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Channel: Seite 85 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Gebt den Sport frei: Große Demo auf dem Campusplatz in Falkensee!

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Es reicht langsam! Dieser Meinung sind jedenfalls die Sportvereine aus Falkensee (und sicherlich auch aus der Umgebung). Der TSV Falkensee e.V. lud am 12. Mai zur großen Demo und Kundgebung auf den Campusplatz neben der neuen Stadthalle ein. Über 350 Sportler kamen zur Veranstaltung „Sport ist nicht das Problem, Sport ist Teil der Lösung“. Lange kamen im Ort nicht mehr so viele Menschen zusammen.

Die zahllosen Corona-Regeln, die von der Bundes- und Landesregierung ausgegeben werden, versteht kein normaler Bürger mehr. Wer sich wann mit wem treffen darf, wo überall eine Maske zu tragen ist und welche Geschäfte nach welchen Regeln öffnen dürfen: Ohne gezieltes Nachschlagen in aktuellen Verordnungen und deren Nachbesserungen kann kein Mensch diese Fragen beantworten.

Unverständlich ist vielen vor allem, warum in einer Pandemie ausgerechnet der Sport so radikal ausgebremst wird. Dabei weiß jeder Immunologe, dass sportliche Aktivität die Abwehrkräfte des Körpers beflügelt. Sport hätte ein Baustein im Kampf gegen die Viren sein können. Stattdessen verdonnert man die Menschen zum Stubenarrest im Home-Office, versagt ihnen Spaziergänge in den Abendstunden und schließt sogar die Sportanlagen im Freuen.

Ordentlich Ärger und Grimm haben sich da in den Führungsgremien der Sportvereine angesammelt. Bei schwindenden Mitgliederzahlen werden die Vereine stetig weiter geschwächt. Unverständlich, sagt Birgit Faber (58), Chefin vom TSV Falkensee e.V., immerhin der größte Sportverein im Havelland. Sie sagt: „Outdoorsport ist im Verein sicher. Für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und auch für Senioren. Mit dem Fortschritt der Impfkampagne und mit den Erkenntnissen aus der Aerosolforschung ist es jetzt an der Zeit, dass wir uns auf einen Sommer mit viel Bewegung vorbereiten. Wir können einen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten. Denn der Nutzen von Sport und Bewegung im Freien überwiegt das Risiko einer Ansteckung – für alle Altersgruppen!“

Der TSV fordert eine Öffnung aller Outdoor-Sportanlagen, eine Öffnung der Indoor-Sportmöglichkeiten (Kinderbewegungslandschaft, Fitnessstudio, Sporthallen) für Geimpfte und Genesene sowie bei Vorlage eines negativem Schnelltests, eine Öffnung der Indoor-Sportmöglichkeiten für Kinder bis 14 Jahre und die kurzfristige Einberufung eines runden Tisches zur Besprechung weiterer Schritte, um die Menschen wieder an den Sport heranzuführen.

Um dieser Forderung mehr Gewicht zu verleihen, lud der TSV am 12. Mai ab 18 Uhr zur großen Kundgebung auf dem Campusplatz zwischen Stadthalle und Stadtbibliothek ein. Über 350 Menschen kamen, darunter auch Vertreter von vielen anderen Sportvereinen wie etwa dem SV Falkensee Finkenkrug, der Eintracht Falkensee oder dem SV Turbine Falkensee.

Birgit Faber: „Wir möchten unseren Teil dazu beitragen, die Mitmenschen wieder in Bewegung zu bringen. Die Auswirkungen der Pandemie insbesondere für Kinder und Senioren sind erschreckend – gesundheitlich und sozial. Lasst uns wieder zusammenkommen! Jetzt ist die Zeit, dies wieder zu ermöglichen!“

Auf der Demo: Klare Worte von den betroffenen Sportlern

Von den Falkenseer Stadtverordneten wurden Juliane Kühnemund (Grüne), Amid Jabbour (FDP) und Sven Steller (CDU) gesehen, ansonsten hielt sich die Politik größtenteils von der Veranstaltung fern.

Dafür ließen sich umso mehr Sportler blicken. Elke Weisener (66) alias „Laufmaus Elke“ läuft seit Jahren jeden Tag und lässt ansonsten kaum einen Marathon im Land aus. Auch gibt sie Sportkurse für verschiedene Vereine und Institutionen in Falkense. Doch Wassergymnastik und sogar die Senioren-Sturzprävention müssen zurzeit komplett ausfallen: „Ich darf zwei Mal in der Woche Reha-Sport für Betroffene mit Verordnung in der Vitalitätsoase anbieten, das war es aber auch schon. Es ist eine Katastrophe, die Sporteinschränkungen sind für mich völlig sinnfrei.“

Ralf Rugenstein (59) vom SV Turbine Falkensee vermisst das Kegeln: „Seit sieben Monaten habe ich keine Kugel mehr in der Hand gehabt. Das fehlt natürlich. Ich habe ein bisschen Bammel, dass nach dem Lockdown meine Skills weg sind, die Muskulatur hat auf jeden Fall gelitten. Auch fehlt natürlich das Soziale, das menschliche Miteinander. Unser Verein ist im vergangenen Jahr 60 Jahre alt geworden und wir konnten es nicht einmal feiern.“

Sven Steller (51) vom SV Falkensee-Finkrug e.V.: „Wir wollen endlich wieder Sport machen. Wir brauchen eine klare Perspektive – auch für den Wettkampf. Ich denke dabei aber vor allem an die Kinder, an die Jugend und an die Senioren. Die neue Verordnung sagt, dass alle Sportler vorab getestet werden müssen. Ich bin der Meinung: Das kann kein Verein leisten. Übrigens: Ich bin jetzt 51 Jahre alt und heute das allererste Mal auf einer Demo.“

Birgit Faber: „Ich fühle mich nach so vielen Monaten ohne Sport wie ein Büromensch – ich habe Rückenschmerzen. Wir brauchen den Sport mehr als alles andere. Ich fordere die sofortige Öffnung der Sportanlagen für die Menschen.“

Malen mit Kreide, fliegende Luftballons

„Der Ball soll rollen, nicht wir.“ Viele Plakate zeigten auf der Demo, was die Volksseele denkt. Dass Bewegung für die Gesundheit besser ist als zusätzliche Fettröllchen dank permanenter Inaktivität, das sollte eigentlich klar sein. „Sport sofort“ und „Ich will kicken“ forderten andere Plakate.

Der TSV wäre aber nicht der TSV, wenn der Verein nicht ein paar Aktionen vorbereitet hätte. Philipp Perthen hatte zwei „Bilder“ im Kopf. So bat er alle Anwesenden auf dem Campusplatz um eine Minute der völligen Stille. Während die Musik von „Spiel mir das Lied vom Tod“ über den Platz wehte, war kein Mucks von den Anwesemden zu hören. Das Schlimme an diesem Bild: Das fühlte sich in Corona-Zeiten regelrecht „normal“ an, weil ein ausgelassenes und lautstarkes Miteinander seit Monaten nicht mehr möglich ist und schon kleinste Gruppierungen sofort getrennt werden.

Das zweite Bild sollte einen starken Kontrast bilden. Alle Demo-Teilnehmer sollten genau dort, wo sie stehen, richtig Krach schlagen, hüpfen, springen, tanzen und zeigen, was sie vermissen. Das gelang nur verhalten – die Glieder der Teilnehmer waren über die lange Zeit bereits ganz schön eingerostet.

Die nächste Aktion: Der TSV hatte Straßenmalkreide ausgelegt – mit der Bitte, doch einfach auf dem steinernen Grund des Campus-Geländes zu notieren, was man in Sachen Sport vermisst. Insbesondere die Kinder hatten großen Mitteilungsbedarf. „Sport ist so wichtig“, schrieb ein kleines Mädchen. Anschließend wurden mit Helium gefüllte Luftballons verteilt. Ein sportiver Wunsch durfte auf einen Zettel geschrieben werden, der am Ende der Schnur baumelte. Trotz Regen schafften es einige der Ballons, abzuheben und in den Himmel aufzusteigen.

Nach gut einer Stunde wurde die Demo friedlich und erfolgreich beendet. Das Votum der Bürger für schnelle Öffnungen im Sportbereich wurde klar und deutlich „formuliert“. Ob es die Verantwortlichen hoch oben in den Regierungsstuben aber erreicht, das ist fraglich. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 183 (6/2021).

Der Beitrag Gebt den Sport frei: Große Demo auf dem Campusplatz in Falkensee! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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