Direkt in Lietzow an der B5 steht ein imposantes Gutshaus – schräg gegenüber vom „Bell Ambiente“, in dem es italienische Feinkost, Weine und Möbel zu kaufen gibt. Für viele Menschen aus der Region hängen noch ganz besondere Erinnerungen an dem Bauwerk: Bis kurz nach der Wende war ein Kindergarten im ehemaligen Gutshaus untergebracht. Den haben viele Lietzower noch selbst besucht. Nach der Wende übernahm die Friesacker Grundstücksgenossenschaft das Anwesen. Seitdem wurde das Haus nicht mehr genutzt – es lag brach.
Der gebürtige Ur-Falkenseer Michael Schob, der eine Gartenbaufirma betreibt und inzwischen in Brieselang wohnt, hat bereits mehrere Häuser in der Nauener Altstadt saniert. Auch das Lietzower Gutshaus hat er 2011 erworben – und vor einem Jahr mit der Sanierung begonnen.
Michael Schob: „Alte Gebäude finde ich toll. Es macht mir großen Spaß, sie vor dem Verfall zu retten und sie möglichst originalgetreu wieder herzurichten. Das ist stets ein privates Vergnügen, ich sehe mich deswegen auch nicht als Investor, sondern einfach als netten Kerl, der etwas für seine Region tut. Und dabei auch nicht zwingend eine schnelle Refinanzierung im Sinn hat.“
Das Gutshaus in Lietzow wurde 1924 errichtet. Es gilt damit als jüngstes Gutshaus im Havelland: „Meine Frau und ich sind immer wieder über die B5 an dem alten Gutshaus vorbeigefahren, bis der Entschluss reifte, es zu kaufen. Zum Glück ist das Gebäude relativ gut erhalten. Da kenne ich aus unseren Sanierungsobjekten in der Nauener Altstadt ganz andere Fälle – mit hohen Herausforderungen an die Bausubstanz. Probleme haben uns in Lietzow nur unerwünschte Untermieter gemacht. Das Dach war in einem fürchterlichen Zustand. Marder und Waschbären haben hier gehaust und riesige Löcher ins Dach gerissen, sodass es hier hereinregnen konnte.“
Wichtig war es deswegen in einem ersten Schritt, die äußere Hülle vom Gutshaus wieder herzurichten. Das Dach wurde repariert, die Fassade neu hergerichtet. Michael Schob: „Wir haben stets den Anspruch, möglichst den Originalzustand wieder herzustellen. Die Denkmalbehörde war bestimmt sieben Mal vor Ort, um alles mit uns abzustimmen. So haben wir an den Giebelgauben Reste von grüner Farbe unter einem grauen Anstrcih entdeckt.“ Klar, dass die Gauben deswegen wieder in einem grünen Farbton gestrichen wurden. Auch früher vorhandene florale Muster wurden wieder auf die Gauben gemalt.
Die Sanierung der Hülle neigt sich inzwischen ihrem Ende entgegen. Zurzeit wird noch Hand an die Auffahrt und im Garten angelegt. Michael Schob: „Zum Gutshaus gehört ein weitläufiger, naturbelassener Garten. Vor einigen Jahren wurde die Streuobstwiese erweitert und durch zahlreiche alte Sorten ergänzt, die inzwischen gutes Obst tragen. Um den weitläufigen Charakter des Gartens zu erhalten, sorgen Leineschafe für den freien Durchblick bis hinter zur angrenzenden Wiese. Es ist mir eine besondere Freude, diesen Garten im Geiste des Domainenpächters wieder herzustellen und weiter zu entwickeln.“
Schon jetzt ist klar, dass das fertig sanierte Herrenhaus weder verkauft noch von der Familie Schob selbst bewohnt wird. Der Hausherr hat eine andere Nutzung vor Augen: „Wir werden das Haus später vermieten – für Feiern aller Art, für Hochzeiten oder für Firmenevents wie etwa Seminare oder Workshops. In der oberen Etage entstehen zehn Zimmer jeweils mit Bad, in denen Gäste übernachten können. Auch eine Hochzeitssuite wird hier umgesetzt. Die Räume im Erdgeschoss sollen wieder im Landhausstil der 20iger Jahre gestaltet werden. Dabei bleiben die alten Raumbezeichnungen wie Speisezimmer, Salon, Damenzimmer oder Anrichte natürlich erhalten. Im Untergeschoss planen wir zwei autarke Ferienwohnungen.“
Am 4. September nutzten Landrat Roger Lewandowski und Nauens Bürgermeister Manuel Meger die Gelegenheit, sich selbst vom Fortschritt der Sanierungsmaßnahmen zu überzeugen.
Von außen sieht das ehrwürdige Gutshaus bereits so aus, als könne es sofort genutzt werden. Innen sieht das noch anders aus – da steht man noch in einem Rohbau. Landrat Roger Lewandowski: „Bis man hier eine Rendite herausholen kann, das wird noch dauern.“
Michael Schob hat aber keinen Termindruck. Er freut sich stattdessen: „Das ist das schönste Haus, das ich je sanieren durfte. Und dabei meine ich nicht nur das allgemeine Aussehen, sondern auch die Bausubstanz.“
Mit dem Innenbau wird sich Michael Schob noch etwas Zeit lassen: „In den kommenden Monaten haben die Arbeiten am Berliner Hof Vorrang. Die letzten Fördermittel müssen abgerufen werden.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 175 (10/2020).
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