Quantcast
Channel: Seite 85 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
Viewing all articles
Browse latest Browse all 5295

Kino-Filmkritik: Catweazle

$
0
0

Die ältere Generation kennt sie noch, die witzig-verschrobene Fernsehserie „Catweazle“, die Richard Carpenter 1970 mit Geoffrey Bayldon für die britische BBC gedreht hat. Auch in Deutschland wurde die Geschichte um einen nicht ganz fähigen Zauberer, der sich aus dem Mittelalter in die Gegenwart hext, zu einem Kultereignis.

Nun scheint es an der Zeit für ein Remake zu sein. Sven Underwaldt inszenierte es mit seinem Spezi Otto, mit dem er auch schon die Sieben-Zwerge-Filme gedreht hatte. Otto als Catweazle, das passt natürlich wie die Faust aufs Auge. Da braucht es nicht viel Maske und auch kein Schauspieltalent – das passt ganz einfach.

Und darum geht es: Der 12-jährige Benny (Julius Weckauf), der nach dem Tod seiner Mutter beim gestrengen Vater (Henning Baum) aufwächst, entdeckt in seinem Keller den äußerst verschrobenen Zauberer Catweazle. Der hat sich kurzerhand aus dem 11. Jahrhundert in die Jetztzeit gehext, als er für seinen Fürst Moderich künstliches Licht herbeizaubern – oder auf dem Scheiterhaufen enden – sollte. Zusammen mit seiner Kröte Kühlwalda muss sich der knapp dem Tode entronnene Zauberer nun in der modernen Jetztzeit zurechtfinden.

Am wichtigsten ist es für Catweazle, seinen verlorenen Zauberstab Anawandur wiederzufinden. Ohne ihn ist keine Rückkehr in die Vergangenheit möglich. Doch der Zauberstab landet dank widriger Zufälle erst im Brennholz, dann im Museum und am Ende bei der skrupellosen Kunsthändlerin Dr. Katharina Metzler (Katja Riemann), die mit dem Stab ihre strauchelnde Karriere retten möchte. Schnell ist dem Zuschauer klar, dass es für Catweazle extrem wichtig ist, den Zauberstab so schnell wie möglich zurückzubekommen. Benny und seine Mitschülerin Lisa (Gloria Terzic) wollen ihm dabei zur Hand gehen.

Schade ist, dass sich der ganze Film fast einzig und allein auf die Jagd nach dem doofen Zauberstab konzentriert. Es wäre so schön gewesen, hätte man Otto alias Catweazle noch viel mehr Möglichkeiten eingeräumt, mit den Segnungen der Jetztzeit aneinanderzugeraten. Hier hätte Otto richtig glänzen können.

Das ganze Drehbuch, für das Otto, sein Gagschreiber Bernd Eilert und der Komödienspezialist Claudius Pläging verantwortlich zeichnen, wirkt sehr uninspiriert und leider auch erschreckend unkomisch. Wenn sich der ganze Humor des Films darauf erstreckt, dass sich Catweazle für Lichtschalter begeistert, dann ist das ziemlich – wenig.

Hinzu kommt leider, dass das Schauspiel der Beteiligten nicht gut ist. Ausgerechnet die junge Schauspielhoffnung Julius Weckauf („Der Junge muss an die frische Luft“) wirkt hier erschreckend hölzern und erweckt den Eindruck, als würde er ständig seinen Einsatz verpassen. Warum Henning Baum einfach nur unsensibel und streng zu seinem Sohn ist, versteht man auch nicht. Und Katja Riemann legt ihre Kunsthändlerin mit so viel übertriebenem Overacting an, dass man denken könne, sie spiele in einer Parodie mit. Natürlich ist „Catweazle“ ein Kinderfilm. Aber ein bisschen Tiefe und Qualität darf man auch einem Kinderpub­likum zutrauen.

So bleibt Otto selbst das strahlende Licht im Film. Er schafft es, den klamaukigen Otto wegzulassen und Catweazle als leicht irren, aber auch ob der vielen Neuerungen wie ein kleines Kind staunenden Flüchtling aus dem Mittelalter zum Leben zu erwecken. Diesem Catweazle hätte man einen deutlich besseren Film gewünscht. (CS / Bilder: Tobis)

Fazit: ☻☻☺☺☺ (FSK 0)
Spieldauer: 95 Minuten
Kinostart: ab sofort
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=rZHXih2J2g8

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 185 (8/2021).

Der Beitrag Kino-Filmkritik: Catweazle erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


Viewing all articles
Browse latest Browse all 5295