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Channel: Seite 85 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Skat dreschen in Falkensee: Jeden Dienstag gibt es ein Turnier im ASB!

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Dietmar Fechner betrat voller Vorfreude den großen Veranstaltungsraum im Mehrgenerationenhaus vom ASB Falkensee in der Ruppiner Straße 15. Hier wird ansonsten immer an jedem Dienstag ab 14 Uhr Skat gespielt, bis sich die Karten biegen. Seit Corona mussten die Karten allerdings ruhen – und so manchem Skatfreund kribbelt es nach der langen Quarantäne-Abstinenz nun bereits ordentlich in den Fingern.

Nun war es endlich so weit: Am 4. August konnte die Skat-Serie wieder aufgenommen werden. Treffen sich ansonsten vor Ort immer nur so um die 20 Spieler, so waren es an diesem Tag 28, die Lust auf ein spannendes Turnier hatten. Sechs Euro zahlten alle Spieler als Eintritt für das Event. Das Geld wurde am Ende vollständig an die Gewinner ausbezahlt.

Dietmar Fechner: „Mit meinen 68 Jahren bin ich sicherlich einer der Jüngsten in der Skat-Runde. Viele der Teilnehmer sind bereits weit über 80 Jahre alt. Ich spiele hier im ASB schon seit fünf Jahren. So ein Turnier dauert leicht mehrere Stunden. Skat ist anders als Pokern, hier musst du mitdenken, um zu gewinnen. Skat hilft mir auch, fit im Kopf zu bleiben.“

Reiner Rose (80) aus Falkensee ist der Organisator vor Ort, er hat den Hut auf: „Ich mach das bestimmt schon seit 60 Jahren. Zu DDR-Zeiten habe ich Skat-Turniere organisiert, da kamen bis zu 120 Spieler. Im ASB sind wir nun bereits seit fünf Jahren und spielen hier einmal in der Woche. So eine lange Pause wie jetzt, das gab es allerdings noch nie. Jetzt zum Neustart nach Corona sehe ich viele neue Gesichter, das ist natürlich sehr schön. Es können gern noch mehr kommen, wir haben Platz für bis zu 50 Spieler. Es muss sich auch niemand anmelden, es reicht, wenn man zum Start vorbeikommt. Wir haben Spieler mit an Bord, die kommen sogar aus Berlin, aus Potsdam und aus Oranienburg.“

Die Spieler, die an diesem ersten Dienstag nach Corona Lust auf einen ordentlichen Skat hatten, zogen eine Karte und wurden so aufgeteilt. Es gab an diesem Tag sieben Tische, an denen sich jeweils vier Spieler einfanden. Um 14:30 Uhr hieß es dann „Gut Blatt“. Ein Skat-Spiel dauert stets nur wenige Minuten. Da aber bis zur Siegerehrung zwei Runden mit jeweils 48 Spielen zu meistern waren, braucht so ein Turnier trotzdem weit über vier Stunden, bis jede Karte gespielt wurde.

Wer in dieser Zeit Hunger und Durst bekam, musste nicht darben. Es gab Kuchen, Kaffee und kalte Getränke – alles für einen schmalen Taler. Reiner Rose: „Ich weiß, ihr seid alle ehrliche Gauner und rechnet am Ende euren Speisezettel ordentlich bei mir ab.“

Dietmar Fechner erklärte den Vierertisch: „Drei Skatfreunde spielen ein Spiel, der vierte ’sitzt‘. Das bedeutet, dass er die Karten gibt. Einer aus der Runde schreibt nach jedem Spiel auf, wer gewonnen und wer verloren hat.“

Was auffiel: Auf jeder der sieben Tische lag zu Beginn des Turniers ein nagelneues Skat-Spiel, das erst einmal ausgepackt werden musste. Reiner Rose, der immer wieder betonte, dass alle Organisationsarbeiten allein auf ehrenamtlicher Basis stattfindden: „Diesen Luxus leisten wir uns, damit alle mit einem frischen Kartendeck spielen können. Wer eine Skatrunde verliert, zahlt 50 Cent Pinke in eine Sonderkasse. Mit diesem Geld bezahlen wir die Skat-Spiele und auch die Punktezettel, die auf jedem Tisch bereitliegen. Wir spielen übrigens ganz streng nach den Altenburger Skatregeln. Bei uns kann man sich nicht durch das Turnier mogeln, auch ein ‚Verwerfen‘ gibt es bei uns nicht, da sind wir sehr hart.“

Junge Leute gibt es in dieser Skat-Runde nicht. Das ist sicherlich der frühen Spielzeit um 14 Uhr geschuldet: Um diese Zeit sind die meisten Havelländer ja noch arbeiten. Aber auch das ist laut Reiner Rose ein Grund: „Früher haben die Väter ihren Söhnen noch das Skat-Spielen beigebracht. Das ist vorbei. Die jungen Leute kennen die Regeln nicht mehr. Hier ist Poker das neue Kartenspiel, das die Spieler an einen Tisch bringt. Ich kenne fast alle Skatvarianten und beherrsche viele Kartentricks – aber Pokern kann ich gar nicht.“

Mit seinen komplexen Regeln, dem Reizen, dem Hantieren mit einer Trumpffarbe und Sonderfällen wie einem Nullspiel oder einem Grand nur mit Buben als Trumpf kann Skat bei Neulingen auch leicht dafür sorgen, dass sich die Gehirnsynapsen verknoten.

Bei den versierten Skat-Profis kommt freilich noch ein anderer Effekt zum Tragen. Reiner Rose: „Skat ist besonders gut dafür geeignet, um frisch in der Birne zu bleiben. Wir Skat-Spieler ärgern uns noch 14 Tage später, wenn wir bei einem Spiel Mist gemacht haben. Und wir können ein besonders spannendes Spiel oft auch noch Wochen später Hand für Hand rekonstruieren. Die Faszination am Skat spielen ist, dass jedes Spiel anders ist. Ohne Glück kann auch der beste Skatspieler nicht gewinnen – da kannst du so gut sein, wie du willst.“

Auffällig ist, dass die Männer beim Skat-Turnier fast ausschließlich unter sich bleiben. Die einzige Frau an den Tischen war an diesem 4. August Ingrid Lischke (61) aus Falkensee. Sie sagt: „Die Skatregeln habe ich schon als Jugendliche gelernt. Ich hatte aber nie Zeit zum Spielen. Nun bin ich im Ruhestand, jetzt fange ich aktiv mit dem Skat an. Die Herren sind auch sehr nett zu mir, ich kann mich nicht beklagen.“

Reiner Rose würde sich über noch mehr weibliche Spielerinnen sehr freuen: „Einmal hatten wir schon einmal vier Damen zu Gast bei uns, das war natürlich toll.“

Am Ende des Turniers gab es einige strahlende Sieger. Für andere lief der Nachmittag nicht ganz so toll. Dietmar Fechner: „Ich hatte keinen Lauf, ich habe einfach keine Karten bekommen.“

Naja, vielleicht läuft es ja an einem anderen Dienstag wieder besser. Reiner Rose freut sich auf jeden Fall über weitere Spieler jeden Alters und aus jedem beliebigen Dorf im Umkreis. Und besonders freut er sich darauf, wenn jemand Geburtstag hat: „Dann muss er eine Lage ausgeben.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 174 (9/2020).

Der Beitrag Skat dreschen in Falkensee: Jeden Dienstag gibt es ein Turnier im ASB! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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