Man stelle sich einen Science-Fiction-Film vor, der von der Prämisse ausgeht, man könnte die ungefilterten Gedanken ausschließlich der Männer laut hören und sogar auch sehen. So ein Mann, das wäre dann ganz bestimmt ein Chaos auf zwei Beinen, also „Chaos Walking“. Damit ist schon einmal geklärt, wie der Film „Chaos Walking“ von Regisseur Doug Liman zu seinem Namen gekommen ist.
Der Science Fiction Streifen aus der Feder von Patrick Ness und Christopher D. Ford folgt sehr frei der Romanvorlage „The Knife of Never Letting Go“ von Patrick Ness, der im Deutschen „New World: Die Flucht“ heißt. Die Chaos-Walking-Reihe umfasst drei Bücher. Was bereits aufzeigt, dass es bei einem Erfolg des Kinofilms durchaus noch Potenzial für zwei Nachfolger geben könnte.
Und darum geht es: In der Zukunft hat die Menschheit Raumschiffe zu anderen Planeten ausgeschickt, um sie nach und nach zu kolonialisieren. Todd Hewitt (Tom Holland) wächst auf der Welt „New World“ auf. In seinem Dorf Prentisstown gibt es nur Männer. Es heißt, alle Frauen wurden von einer einheimischen Alienrasse namens Spackle gemeuchelt. So kommt es, dass Todd noch nie in seinem Leben eine Frau gesehen hat.
Ein geheimnisvoller Virus hat dafür gesorgt, dass sich nur unter den Männern eine Eigenheit namens „The Noise“ ausgebildet hat. Der „Lärm“, das sind die ungefilterten Gedanken der Männer, die hör- und sichtbar um die Köpfe der Betroffenen schweben. Mit allerlei Tricks und Konzentrationskniffen sorgen die Männer dafür, dass sie nicht ununterbrochen die Wahrheit „denken“ und so ihr Gegenüber vor den Kopf stoßen.
Eines Tages nähert sich ein neues Raumschiff dem Planeten und die junge Viola (Daisy Ridley) legt eine waschechte Bruchlandung mit einem Shuttle hin. Todd findet sie – und ist äußerst fasziniert von dem fremden Wesen namens Frau, das keinen „Lärm“ verbreitet. Schnell entwickelt er Beschützerinstinkte und nimmt Viola vor dem strengen und geheimnisvollen Bürgermeister (Mads Mikkelsen) in Schutz, der das Mädchen für seine Zwecke in Sicherheitsverwahrung nehmen möchte. Schnell findet sich Todd zusammen mit Viola auf der Flucht wieder – und stellt fest, dass er eigentlich so rein gar nichts über die Welt weiß, in der er aufgewachsen ist.

„Chaos Walking“ hat eine schlimme Entwicklungsgeschichte hinter sich. Seit zehn Jahren ist der Film in der Mache. Er wurde immer wieder verschoben und es gab viele Nachdrehs. Meist entpuppt sich so ein Film, der durch viel zu viele Hände ging, am Ende als echte Gurke. „Chaos Walking“ lässt sich aber sehr gut anschauen. Das liegt an den beiden Hauptdarstellern Tom Holland und Daisy Ridley, die beide sehr gut miteinander harmonieren. Auch die Idee und die visuelle Umsetzung vom „Lärm“ ist gut und sorgt für ein komplett neues Element in dem Science-Fiction-Film. Gut ist auch, dass der Film den „Lärm“ gegenüber dem Buch noch weiterentwickelt. So kann er hier sogar gezielt eingesetzt werden, um Trugbilder zu erschaffen.
Schade sind nur zwei Dinge bei „Chaos Walking“. So ist er mit 108 Minuten sehr kurz. Eine deutlich längere Spielzeit wäre nötig gewesen, um die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander besser auszuarbeiten. Insbesondere der Bürgermeister und der Priester wirken zwar physisch bedrohlich, bleiben aber komplett eindimensional. Und: Man hätte gern etwas mehr Exotik in der fremden Planetenwelt gesehen. (CS / Bilder: Studiocanal)
Fazit: ****/* (FSK 12)
Spieldauer: 108 Minuten
Kinostart: ab sofort
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=mmucmrU1-M0
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 184 (7/2021).
Der Beitrag Kino-Filmkritik: Chaos Walking erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).