Der Zeisigweg in der Neuen Siedlung in Wustermark führt direkt an einem großen Spielplatz vorbei. Hier spielen die Kinder der Umgebung sehr gern. Aber auch die Straße ist zum Spielen und Toben da, denn sie ist eine ausgewiesene Spielstraße – hier darf nur Schritt gefahren werden. „Die Tachonadel darf sich gar nicht bewegen“, sagt die Polizei.
Die Realität vor Ort ist eine andere, wie Andrea Voll, die kommissarische Leiterin der Kita Spatzennest, weiß: „Die Autofahrer fahren viel zu schnell durch die enge Straße. Sogar die LKWs brettern hier durch.“
Ortsvorsteher Roland Mende ist schwer genervt: „Vor drei Jahren gab es bei uns eine Geschwindigkeitsmessung. Der schnellste Autofahrer ist mit 75 Stundenkilometer in der nahen Hauptallee an der Seniorensozialstation vorbeigebrettert. Hier im Zeisigweg sind es oft die Anwohner selbst, die viel zu schnell unterwegs sind. Damals haben sie für die Einrichtung der Spielstraße Unterschriften gesammelt, jetzt sind die Kinder groß – und nun rasen sie auf einmal selbst.“
Um ein Zeichen gegen die zu schnellen Autofahrer zu setzen, hat sich der Ortsbeirat Wustermark zusammen mit der Verwaltung der Gemeinde Wustermark eine besondere Aktion einfallen lassen. Am 22. Oktober wurde der Zeisigweg von 24 Kindern aus der Schildkröten- und Hasen-Gruppe der Kita Spatzennest in Beschlag genommen. Ausgestattet mit bunten Straßenkreiden „besetzten“ die Knirpse die Straße und malten in Windeseile lauter bunte Bilder auf den Boden. So bunt war die Straße sicherlich noch nie.
Bürgermeister Holger Schreiber malte selbst mit und zeichnete einen großen Smiley auf die Steine. Zu den Kindern sagte er: „Die Straße gehört euch. Das ist eine Spielstraße. Da müssen die Autofahrer Rücksicht nehmen.“
Den Erwachsenen erklärte der Bürgermeister: „Dass die Autofahrer selbst in verkehrsberuhigten Straßen zu schnell fahren, das Problem habe ich überall in Wustermark, selbst in Buchow-Karpzow. Es ist auch kein Wustermarker Problem, das gibt es in ganz Deutschland. Wir müssen hier wirklich die Bürger vor den Bürgern schützen. Das ist doch hier keine Landesstraße und auch keine B5!“
Ortsvorsteher Roland Mende: „Es wäre schade und teuer, wenn wir in einer verkehrsberuhigten Straße auch noch verkehrsberuhigende Maßnahmen durchsetzen müssen. Wir haben schon ein Kissen am Anfang der Straße installiert, wir würden ungern noch mit Schwellen arbeiten.“
Die Kinder hatten jedenfalls viel Spaß an ihrer „Demo“. Die mahnenden Bilder aber halten leider nur bis zum nächsten Regen. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 176 (11/2020).
Der Beitrag Fahrt langsam: Kita-Kinder in Wustermark demonstrieren mit Straßenmalkreide! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.