„Igelmama“ Alexandra Livet gibt Alarmstufe Rot aus: Unsere Igel sind nach dem kalten Winter noch lange nicht über den Berg. Sie halten oft bis weit in den April oder Mai hinein Winterschlaf. Als Versteck reicht ihnen der kleinste Laubhaufen aus. Um die Tiere nicht vor der Zeit zu wecken, bittet die Igelexpertin darum, mit den anstehenden Gartenarbeiten noch etwas zu warten.
Die aufgeweckten Igel würden ansonsten noch kein Futter finden – und kläglich verhungern.
Vier Igel hat Alexandra Livet gerade bei sich Zuhause zur Pflege. Die kleine „Freedom“ etwa hat sie bei minus acht Grad auf einer Kellertreppe gefunden: „Der Igel war extrem unterernährt, als er zu mir kam, er hatte nur 430 Gramm, dafür aber Würmer, Zecken und Milben ohne Ende. ‚Freedom‘ ist jetzt wieder fit wie ein Turnschuh, aber das hat gedauert.“
Insbesondere die „Herbst-Igel“ bereiten Alexandra Livet große Sorgen: „Das sind die Igel, die ganz spät im Herbst auf die Welt gekommen sind. Sie sind fast noch zu klein, wenn sie in den Winterschlaf gehen. Es kann sogar passieren, dass sie gar nicht mehr aufwachen. Werden sie vor der Zeit geweckt, kommen sie vor Hunger um. Sie taumeln dann regelrecht durch den Garten. Ein Igel frisst am Tag etwa 400 Insekten. Das Problem ist: Wachen die Igel zu früh auf, so gibt es noch gar keine Insekten. Und die Igel verhungern. Normalerweise wachen sie erst im April oder Mai wieder auf – wenn es auch nachts um die acht Grad Plus hat.“
Viele Häuslebesitzer aus dem Havelland haben aber bereits die ersten Sonnenstrahlen genutzt, um „Klar Schiff“ im Garten zu machen. Da wird Laub geharkt, es werden die ersten Feuer angezündet und jede Ecke wird aufgeräumt. Was soll man während der Corona-Pandemie mit Stubenarrest sonst auch tun? Alexandra Livet: „Oft sieht man es einfach zu spät, wenn man eine schlafende Stachelkugel freilegt – und dann ist der Schaden oft schon angerichtet. Harken und Spaten können die Tiere sogar verletzen. Deswegen bitten wir darum, die Gartenarbeiten noch etwas ruhen zu lassen. Und wir regen erneut dazu an, eine Ecke im Garten anzulegen, in der man mit Astbeschnitt und Laub einen Zufluchtsort für Igel und andere Tiere schafft.“
Die Igelrettung in Elstal, sie formiert sich gerade erst. Alexandra Livet: „Bislang gab es nur die Wildtierrettung Brieselang und die Igel-Expertin Martina Exner in Falkensee. Jetzt nimmt die Initiative ‚Igel-Ritter Elstal‘ Gestalt an. Ein Logo ist fertig, die Facebook-Seite auch, eine eigene Homepage in Arbeit. Bis alles steht, kann man mich unter der Nummer 0151-55317354 erreichen. Wir helfen bei Notfällen und nehmen Igel entgegen, um sie zu versorgen, in eine Päppelfamilie zu vermitteln oder an die Tierrettung zu übergeben. Wir arbeiten auch eng mit einer Tierärztin in Falkensee zusammen, die sich sehr gut mit Igeln auskennt.“
Igel stehen unter dem Artenschutz, man sollte sie nur aufnehmen, wenn man sicher ist, dass sie wirklich Hilfe benötigen. Alexandra Livet: „Es sind keine Haustiere, sondern wilde Tiere. Weniger Kontakt ist immer besser als zu viel. Wir wildern unsere Igel auch immer wieder aus. In Elstal wird leider sehr viel gebaut. Dadurch verlieren die Igel sehr viele Rückzugsorte, weil auch die letzten naturnahen Flächen verschwinden.“ (Text/Fotos: CS)
Igel-Ritter Elstal auf Facebook: https://www.facebook.com/Igel-Ritter-Elstal-108134398020960
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 181 (4/2021).
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