Die vom Wohngebiet abgewandte Bushaltestelle an der Spandauer Straße (Höhe Kölner Straße) liegt mitten auf einem Feld. Es führt nur ein Weg zu ihr – der führt mitten über die vielbefahrene Straße. Für Senioren und auch für Kinder ist das eine lebensgefährliche Zumutung. Der Seniorenbeirat Falkensee rief deswegen erbost zu einer Demo vor Ort auf.
Er fordert eine sichere Fußgängerfahrbahnquerung. Eine Mittelinsel oder ein Zebrastreifen reichen den Senioren nicht aus – eine Bedarfsampel soll her.
Erhard Winkler (85) ist der Vorsitzende der Senioren-Union Falkensee. In dieser Funktion hält er regelmäßig Bürgersprechstunden ab, die zurzeit Corona-bedingt vor allem am Telefon stattfinden. Er sagt: „Ich wurde von älteren Bürgern aus der Nachbarschaft angesprochen. Sie halten es für sehr gefährlich und unzumutbar, die Spandauer Straße zu überqueren, um zur gegenüberliegenden Bushaltestelle der Linie X37 zu gelangen. Nachdem sich diese Anfragen gehäuft haben, habe ich das dem Seniorenbeirat Falkensee mitgeteilt.“
Ulf Hoffmeyer-Zlotnik (70) ist der Vorsitzende des Seniorenbeirats Falkensee: „Wir haben das Thema in den Ausschuss der Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Hier hören wir über diese spezielle Bushaltestelle immer wieder: Aber wir haben doch schon so viel getan an diesem Ort. Ja, eine seitliche Rampe haben sie gebaut. Aber das ist für mich lächerlich, das reicht vorne und hinten nicht. Seit einem Jahr haben wir das Thema nun schon auf dem Fokus – und kommen nicht wirklich voran. Nun hat die SVV beschlossen, dass 14 Falkenseer Bushaltestellen barrierefrei ausgebaut werden sollen. Da müssen wir vom Seniorenbeirat aber ganz genau schauen, ob das auch die richtigen sind. 14 Haltestellen sind uns immer noch zu wenig.“
Eine barrierefrei zugängliche Bushaltestelle würde in der Spandauer Straße auch noch gar nicht ausreichen, wenn es doch im starken beidseitigen Verkehr kaum möglich ist, eine passende Lücke zur Querung der Straße zu finden und zu nutzen.
Evi Pabst (86) kennt die Probleme aus ihrem eigenen Alltag. Sie war es auch, die das Thema als erste zur Sprache gebracht hat: „Ich fahre viel mit dem Bus und es ist einfach furchtbar, über diesen Damm zu kommen. Ich brauche dafür einfach meine Zeit. Zum Glück ist mir bislang noch nichts passiert.“
Sybille K. (74) wohnt in der gleichen Straße wie Frau Pabst. Sie moniert auch die Gleichmütigkeit der Autofahrer: „Ich habe es leider noch nie erlebt, dass einmal ein Autofahrer kurz anhält, um uns über die Straße laufen zu lassen. Ich muss, wenn ich den Bus auf der Nordseite erwischen möchte, oft schon im Vorfeld fünf Minuten mehr Zeit für meinen Weg einplanen. So lange brauche ich alleine, um über die Straße zu gelangen. Zum Glück fährt der Bus inzwischen alle 20 und nicht mehr alle 30 Minuten. So muss man nicht mehr ganz so lange warten, wenn man ihn doch einmal verpasst hat, weil sich einfach keine Lücke im Verkehr finden ließ.“
Evi Pabst: „Am liebsten laufe ich mit Begleitung über die Straße, da fühle ich mich einfach sicherer.“
Sybille K.: „Am Alten Fischerweg gibt es ja bereits eine Bedarfsampel. Aber sie ist für uns Senioren zu weit entfernt. Sie zu benutzen, das würde einen großen Umweg für uns bedeuten.“
Wenn die Senioren demonstrieren: Demo an der Spandauer Straße
Ulf Hoffmeyer-Zlotnik ist es leid, in der Stadtverordnetenversammlung immer wieder zu hören, dass die Spandauer Straße ja eine Landesstraße sei – und deswegen außerhalb der Falkenseer Verantwortung stehen würde: „Wir möchten an dieser Stelle eine Fußgängerbedarfsampel installiert wissen. Nicht nur für die Senioren, sondern auch für die Kinder, die mit dem Bus zur Schule fahren und die ebenfalls großen Gefahren beim Überqueren der Straße ausgesetzt sind. Wenn die Bushaltestelle auf der nördlichen Seite der Spandauer Straße dafür versetzt werden muss, dann habe ich da auch kein Problem mit. Hauptsache, man kommt über die Straße.“
Mahnende Worte alleine scheinen nicht länger zu reichen. Am 23. April um 15 Uhr lud der Seniorenbeirat Falkensee zu einer Demo vor Ort ein. 600 „Bürgerrundbriefe“ wurden extra für diesen Zweck vorab in der Nachbarschaft der Bonner, Köllner, Krefelder, Neusser, Koblenzer, Rüdesheimer, Gladbacher und Mainzer Straße verteilt, außerhalb gab es Aufrufe zum Demonstrieren in den sozialen Netzwerken: „Bitte bringen Sie Ihre Forderungen und Meinungen auf Spruchbändern und Plakaten zu der Veranstaltung mit.“
Laut Zählung der Polizei besuchten am Ende 30 Teilnehmer die Demo, darunter als Beobachter auch die SVV-Mitglieder Günter Chodzinski und Juliane Kühnemund (beide Die Grünen) sowie Rainer Ganser (CDU).
Ulf Hoffmeyer-Zlotnik: „Eine Bedarfsampel an dieser Stelle hätte den großen Vorteil, dass der Verkehr nur alle 20 Minuten unterbrochen wird – eben dann, wenn in Kürze der Bus kommt.“
Erhard Winkler: „Ich habe auch einen Brief an Guido Beermann, den Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg, geschrieben. Sollte es an der Spandauer Straße zu einem Ortstermin mit dem Minister kommen, wären wir gern mit dabei. Nicht, dass die zu einer verkehrsarmen Zeit vorbeischauen und dann sagen, es sei doch alles in Ordnung, wie es ist.“
Am Ende hätten die aufgebrachten Senioren am liebsten die Straße gesperrt, das konnte die vor Ort die Demo sichernde Polizei aber nicht zulassen. Wie sagte eine ältere Dame treffend: „Die Autos halten doch erst dann für uns an, wenn wir schon mitten auf der Straße stehen!“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 183 (6/2021).

23. April 2021: Der Seniorenbeirat Falkensee fordert eine sichere Fahrbahnquerung für Senioren und Schüler an der Bushaltestelle Kölner Straße – und geht dafür sogar demonstrieren.
Der Beitrag Lass mich rüber! Senioren aus Falkensee fordern sichere Fußgängerfahrbahnquerung zur Bushaltestelle! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.