenkins) und ihrer Kollegin Zelda (Octavia Spencer) entführt sie das amphibische Wesen.
„Shape of Water“ bietet eine einzigartige Optik, in der die Sechziger Jahre der USA eine perfekte Auferstehung feiern. Dabei schafft es der Film, auch den Lebensstil dieser Zeit einzufangen. Frauen haben in dieser Zeit ebenso wenig zu sagen wie Farbige oder Schwule. Das wird einem ganz deutlich vor Augen geführt.
Die unfassbare Wucht, die dieser Film fast aus dem Nichts aufnimmt, basiert auf der extrem gelungenen Charakterisierung sämtlicher Figuren. Bis in die kleinsten Nebenrollen überzeugen die Charaktere und schaffen es, sich tief in die Netzhaut der Zuschauer einzubrennen. Nachdem man so lange mit absoluten Abziehbildern auf der Leinwand unterfordert wurde, zeigt „Shape of Water“, wie ein gutes Drehbuch den ganzen Film aufwertet.
Und dann ist da noch diese Romanze zwischen der stummen Frau und dem geheimnisvollen Fischmann. Sie wird zunehmend intensiver und auch sexueller, bis die Leidenschaft quasi aus der Leinwand tropft und alles andere beiseite drängt.
Nur so lässt sich auch erklären, wie Elisa dermaßen über sich herauswachsen kann, dass sie dem Militär Paroli bietet. Ein grandioses Meisterwerk, das sicherlich mit jedem Schauen nur noch besser wird. (CS / Bild: Twentieth Century Fox)
Tipp: 5 von 5 Sternen
FSK: ab 16 Jahre
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=kBww-KtoDSY
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