Die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS) hat auch in diesem Jahr wieder Fördermittel bereitgestellt, um regionale Projekte zu unterstützen. Insgesamt 120.000 Euro wurden an 23 Vereine, Organisationen und Einrichtungen im Landkreis Havelland ausbezahlt. Zu den Empfängern zählt auch der Verein „Esel-Freunde im Havelland e.V.“ Er kümmert sich um inzwischen 24 Esel, die zum Teil aus schlimmen Verhältnissen stammen.
Zwischen Paaren im Glien und Grünefeld liegt ein vier Hektar großer Grünzug, der sehr karg bewachsen ist. Hier stehen viele der insgesamt 24 Esel, um die sich der Verein „Esel-Freunde im Havelland e.V.“ (www.esel-freunde.de) kümmert.
Laufen Spaziergänger an dem eingezäunten Areal vorbei, kommen die Esel gern freundlich und neugierig näher. Angesichts ihrer lieben Art glaubt man kaum, welche Schicksale die sanften Langohren oft in ihrem früheren Leben vor ihrer „Rettung“ erdulden mussten.
Angefangen hat alles 1995, als die Vereinsgründerin Christine Möller zu ihrem allerersten Esel gekommen ist. Das war „Sir Henry“, der inzwischen 33 Jahre alt ist – und damit langsam ein echter Esel-Methusalem. Der Eselhengst wurde allein auf einem Hof gehalten und strapazierte mit seinem andauernden Rufen nach einem Artgenossen die Nerven seines Besitzers und der Nachbarn. 2013 wurde aus einer losen Interessengemeinschaft zum Thema Esel ein gemeinnütziger Verein, der sich fortan engagiert für das Ihh-Ahh-Tierwohl einsetzt.
Wie viele andere aus dem 23 Mitglieder zählenden Verein, so hilft auch Dörte Jahn (55) auf ehrenamtlicher Basis im Verein. Sie hat jeden der zahlreichen Esel ins Herz geschlossen, weiß zu jedem eine Geschichte zu erzählen und ist ein wandelndes Esel-Lexikon: „Viele unserer Esel wurden völlig falsch gehalten und stammen zum Teil aus ganz schlimmen Verhältnissen. Meinen Patenesel Kaatje haben wir in Holland vor dem Schlachthof gerettet. Wenn ich mit ihm an der Autobahn spazieren gehe und es fährt ein Tiertransport vorbei, so wird der Esel noch inmer ganz nervös, da merkt man, dass er traumatische Dinge erlebt hat. Unsere Esel mögen es eigentlich sehr gern, hinter den Ohren gekrault zu werden. Manche lassen das aber nicht zu. Im Süden greift man den Eseln nämlich oft brutal in die empfindlichen Ohren, wenn sie bei der Arbeit nicht sofort spuren. Oft geht es aber nicht nur um Grausamkeiten, sondern auch um eine völlig fehlgeleitete Haltung. Unser Sir Henry etwa wurde zusammen mit Pferden gehalten. Das geht nie gut, der beste Freund eines Esels ist immer ein anderer Esel. Nun glaubt unser Esel aber leider, dass er ein Pferd ist. Pferde haben eine natürliche Fettschicht auf dem Fell, die sie vor Regen schützt. Das haben Esel nicht. Sie müssen sich bei Regen unterstellen. Erklären Sie das aber mal einem Esel, der nun denkt, dass er ein Pferd ist.“
Karge Kost für die Esel: Landschaftspflege im Havelland
Dass die Esel auf ihrer 4-Hektar-Koppel auf sandigem Boden mit nur wenig kargem Pflanzenbewuchs stehen, hat einen ganz bestimmten Grund – wie eigentlich alles, was die „Esel-Freunde“ tun.
Dörte Jahn, die vor fünf Jahren zu den Eseln kam und sofort „schockverliebt“ ihr Herz an ihre weichen Schnuten verloren hat: „Auf unseren Wiesen würde jedes Pferd sofort verhungern. Esel verwerten 30 Prozent mehr Nährstoffe aus dem Futter als Pferde. Sie brauchen deswegen karge, unbehandelte Weidegründe, sonst werden sie fett und bekommen Stoffwechselkrankheiten. Um an ihr Futter zu gelangen, laufen Esel auch bis zu 20 Kilometer am Tag.“
Und ganz nebenbei betreiben die Esel durch das Abfressen der Vegetation auch aktive und ökologische Landschaftspflege. Sechs der Esel stehen gerade in den Eichwerder Moorwiesen im Naturpark Barnim. Fünf weitere sorgen auf einer Weide gleich vor Ort im Dorf dafür, dass kein Kraut zu sehr in die Höhe schießt.
Für ihr Futter werden übrigens auch die Fördermittel verwendet, die MBS-Marktdirektor Matthias Kremer am 2. Juni an die „Esel-Freunde“ überreichte: „Wir finden es toll, dass in der Region so etwas Ausgefallenes existiert. Das unterstützen wir gern.“
Dörte Jahn: „Unser Sir Henry ist alt, er kann nicht mehr richtig kauen. Für ihn und für andere ältere Esel brauchen wir ein spezielles Zusatzfutter, das wir mit dem Geld der MBS anschaffen werden.“
Seit Mitte Mai haben die „Esel-Freunde“ Unterstützung vor Ort. „Bufdi“Jonas Fabig (21) arbeitet im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes 40 Stunden in der Woche auf dem Esel-Gelände. Jeden Morgen gibt es frisches Wiesenheu für die Esel und eine Strohraufe wird aufgestellt. Außerdem wird die Fläche „abgeäppelt“ – für eine bessere Weidehygiene. Jonas Fabig: „Ich komme aus Schönwalde-Glien und habe in Paaren gewohnt. Ich habe schon als Kind bei den Eseln geholfen. Ursprünglich wollte ich ja Tierarzt werden, aber das Studium ist nichts für mich. Jetzt kann ich mir vorstellen, einmal Hufschmied oder Tierpfleger in einem Tierpark zu werden.“
Zur artgerechten Offenstallhaltung gehören übrigens auch zwei aufgespannte Tunnelzelte als Regen- oder Sonnenschutz. Dörte Jahn: „Wind mögen die Esel auch nicht“. Eine Wassertränke und ein Kratzbaum gehören ebenfalls zur Ausstattung mit dazu.
Sobald die Corona-Pandemie ausgestanden ist, möchten die „Esel-Freunde“ wieder Eselwanderungen und den „Esel-Führerschein“ anbieten. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 184 (7/2021).
Der Beitrag Die Esel-Freunde in Paaren: Die Mittelbrandenburgische Sparkasse hat ein Herz für liebe Esel! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).