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Channel: Seite 85 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Erst laufen, dann schießen: SV Dallgow trug Deutsche Meisterschaft im Bogenlaufen aus!

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Der Bogensport gewinnt immer mehr Anhänger, die viel Spaß daran finden, die Pfeile über den Platz fliegen zu lassen. Eine Variante des Sports, die in Deutschland zunehmend im Kommen ist, nennt sich Bogenlaufen. Diese Sportart erinnert sehr an den Biathlon – und kombiniert eine Laufstrecke mit einer Bogenschießaufgabe. Der SV Dallgow 47 e.V. durfte in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal die Deutsche Meisterschaft im Bogenlaufen ausrichten.

Normalerweise geht es im Sportpark von Dallgow-Döberitz direkt an der B5 vor allem um den Fußball. Der Ball musste am Wochenende vom 14. und 15. August sicherheitshalber vom Rasen entfernt werden. An diesen Tagen übernahm nämlich die Bogensport-Abteilung vom lokalen Verein SV-Dallgow 47 e.V. den Sportplatz und lud bereits zum zweiten Mal zur Deutschen Meisterschaft im Bogenlaufen ein.

Timo Kledtke, Abteilungsleiter der Bogensporttruppe: „Wir hatten an beiden Tagen jeweils 80 Schützen aus zehn Bundesländern bei uns zu Gast. Da die Deutsche Meisterschaft im Bogenlaufen eine offene Meisterschaft war, durften wir auch zehn Schützen aus Tschechien bei uns begrüßen. Dieser Sport ist in Tschechien und in Russland bereits sehr beliebt. Bei uns ist er vor allem in den östlichen Bundesländern immer mehr im Kommen. Aber die Nachfrage nimmt auch im Westen stetig zu.“

Die ungewöhnliche Sportart sorgte auch in der lokalen Politik für Neugierde. Und so schauten Sven Richter (Bürgermeister der Gemeinde Dallgow-Döberitz), Barbara Richstein (Vizepräsidentin des Landtages Brandenburg), Elke Nermerich (stellvertretende Landrätin des Landkreises Havelland) und Uwe Feiler (parlamentarischer Staatssekretär und Bundestagsabgeordneter) zur Eröffnung vorbei. Sie gaben den Startschuss für die Landesmeisterschaft, ließen sich aber auch auf dem Übungsgelände vor Ort dazu überreden, selbst einmal ein paar Pfeile auf die Sehne zu legen.

Timo Kledtke erklärte dabei auch gleich die Besonderheiten beim Bogenlaufen: „Bogenlaufen erinnert an die Sportart Biathlon. Bei uns müssen die erwachsenen Teilnehmer vier Runden à 700 Meter laufen und zwischendurch in drei Runden je vier Pfeile auf eine 20 Meter entfernte Zielscheibe schießen. Verfehlen sie das Ziel, muss für jeden Pfeil, der die Auflage nicht getroffen hat, eine 100 Meter lange Strafrunde gelaufen werden. Tatsächlich kommt es beim Bogenlaufen nicht auf möglichst hohe Ringe auf der anvisierten Zielscheibe an. Hauptsache ist, dass die Auflage überhaupt getroffen wird. Die meisten Teilnehmer bei der Deutschen Meisterschaft sind sehr laufstark und entscheiden das Turnier auf der Strecke.“

Karl Jungblut, Präsident des Deutschen Bogensport-Verbandes 1959 e.V., ergänzte: „Wir vom DBSV möchten das Bogenlaufen bundesweit fördern. Wir sind der Meinung, dass dies eine Sportart ist, die auch in den Leichtathletikvereinen sehr gut ankommen könnte.“

Die freiwilligen Helfer von der Bogensportabteilung des SV Dallgow e.V. hatten wie bereits schon bei der Premiere im Jahr 2018 den Dallgower Sportplatz so umgebaut, dass die Laufstrecke, das Bogenschießareal und das Strafrundenplateau eine neue Einheit bildeten. Die anwesenden Zuschauer, Trainer und mitreisenden Schützen konnten den Sportlern hautnah dabei zusehen, wie sie die Strecke bewältigten, um sich dann mit bis zu 200 Puls und zitternden Händen an der markierten Schußlinie aufzustellen.

Timo Kledtke: „Ein guter Sportbogen kann leicht mehrere tausend Euro kosten. Beim Bogenlaufen wählen die Sportler oft mit Absicht einen deutlich preiswerteren Bogen, der auch einmal runterfallen darf. Stabilisatoren sind hier untersagt, ein Visier benutzt kaum jemand. Der Bogen muss nämlich beim Laufen mit auf die Strecke genommen werden. Manche schnallen ihn sich beim Laufen auf den Rücken, die meisten tragen ihn in der Hand. Die Pfeile hingegen dürfen an der Schießlinie verbleiben.“

Im Schießbereich gab es für jeden Schützen einen eigenen Schiedsrichter. Der wachte mit Argusaugen – und einem Fernglas in der Hand – über jeden Treffer und ordnete nach den vier Schüssen an, wie viele Strafrunden zu laufen waren.

Für die Schützen war der Event sehr aufregend: Eine deutsche Meisterschaft ist immer etwas Besonderes. Aber es blieb – vor allem bei einem abendlichen Grillevent auf dem direkt benachbarten Bogensportgelände – auch ausreichend Zeit, um bestehende Sportfreundschaften zu vertiefen und neue zu bilden. Die Schützen kamen u.a. vom Kuhfelder SV, vom SG Edelweiss Hallbergmoos, vom SV Straßdorf 1897 oder von den Lichterberger Bogenbären.

Am schnellsten in der Sparte „Herren Standard“ war in diesem Jahr Marco Kreische von den Werderaner Bogenschützen. Er schloss den Parcours mit einer Zeit von 11:21.2 Minuten ab – und das trotz zwei Strafrunden. Bei den Frauen legte Sandra Szuic, ebenfalls von den Werderaner Bogenschützen, die beste Zeit in der Sparte „Damen Standard“ hin. Sie brauchte 14:17.4 Minuten – bei zwei Strafrunden.

Das beste Ass im Ärmel der Dallgower selbst war Jenny Kröcher, die zur Nationalmannschaft im Bogenlaufen gehört. Sie holte in der Sparte „Damen Einzel Traditioneller Bogen“ Platz 1 – mit einer Zeit von 12:56.7 Minuten und einer Strafrunde.

Timo Kledtke: „Am Samstag liefen die Sportler einzeln für sich, am Sonntag gingen die Staffeln an den Start – mit jeweils drei Schützen“. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 186 (9/2021).

Der Beitrag Erst laufen, dann schießen: SV Dallgow trug Deutsche Meisterschaft im Bogenlaufen aus! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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