Die Sielmann Stiftung kümmert sich nicht allein um die Döberitzer Heide. Schon 1992 haben Vogelkundler, Wissenschaftler und Naturliebhaber den Naturschutz Förderverein Döberitzer Heide e.V. (www.doeberitzerheide.de) gegründet. Der hat sich früh dafür eingesetzt, die Biodiversität auf dem früheren Truppenübungsplatz Döberitzer Heide zu erhalten. Knapp 50 Mitglieder kümmern sich darum, etwa 350 Hektar gepachtetes Gelände für die Natur zu bewahren.
Halbwilde Konikpferde, Heckrinder und schottische Gallowayrinder sind auf dem Terrain unterwegs, um die Landschaft „offen“ zu halten. Sie sorgen dafür, dass die Döberitzer Heide nicht zuwuchert und sich mit der Zeit in einen Wald verwandelt. Viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten leben schließlich in der Offenlandschaft.
Max C. Jung (30), stellvertretender Vorsitzernder im Verein: „Für den Landschaftsschutz setzen wir auch sieben Ziegen ein. Denn sie haben eine große Vorliebe für Laubgehölze und helfen so dabei, aufkommendes Buschwerk klein zu halten. Bis zu 60 Prozent ihrer Nahrung holen sie sich von den Gehölzen. Dabei machen sie sogar vor der stacheligen Robinie nicht halt.“
Die Ziegen setzen sich aus den beiden alten Rassen Ango-Nubier und Pfauenziegen zusammen. Alle Tiere haben inzwischen einen Namen gekommen. Einmal im Jahr darf sogar ein potenter Bock zu ihnen, danach ist mit Nachwuchs zu rechnen.
Der Naturschutz Förderverein Döberitzer Heide e.V. kümmert sich auch intensiv um die Öffentlichkeitsarbeit, um mehr Menschen aus der Region mit dem Naturschutz in Kontakt zu bringen. Am 6. Juli fand erstmals ein ganz besonderer Event statt. Da hieß es an einem Sonnabendvormittag „Wandern mit Ziegen“: „Im Rhythmus der Tiere, entschleunigt und voll Ruhe: Begleiten Sie uns und unsere zutrauliche kleine Ziegentruppe auf einem zweistündigen Streifzug durch die sommerliche Döberitzer Heide und erfahren Sie mehr über das einmalige Verhalten dieser intelligenten Weidetiere und ihren Einsatz in der Landschaftspflege. Hautnaher Kontakt inklusive.“
Knapp zehn Personen fanden sich zu diesem Spaziergang ein, der am Ende knapp neun Kilometer und fast drei Stunden Zeit umfasste. Die Ziegen, die unterwegs aus ihrem Gatter abgeholt wurden, erwiesen sich dabei als äußerst zahm und folgsamer als so mancher Familienhund. Die Tiere marschierten im gemütlichen Trott mit durch die Döberitzer Heide, um hier wie dort einen Abstecher nach rechts oder links zu wagen, um frische Blätter von den Zweigen der Büsche zu zupfen. Dabei ließen sie sich bereitwillig streicheln und anfassen – und sorgten für einen wunderbar entschleunigten Ausflug.
Max Jung nutzte dabei immer wieder die Gelegenheit, um Wissenswertes über das Naturschutzgebiet, die Landschaftspflege oder die Tiere des Vereins zu verraten. So auch dieses: „Wir haben 3,5 Stellen bei uns geschaffen und fungieren inzwischen als eigener Landwirtschaftsbetrieb ohne Ertragsabsicht. Unser biozertifizierter Betrieb erzeugt im Grunde nur zwei Produkte: Heu und Rinder.“
Tanja Marotzke aus Falkensee war bei der Wanderung dabei – und zeigte sich begeistert: „Hier in der Döberitzer Heide zeigt der Blick die ganze Zeit über nur die Weite der Natur. Man vergisst alle Sorgen des Alltags, kommt zur Ruhe und genießt die Gesellschaft der völlig entspannten Ziegen.“ Im September soll es eine weitere Wanderung geben. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 161 (8/2019).
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