In ganz Deutschland finden sich goldene Stolpersteine, die ganz überraschend mitten in das Pflaster der Gehwege eingelassen sind. Sie sensibilisieren die Passanten für die schrecklichen Ereignisse des Nationalsozialismus – und erinnern an Menschen, die in den Jahren 1933 bis 1945 unterdrückt, verschleppt und ermordet wurden. Am 14. August wurden zwei neue Steine in Dallgow-Döberitz verlegt.
Kurios ist, dass es 13 Jahre gedauert hat, um diese Steine ins Pflaster zu bringen.
Gunter Demnig aus Nauen hat einmal gesagt: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“
Die Idee des Künstlers ist es, mit einer Messingscheibe versehene Pflastersteine in die Gehwege der Städte und Dörfer einzusetzen.
Sie sollen mit ihrer Inschrift an Menschen erinnern, die im Haus direkt neben den Steinen ihre letzte freiwillige Wohnstätte hatten, bevor sie zwischen 1933 und 1945 vertrieben, verschleppt und ermordet wurden. Diese Steine werden ganz treffend Stolpersteine genannt. Wer sie im Alltag wahrnimmt, hält inne und beschäftigt sich für einen Moment mit der gewaltsamen Historie, die an genau diesem Ort eine unheilvolle Wendung nahm.
Gunter Demnig hat viele Stolpersteine selbst mit eigenen Händen im Havelland verlegt. Längst hat er aber viele ehrenamtliche Helfer.
Die „Vorbereitungsgruppe Stolpersteine in Falkensee und dem Osthavelland“ (www.stolpersteine-falkensee.de) ist als Teil der Lokalen Agenda 21 bereits seit Jahren damit beschäftigt, in Eigenregie regionale Schicksale zu recherchieren und neue Steinlegungen vorzubereiten. Thomas Lenkitsch gehört zu dieser Gruppe: „In den letzten 15 Jahren haben wir im Osthavelland das Verlegen von 40 Steinen vorbereitet. Wir können das Unrecht nicht rückgängig machen, aber den Menschen Ehre erweisen an dem Ort, an dem sie zuletzt freiwillig gewohnt haben.“
Am 14. August wurden um elf Uhr zwei neue Steine in der Nauener Straße 24 eingesetzt. Sie erinnern an die Juden Herta und Richard Katz, die vor 78 Jahren an diesem Ort gelebt haben, bevor sie 1943 deportiert und ermordet wurden – sie in Auschwitz, er im KZ Theresienstadt. Über 75 Menschen nahmen an der Zeremonie teil.
Kurios ist, dass es über 13 Jahre lang gedauert hat, die neuen Stolpersteine in Dallgow-Döberitz zu verlegen. Denn erst im Dezember 2019 wurde ein Beschluss aufgehoben, nachdem die Anlieger dem Verlegen der Stolpersteine aktiv zustimmen müssen. Zuvor hatten die Anwohner immer wieder ihr Vetorecht genutzt und die Gedenkaktion abgelehnt. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 186 (9/2021).
Der Beitrag Neue Stolpersteine in Dallgow-Döberitz: 13 Jahre Anlauf bis zum Gedenken an Herta & Richard Katz! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).