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Channel: Seite 85 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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In Dallgow-Döberitz: Deutsche Meisterschaft im Bogenlaufen!

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Auf dem Gelände vom Sportpark Dallgow an der B5 waren am Wochenende des 15. und 16. September ganz ungewöhnliche Aktivitäten zu beobachten. Sportler aus insgesamt 28 bundesdeutschen Vereinen hatten sich vor Ort eingefunden, um gemeinsam einem in der Allgemeinheit noch recht unbekannten Sport nachzugehen – dem Bogenlaufen.

Jenny Kröcher: „Wir von der Bogensport-Abteilung des SV Dallgow 47 e.V. hatten in diesem Jahr die Ehre, die Deutsche Meisterschaft im Bogenlaufen auszurichten. Das Bogenlaufen erinnert an den Biathlon. Auch hier laufen die Sportler eine Runde, um anschließend auf ein Ziel zu schießen. Beim Bogenlaufen kommen allerdings anstelle eines Gewehres Pfeil und Bogen zum Einsatz. Die Zuschauer konnten an beiden Tagen spannende Wettkämpfe verfolgen – im Einzelrennen wie auch in der Staffel.“

Bei den Erwachsenen galt es, im Rahmen der Meisterschaft insgesamt fünf Runden à 820 Meter zu laufen – immer mit dem Bogen in der Hand. Die Pfeile der Schützen konnten mit auf die Laufbahn genommen werden, durften aber auch an der Schusslinie stehen bleiben. Zwischen den Läufen mussten die Sportler schießen. Timo Kledtke vom SV Dallgow (www.sv-dallgow.de) erklärt das so: „Beim Schießen hatte jeder Schütze drei Pfeile zur Verfügung. Die Zielscheibe war genau 20 Meter weit von der Schießlinie entfernt. Abhängig vom Alter und dem verwendeten Bogen waren die kreisrunden Auflagen zwischen 20 und 60 Zentimeter groß. Beim Bogenlaufen geht es einzig und allein nur darum, diese Auflage zu treffen. Für jeden Pfeil, der am Ende nicht im Ziel steckte, müssen die Schützen eine Strafrunde laufen. Bei den Erwachsenen waren dies 120 Meter pro Runde.“

In der Tat konnten die Zuschauer sehr gut verfolgen, wie die Schützen abgekämpft vom Laufen und mit zittrigen Armen an der Schießlinie eintrafen. Das Lösen des Pfeils von der Sehne zählt zusammen mit dem Stabhochsprung und dem Schwung beim Golfen zu den drei schwierigsten und komplexesten Sportbewegungen. Da ist es klar, dass bei hohem Puls und schwindenden Kräften mancher Pfeil das Ziel verfehlte. So kam es zu vielen Strafrunden. Am Ende zählte aber nur die Zeit. Wer nach drei Laufrunden als erster durch das Ziel lief, wurde zum Sieger gekürt.

Jenny Kröcher: „Bei der Deutschen Meisterschaft gibt es aber nicht den einen Sieger. Es gibt viele verschiedene Kategorien, in denen man antreten kann. Dabei wird nach dem Geschlecht, dem Alter und der Bogenklasse unterschieden.“

Die meisten Bogenschützen traten mit einem Recurve-Bogen mit einem Mittelstück aus Holz oder aus Metall an. Auf einen Stabilisator hatten alle Schützen verzichtet, manche hatten aber ein Visier angeschraubt. Die „Strafe“ für diese technische Hilfe – eine deutlich kleinere Auflage im Ziel. Timo Kledtke: „Bei den Bögen gab es nur die beiden Kategorien ‚Traditionell‘ oder ‚Standard‘. Ich habe neben den Recurve-Bögen sogar einen Langbogen und einen kurzen Reiterbogen gesehen.“

Das uneinheitliche Sport-Equipment zeigt deutlich, dass die Bogenschützen aus ganz verschiedenen Bereichen zum Bogenlaufen finden. Da gibt es die klassischen Scheibenschützen mit ihrem olympischen Recurve-Bogen ebenso wie die 3D-Schützen, die ansonsten auf simulierte Jagdziele im Wald anlegen. Manche Schützen trugen ihren Bogen beim Laufen in der Hand, andere hatten sich aus Lederriemen Schlaufen gebaut, um den Bogen wie einen Rucksack auf dem Rücken tragen zu können.

Am Ende der beiden Tage und damit auch der Deutschen Meisterschaft hatte sich der SV Dallgow nicht nur den Dank der Teilnehmer für eine perfekte Organisation des Events verdient, sondern konnte auch selbst einige Auszeichnungen einstreichen. Jenny Kröcher, die bereits mehrfache Deutsche Meisterin ist, errang in diesem Jahr den 2. Platz bei den Damen Standard – mit einer Zeit von 24 Minuten und 40 Sekunden. Clemens Hoßfeld wurde 5. in der Altersklasse „u12“ Männlich-Traditionell. Und Stephan Schulz errang den 6. Platz in der Kategorie ü45 Männer Standard. Schnellster Schütze wurde übrigens Marco Kreische von Bogensportwelt.de mit 18 Minuten und 56 Sekunden.

Noch einmal richtig zur Sache ging es in der Staffel. Die bestand aus jeweils drei Schützen, die jeder für sich noch einmal einen kompletten Ablauf mit drei zu laufenden Runden und zwei Schießetappen absolvieren mussten. Die Kinderstaffel vom SV Dallgow wurde hier 5., die Erwachsenenstaffel 10.

Timo Kledtke: „Bei den bisherigen Deutschen Meisterschaften wurden die Zeiten noch mit der Stoppuhr und mit dem Zettel und dem Stift festgehalten. Die Meisterschaft in Dallgow-Döberitz war die erste, bei der eine professionelle Zeitmessung zum Einsatz kam. Und dank der Verwendung des Online-Dienstes Strassenlauf.org, den wir bereits vom Dallgower Heidelauf her kennen, konnten alle Fans die Ergebnisse bereits während der Deutschen Meisterschaft online einsehen.“

Der SV Dallgow kümmerte sich auch um das Catering während der Veranstaltung und stellte das Hilfspersonal, das an den Scheiben die Treffer auswertete. Auf dem Vereinsgelände an der Markomannenstraße durften einige Bogenschützen von weither auch in Zelten übernachten.

Timo Kledtke: „Wir haben uns natürlich auch sehr darüber gefreut, dass Jürgen Hemberger als Bürgermeister von Dallgow-Döberitz und Markus Rohrbeck als Vorstandsvorsitzender vom SV Dallgow die Deutsche Meisterschaft mit eröffnet und sich diesen besonderen Sport einmal genauer angesehen haben.“

Jenny Kröcher: „Vor einem Jahr hätte ich noch nicht gedacht, dass wir so viele Helfer vor Ort haben werden und diese Meisterschaft als Verein aus eigener Kraft stemmen können. Aber wir haben es geschafft. Alle waren zufrieden mit uns. Darauf sind wir sehr stolz.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 151 (10/2018) veröffentlicht.

Der Beitrag In Dallgow-Döberitz: Deutsche Meisterschaft im Bogenlaufen! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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