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Channel: Seite 85 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Tipps aus der Region: Die Bewerbung ist immer der erste Schritt zu einer neuen Arbeit!

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Jede neue Arbeitstelle beginnt mit einer Bewerbung, die im Vorfeld geschrieben und verschickt werden muss. Aber wie wünschen sich die Unternehmen eine solche Bewerbung, wie umfangreich muss sie sein? Mehrere Unternehmer aus dem Havelland berichten von ihren persönlichen Vorlieben und Erfahrungen.

In früheren Zeiten haben sich die Arbeitnehmer oft für ein bestimmtes Unternehmen entschieden und sind ihm bis zum Ruhestand treu geblieben. Das hat sich geändert, inzwischen ist es – dem amerikanischen Vorbild folgend – durchaus normal geworden, mehrere Stationen im Lebenslauf zu haben.

Vor jeder neuen Arbeitsstelle steht aber die Notwendigkeit, eine Bewerbung aufzusetzen, die den zukünftigen Arbeitgeber aufmerksam macht und ihn vielleicht dazu verleitet, die Hand auszustrecken und einen Arbeitsvertrag zu unterzeichnen.

Die klassische Bewerbung, die per Post verschickt wird, hat aber nahezu ausgedient. Wie möchten die Unternehmen denn heutzutage eine Bewerbung erhalten – und was gehört zwingend dazu?

Kai-Arno Schmidt ist der Geschäftsleiter der Selgros in Falkensee. Er sagt: „Ich bevorzuge Bewerbungen, die per Mail bei mir eingehen. Dabei lege ich Wert auf eine ausführliche Bewerbung mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen, die am besten zu einer PDF zusammengefasst sind. Da wir in der Regel Personal gleich für mehrere Stellen suchen, sollte der Bewerber auch deutlich herausstellen, für welche Stelle er sich gerade bewirbt.“

Ein großer Fehler, den viele Bewerber oft begehen, ist ein völlig austauschbares Auschreiben. Kai-Arno Schmidt: „Ich möchte beim Lesen des Anschreibens nicht den Eindruck vermittelt bekommen, dass die gleiche Bewerbung noch an hundert andere Firmen verschickt wurde. Im Gegenteil: Ich möchte erfahren, warum sich der Bewerber genau für mein Unternehmen entschieden hat. Ich möchte im Schreiben gern herauslesen, dass sich der Bewerber mit Selgros beschäftigt hat und weiß, was wir hier eigentlich machen.“

Oliver Welter, Pächter der Shell-Tankstelle in Falkensee (und drei weiterer Tankstellen in Berlin) erklärt: „Ich erhalte sehr viele Bewerbungen direkt auf meine Stellengesuche bei eBay Kleinanzeigen. Hier lege ich Wert auf eine vollständige Bewerbung mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen. Ob diese Bewerbung per Post oder per Mail bei mir eintrifft, das ist nebensächlich. Ein Foto ist nicht zwingend erforderlich, mir ist es egal, wie jemand aussieht. Außerdem lerne ich den Menschen ja noch im Vorstellungsgespräch kennen.“

Eins kann der Tankstellenexperte allerdings gar nicht leiden: „Wenn jemand auf eine eBay-Kleinanzeige nur in kürzester Form reagiert und fragt ‚Stelle noch frei?‘- Da antworte ich gar nicht erst drauf.“

Michael Arneburg ist der Geschäftsführer vom Falkenseer „Kronprinz“. Auch er sucht regelmäßig nach Personal für die Gastronomie, aber auch für das angeschlossene Hotel: „Bewerbungen bekomme ich besonders gern per Mail mit einem dazu passenden PDF-Anhang. Diese Bewerbung muss nicht einmal ausführlich sein, das bringt mir gar nichts. Meine Erfahrung aus vielen Jahren Selbstständigkeit ist: In einer Bewerbung kann jeder schreiben, was er will, es ist immer das gleiche Blabla. Die Bewerbungen werden leider auch immer gruseliger. Deswegen ist für mich das Bewerbungsgespräch das Maß aller Dinge, die Bewerbung öffnet nur die Tür dorthin.“

Könnte man denn den Kronprinz-Chef mit einem besonders emphatischen Anschreiben überraschen und begeistern? Michael Arneburg: „Einer hat mir tatsächlich einmal in der Bewerbung seine gesamte Familiengeschichte offenbart und dann auch noch ein Foto angehängt, auf dem er zusammen mit einem Papagei zu sehen war. Das hat mich in der Tat so überrascht und neugierig gemacht, dass ich diese Person unbedingt kennenlernen wollte. Ich habe sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen – und eingestellt.“

Fotos sieht Michael Arneburg gern in einer Bewerbung, allerdings nur in einer besonderen Machart: „Steife Fotografenfotos bringen mir nichts, hier sehe ich ein privates Foto viel lieber. Ansonsten kann ich mir diese Person ja gar nicht in der Gastronomie oder im Hotel vorstellen.“

Auch auf die Zeugnisse achtet Michael Arneburg nur aus den Augenwinkeln heraus: „Wir hatten schon Köche mit den tollsten Zeugnissen und sie sind dann mit unserer Küche nicht zurechtgekommen. Daraus folgt: Ein Koch muss bei uns probekochen, sonst bringt das alles gar nichts.“

Carsten Scheibe vom Pressebüro Typemania, in der die Lokalmagazine „Unser Havelland“ und „Zehlendorf aktuell“ erscheinen: „Ich liebe Bewerbungen, die mich per Post erreichen. Da sieht man schon an der verwendeten Mappe, wie ernst es einer Person ist. Bei einer Bewerbung per Mail müssen sämtliche Dokumente in einer einzelnen PDF zusammengeführt sein, damit es kein Chaos mit den Dateianhängen gibt. Ich möchte außerdem gern im Anschreiben lesen, warum man sich genau für mein Unternehmen entschieden hat. Auch den Lebenslauf schau ich mir sehr genau an. Vielleicht hat der Bewerber ja schon Praktika gemacht in einem Bereich, der für mein Unternehmen von Bedeutung ist. Dabei muss es gar nicht zwingend um das Schreiben und Fotografieren gehen. Jemand, der z.B. in einem Praktikum bereits bewiesen hat, dass er oder sie sehr gut organisieren kann, bekommt sofort Pluspunkte. Bei älteren Personen achte ich darauf, wie oft die Arbeitstelle in der Vergangenheit bereits gewechselt wurde. Wer es nirgendwo lange aushält, muss das ggf. in einem Vorstellungsgespräch genau erklären können. Ich achte auch auf Sonderfertigkeiten wie Sprachen oder Computerkenntnisse. Kurzum: Ich versuche mir bereits anhand der Bewerbung genau klar zu machen, ob diese Person in mein Unternehmen passt oder nicht.“

Initiativbewerbungen ergeben für den GmbH-Geschäftsführer keinen Sinn: „Ich bekomme immer wieder Bewerbungen aus ganz Deutschland per Mail zugeschickt. In 99 Prozent der Fälle merke ich sofort, dass sich die Person mit meinem Unternehmen noch keine fünf Minuten lang beschäftigt hat und einfach nur ‚irgendwas mit Medien‘ machen möchte. Da ging das selbe Anschreiben unmodifiziert an hundert weitere Empfänger heraus. Jemanden mit dieser Denke möchte ich gar nicht in meiner Firma haben, sonst arbeiten er oder sie hier dann nach dem gleichen Prinzip.“ (Text: CS / Fotos: CS, Victoria Aurel)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 185 (8/2021).

Der Beitrag Tipps aus der Region: Die Bewerbung ist immer der erste Schritt zu einer neuen Arbeit! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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