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Channel: Seite 85 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Größtes Darmmodell im HavelPark: Darmkrebsvorsorge

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Darmkrebs gehört zu den drei häufigsten Krebsarten. In jedem Jahr werden in Deutschland 60.000 Diagnosen gestellt, 1.700 davon in Brandenburg. Noch viel zu oft verläuft die Krankheit tödlich. Das liegt daran, dass der Darmkrebs keine wirklichen Beschwerden verursacht, bevor es zu spät ist. Umso wichtiger ist es, zur Prophylaxe zu gehen. Denn bei einer Darmspiegelung lassen sich Polypen im Dickdarm nicht nur aufspüren, sondern auch gleich entfernen.

Diese Polypen gelten als mögliche Krebsvorstufen. Werden sie abgeschnitten, kann an dieser Stelle Krebs gar nicht mehr entstehen.

Im Havelland, das jährlich 30 Darmkrebstote zu beklagen hat, wurde in diesem Jahr der erste Darmkrebsvorsorgetag begangen. Das Gesundheitsamt des Landkreises hat sich zu diesem Zweck mit der LAGO (Landesarbeitsgemeinschaft Onkologische Versorgung e.V.), den Havelland Kliniken und der AOK Nordost zusammengeschlossen. Am 24. August wurde auf dem Parkplatz vom HavelPark Europas größtes begehbares Darmmodell aufgebaut. Hier konnten die HavelPark-Besucher einmal selbst durch den Darm laufen, um mit eigenen Augen Ausschau nach Polypen und Krebsvorstufen zu halten. Dieses Modell ist satte zwanzig Meter lang und stammt von der Felix Burda Stiftung. Vor Ort kümmerten sich Mediziner um die Beratung der Passanten. Und Ex-Fußballprofi Jimmy Hartwig nahm sich als AOK-Gesundheitsbotschafter die Zeit, um mit den Menschen über seine eigenen Erfahrungen zu sprechen – er hat bereits drei Krebserkrankungen überstanden. Informationsstände und ein Präventionsmobil „Check40 plus“ für einen schnellen Gesundheitscheck vor Ort rundeten das Angebot ab.

Gesundheitsdezernent Wolfgang Gall: „Unser Anliegen ist es, die Bevölkerung zu animieren, die von den Krankenkassen angebotene Vorsorge zu nutzen. Vorsorge kann Leben retten.“

Eva Bunk, Niederlassungsleiterin Havelland bei der AOK Nordost: “Früher haben wir eine Darmspiegelung bei Männern ab 50 Jahren und bei Frauen ab 55 Jahren empfohlen. Bei der AOK senken wir das Alter inzwischen auf 40 bzw. 45 Jahre. Leider nutzen noch immer zu wenig Menschen die Vorsorge. Bei der Darmspiegelung waren es in unserer Krankenkasse nur 11 Prozent. Dabei sind zurzeit 6.500 AOK-Versicherte am Darmkrebs erkrankt.“

Dr. Anja Bargfrede, Geschäftsführerin von LAGO, stellt ihr Netzwerk allen zur Verfügung, die noch Fragen haben: „Die LAGO ist ein Zusammenschluss von über 40 Mitgliedsorganisationen aus ganz Brandenburg. Ganz egal, ob es um die Krebsbehandlung, die Pflege oder um die palliative Versorgung geht – onkologische Fragen geben wir gern an die zuständigen Stellen weiter.“

Eva Bunk: „Die Zahlen sprechen für sich. Ohne Vorsorge stirbt die Hälfte der Patienten an einem diagnostizierten Darmkrebs, mit Vorsorge ein Viertel.“

Dr. Stefan Lenz, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Leiter des Darmzentrums der Havelland Kliniken: „Etwa 20 Prozent der Darmkrebserkrankungen nehmen nicht den klassischen Verlauf. Sie sind erbbedingt und brechen schon in jungen Jahren ab 40 aus. Insofern finden wir es sehr gut, dass die AOK die Vorsorge bereits deutlich früher empfiehlt, als dies bislang der Fall war. Als Arzt muss ich auch vielen Patienten die Angst nehmen: Die meisten Operationen am Darm erfolgen heutzutage minimalinvasiv, sodass wir große Schnitte vermeiden. Die Darmspiegelung selbst wird in der Regel vorgenommen, während der Patient nach einer kleinen Sedierung schläft. Sie dauert, wenn alles nach Plan verläuft, etwa eine Viertelstunde. Dabei untersuchen wir den Dickdarm auf einer Fläche von 1,50 Metern. Der Schlauch, der dabei zum Einsatz kommt, ist übrigens nicht dicker als ein Folienschreiber. Der Dünndarm wird nicht untersucht, hier sind Tumore eine Seltenheit. Die Häufigkeit, mit der Polypen entstehen, nimmt mit dem Alter zu. Bei den 80-jährigen, die sich einer Koloskopie unterziehen, hat eigentlich jeder Polypen.“ Amtsarzt Dr. Erich Hedtke: „Zehn Jahre kann es dauern, bis aus einer Vorstufe Krebs entsteht.“ Man hat also Zeit für die Vorsorge. Aber nicht zu lange. (Foto / Text: CS)

Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 150 (9/2018) veröffentlicht.

Der Beitrag Größtes Darmmodell im HavelPark: Darmkrebsvorsorge erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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