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Channel: Seite 85 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Brandenburg: Wie fällt die Ernteprognose der Bauern für 2019 aus? Nicht gut.

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Die deutschen Landwirte sind schwer gebeutelt und angeschlagen. Das vorletzte Jahr fiel so nass aus, dass es mitunter nicht möglich war, die Ernte von den überfluteten Feldern einzuholen. Im letzten Jahr war es viel zu trocken, es war sogar von einer Dürre die Rede. Von einer Rekordernte oder zumindest von „normalen Verhältnissen“ sind die Bauern aus diesem Grunde weit entfernt. Und in diesem Jahr? Immerhin sorgten bereits Starkregen, Hagel und Spätfröste für erste Schäden auf den Feldern.

Wie fällt da wohl die Ernteprognose für 2019 aus?

Dies sollte Thema der traditionellen Ernte-Auftakt-Pressekonferenz sein, zu der Joachim Rukwied als Präsident des Deutschen Bauernverbandes und Henrik Wendorff als Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg eingeladen hatten. Die Pressekonferenz fand am 3. Juli mitten auf einem Getreideacker in Dallgow-Döberitz statt. Betriebsleiter Willi Groß hatte sein Feld zur Verfügung gestellt.

Vor Ort wurden viele Zahlen für Wintergetreide, Raps, Grünland und Silomais vorgetragen. Wichtig für den Außenstehenden ist dieses Fazit: „Die Erzeugerpreise (…) liegen auf einem festen, aber weiterhin unbefriedigendem Niveau, das sich leicht über dem des Vorjahres bewegt. So können Ertragsverluste nicht über einen besseren Preis kompensiert werden.“

Und: „Die extreme Trockenheit des Vorjahres wird sich auch auf die Ergebnisse der diesjährigen Ernte negativ auswirken, da über den Winter die Bodenwasservorräte nicht tiefgreifend aufgefüllt werden konnten. Auch wenn sich bis April/Mai noch ansprechende Bestände entwickeln konnten, hat die Trockenheit im Mai und die extreme Hitze im Juni ohne nennenswerte Niederschläge alle Hoffnungen auf eine gute bis sehr gute Ernte zerstört. Nach der Missernte in 2018 und unterdurchschnittlichen bis knappen Ernten und mäßigen Preisen in den Vorjahren haben die Brandenburgischen Bauern auf eine deutliche Verbesserung der Liquidität in diesem Jahr gehofft. Dies wird sich auch in 2019 landesweit nicht erfüllen, sodass sehr viele Betriebe im Land weiterhin mit spitzem Bleistift rechnen müssen.“

Klartext spricht der Dallgower Landwirt Willi Groß: „Wir bewirtschaften in Dallgow-Döberitz eine Fläche von 270 Hektar Größe. Auf 170 Hektar pflanzen wir Weizen, Roggen, Gerste, Erbsen, Lupinen und Ackergras an. Der Rest ist Grünland. Bei unserer Wintergerste zeigt sich jetzt für alle sichtbar, wie Spätfröste und das trockene Wetter die Ernte beeinflussen. Die Ähren sind verkümmert. Sie entwickeln das so genannte ‚Schmachtkorn‘. Das ist viel zu klein und somit für den Handel nicht verwertbar. Bei der Übergabe fallen diese Körner durch ein Raster und werden gar nicht erst bezahlt. Wir sind ein viehhaltender Betrieb. Für uns steht der Futteranbau an erster Stelle. Da sind wir zum Glück gut aufgestellt. Die übrige Situation auf dem Feld ist deprimierend. Für die Familienbetriebe unter den Landwirten wird es immer wichtiger werden, neue Standbeine zu entwickeln und Nischen zu finden. Bei uns ist das die Pferdewirtschaft, wir sind eine gut laufende Pferdepension und haben zurzeit 120 Pensionspferde auf dem Hof. Die Pferdewirtschaft bringt inzwischen 70 Prozent vom Ertrag ein, da wird die Landwirtschaft glatt zum Nebenerwerb.“

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, geht davon aus, dass wir in Zukunft weniger Raps auf den Feldern sehen werden: „Wir Landwirte können den Raps nicht mehr schützen. Die Beizung des Saatguts fanden wir sehr gut, das hat die Jungpflanze geschützt. Das dürfen wir inzwischen nicht mehr. Der Erdfloh macht uns nun sehr zu schaffen. Wenn der Raps nicht geschützt wird, kann es sein, dass am Montag noch der zweiblättrige Rapskeimling auf dem Feld zu sehen ist, und am Donnerstag ist die ganze Aussaat bereits verloren. Die Landwirte haben den Anbau bereits deutlich reduziert. Wir erwarten eine Ernte von drei Millionen Tonnen Raps. Wir hatten auch schon einmal sechs Millionen. Raps ist eine wichtige Kultur für den Ackerbau. Der Kreuzblütler lockert den Boden auf und ist eine hervorragende Vorfrucht für das Wintergetreide.“

Leider ist der Ökolandbau für die Landwirte auch keine gute Alternative, so Joachim Rukwied: „In diesem Bereich hat sich in Deutschland die genutzte Fläche um 39 Prozent vergrößert. Wir gelangen hier aber langsam in eine Überschusssituation.“ Und Henrik Wendorff ergänzt: „In Brandenburg haben wir 12 Prozent Ökolandbau. Der Markt und die Verarbeiter wachsen aber noch nicht mit. Das drückt auf den Preis.“

Die Landwirte haben zwar im letzten Jahr eine finanzielle Unterstützung vom Staat erhalten. Ihnen schwebt zur eigenen finanziellen Absicherung aber ein anderer Weg vor. Joachim Rukwied: „Wir Landwirte möchten in guten Jahren sparen dürfen für die schlechten Jahre, eine steuerfreie Risikorücklage wäre hier das Instrument der Wahl. Die Politik nimmt diese Forderung leider nicht an, dabei wäre dies eine Risikoabsicherung aus eigener Kraft.“

Joachim Rukwied: „Für die Landwirte wird in den extrem trockenen Jahren auch der Brandschutz immer wichtiger. Bei der Ernte des Getreides kommen nun einmal große Maschinen zum Einsatz, da besteht immer ein Risiko. Da müssen wir aufpassen, dass es nicht aufgrund der Erntemaßnahmen zu einer Katastrophe kommt.“

Zu den Besuchern der Pressekonferenz gehörten auch Katrin und Hans-Peter Kruse vom Hofladen Falkensee. Katrin Kruse: „In diesem Jahr ist es schon wieder sehr trocken. Wir haben bislang Frostschäden bei unseren Erdbeeren gehabt. Alle anderen Kulturen entwickeln sich aber zum Glück normal. Als nächstes steht die Heidelbeer-Ernte an.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 161 (8/2019).

Der Beitrag Brandenburg: Wie fällt die Ernteprognose der Bauern für 2019 aus? Nicht gut. erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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