Christiane Radon ist die Leiterin der Stadtbibliothek von Falkensee (www.stadtbibliothek-falkensee.de). Selbstbewusst sagt sie: „Wir sind das rote Herz der Stadt Falkensee, die neue Mitte.“ Dieses Selbstverständnis musste sich die Stadtbibliothek erst einmal verdienen. Die gesammelten Bücher wurden in Falkensee schon an so manchem Standort bereitgestellt.
Aber erst am 16. August vor 25 Jahren zog die Bibliothek an ihren aktuellen Standort mitten auf dem heutigen Campus-Gelände zwischen Stadthalle und Europaschule am Gutspark. Radon: „Damals sind wir in eine alte, leerstehende Schule gezogen. Da standen noch die Schulbänke und auch das Schulskelett. Da mussten wir ganz schön umräumen, bevor wir loslegen konnten.“
Am 16. August wurde das große Jubiläum in den Bibliotheksräumen gefeiert – mit einer Ausstellung und einem Empfang. Die Ausstellung zeigt ab sofort Zeitungsausschnitte aus den lokalen Medien, die in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten über die Bibliothek berichtet haben. Der Empfang lockte an die 40 Personen in die Bibliothek, um u.a. dem Duo Arthu zu lauschen. Elke Thurm (Violine) und Melanie Barth (Akkordeon) wagten sich auf musikalische Weltreise. Zwischendurch gab es nicht nur Reden und Glückwünsche, sondern auch einen gespielten Bibliothekssketch. Christiane Radon gab die etwas schwerhörige Bibliotheksbesucherin, die sofort von der Empore polterte: „Das ist ja wie in der Sauna hier – und viel zu beschwerlich mit all den Stufen. Arbeiten denn hier gar keine Männer? Und wenn ich mir ein Hörbuch ausleihe: Kommt dann ein schöner Jüngling zu mir nach Hause und liest mir die Bücher vor? Und überhaupt diese neuen Medien: Hat das etwas mit Geistern zu tun?“
Luise Herbst, Dezernentin und Beigeordnete der Stadt Falkensee, überbrachte Glückwünsche vom Bürgermeister und überraschte mit einer kurzen Chronik der Stadtbibliothek. So erinnerte sie daran, dass 2004 die alten Zettelkataloge ausgedient hatten und der Förderverein gegründet wurde, 2008 das Leitbild der Bibliothek erarbeitet wurde, 2009 der Bibliothekskatalog erstmals online einzusehen war und es ab 2012 möglich war, sich Bücher online zu reservieren. 2015 hat man sich der Havelland-Ausleihe angeschlossen. Seitdem kann man sich auch eBooks ausleihen.
Zu den Gästen des Empfangs gehörten neben ehemaligen Kolleginnen und Weggefährten auch Literatur-Lady Dagmar von Kleist, Landtag-Abgeordnete Barbara Richstein und Peter Kissing, Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. Dr. Frank Dittmer, Leiter der Volkshochschule Havelland und enger Kooperationspartner der Stadtbibliothek, überreichte als eines von vielen Geschenken, die an diesem Abend den Besitzer wechselten, eine „Bildungs-Birne“ – und gab der Hoffnung Ausdruck, dass auch in Zukunft nur „schlaue Birnen“ die Räume der Stadtbibliothek betreten.
In der Stadtbibliothek gibt es über 32.000 Medien, darunter Bücher, Hörbücher, CDs und DVDs. Die klassische Tonbandkassette hat inzwischen ausgedient. 39.072 Besucher nutzten im letzten Jahr das Angebot und liehen 146.462 Medien aus. Christiane Radon: „Die Digitalisierung ist eine tolle Sache. Aber wir sollten auch die Älteren nicht vergessen, die damit nicht immer Schritt halten können. Zu uns kommen auch bildungsferne Bevölkerungsgruppen, die hier wieder Kontakt zum Medium Buch aufnehmen. Wir müssen auch die steigende Anzahl der Analphabeten im Blick behalten, die sich vielleicht eher in eine Bibliothek trauen als in eine Volkshochschule. Bibliotheken sind wichtig, das muss man stets beachten.“
Dezernentin Luise Herbst sieht den Wandel vom gedruckten Buch zum elektronischen nicht so problematisch: „Ich glaube daran, dass das gedruckte Buch noch lange existieren wird. Aber ob nun gedruckt oder digital – es kommt doch auf die Inhalte an und nicht auf die Verpackung. Ich selbst lese gerade ein Sachbuch über Kinder und Emotionen, das ich mir über die Fernleihe der Bibliothek bestellt habe.“
Heike Rosendahl, stellvertretende Leiterin der Stadtbibliothek: „Lesen ist den Menschen immer noch sehr wichtig. Unser Angebot, Lesepäckchen mit Überraschungsbüchern für die Sommerferien zu schnüren, wurde wieder sehr gut angenommen: 670 Päckchen wurden bei uns abgeholt.“
Ganz wichtig: Bücherspenden der Bürger nimmt die Bibliothek u.a. aus Platzgründen nur noch dann an, wenn die Bücher nicht älter als drei Jahre sind.
Steffi Witt, stellvertretende Vorsitzende vom Förderverein: „Wir haben inzwischen 78 Mitglieder – und konnten gerade zehn neue Tablets u.a. für Klassenführungen anschaffen. Im Herbst werden wir aufgrund der starken Nachfrage gleich zwei Termine für den beliebten Krimimarathon anbieten: Regionale Autoren lesen hier ihre Geschichten vor. Dabei werden wir an einem Sonntagnachmittag auch erstmals ein Krimi-Café mit Kaffee und Kuchen ausprobieren.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 150 (9/2018) veröffentlicht.
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