Wer ist eigentlich …? Unser „Who is Who“ möchte die besonderen Personen in unserer Region kurz vorstellen und sie so der Bevölkerung noch näher bringen. Volker Beckmann (62) kann in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum feiern. Er arbeitet bereits seit 40 Jahren (Stichtag 18. September) als Fahrlehrer. In Falkensee betreibt er die Fahrschule Beckmann. Volker Beckmann wurde am 6. August 1958 in Prenzlau geboren.
Aufgewachsen ist er allerdings in Friesack, wo er auch die Oberschule besuchte: „Mein Vater hat in Friesack als Lehrer gearbeitet und Ingenieure für die Landtechnik ausgebildet. Meine Mutter hat im Krankenhaus gearbeitet. Sie wollten meinen Vater damals zwingen, in die Partei einzutreten. Das wollte er nicht – da musste er sich einen neuen Job suchen. So kamen wir 1975 nach Falkensee. Hier durfte er als Lehrer an der kommunalen Berufsschule für Handwerksberufe arbeiten. Für mich war das alles sehr doof: Ich kam mit 17 Jahren als Jugendlicher in eine fremde Stadt und kannte keine Sau. Zum Glück war ich immer kontaktfreudig und konnte mir so schnell einen neuen Bekanntenkreis aufbauen.“
Volker Beckmann ließ sich 1977 zum Maschinen- und Anlagenmonteur im Kreisbetrieb für Landtechnik Nauen ausbilden. Von 1978 bis 80 musste er seinen Grundwehrdienst ableisten: „Den Dienst an der Grenze habe ich verweigert. So kam ich zur Bereitschaftspolizei Potsdam. In diese Zeit fiel dieser eine bitterkalte Winter in Deutschland mit enormen Schneemengen. Ich musste Straßenbahnschienen in Potsdam freischaufeln. So viel Schnee wie damals hab ich in meinem ganzen Leben nicht mehr bewegt.“
Von 1981 bis 83 schloss Volker Beckmann ein Ingenieurstudium für die Landwirtschaft ab: „Vorher habe ich aber noch meinen Fahrlehrerschein gemacht, das war 1980. Ich dachte mir, dass ich nebenbei Fahrstunden geben und mir so etwas dazuverdienen kann. Meine Frau war damals schon Kosmetikerin, hat aber nur 287 Ostmark im Monat mit nach Hause gebracht. Das reichte nicht zum Leben. Also hab ich mir im Studium mit den Fahrstunden etwas dazuverdient – und es hat ja auch Spaß gemacht.“
Nach dem Studium heuerte Volker Beckmann 1983 als Abteilungsleiter für den Bereich Transport- und Bodenbearbeitung in der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Dallgow an – und kümmerte sich hier auch um die Ausbildung der Fahrer auf dem LKW: „Das war neu im Betrieb, vorher sind alle nur Traktor gefahren. Ich habe auch Militärkraftfahrer ausbildet und für die GST die LKW-Fahrausbildung durchgeführt. Mit dem LKW konnte ich auch privat mal die eine oder andere Fuhre fahren, um Geld zu verdienen. Privat hatte ich kein Auto, das konnte ich mir nicht leisten.“
Bis 1990 blieb Volker Beckmann in dem Betrieb – dann kam die Wende: „Ich habe im Fall der Mauer sofort meine Chance gesehen und alles getan, um so schnell es geht in die Selbstständigkeit zu kommen. Am 1. April 1990 habe ich meine Fahrschule gegründet. Und das mit vollem Risiko. Ich habe erst einmal 40.000 West-Mark Schulden aufgenommen, um zwei Fahrschul-Golfs anzuschaffen. So viel Schulden – und dann gleich in West-Mark: Ich konnte nächtelang nicht schlafen. Mir war klar, da gibt es nun keinen mehr, der dich auffängt, wenn es schiefgeht.“
In der DDR gab es keine private Fahrschule. Um an den staatlichen Stellen einen Führerschein machen zu dürfen, musste man zwei bis vier Jahre warten. Volker Beckmann: „Da war es ja kein Wunder, dass sie mir die Tür einrannten. Ich habe gearbeitet wie ein Bekloppter – und hatte noch zwei kleine Töchter Zuhause.“
Das Risiko hat sich bezahlt gemacht. Inzwischen betreut die 30 Jahre alte Fahrschule Beckmann mit elf Mitarbeitern bereits Fahrschüler in der dritten Generation. Egal, ob PKW, LKW oder Motorrad: „Ich besitze alle Führerscheine und alle Fahrlehrerscheine.“ (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 174 (9/2020).
Der Beitrag Who is Who (68): Volker Beckmann erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.