Der „BahnTechnologie Campus Elstal“ (BTC) arbeitet daran, direkt am Bahnhof Elstal viele Firmen, Forschungsinstitute und Bildungsträger anzusiedeln und miteinander zu vernetzen, die sich alle mit dem Thema Eisenbahn beschäftigen. Das Projekt nimmt zunehmend an Fahrt auf. Auf dem zweiten „Tag der Eisenbahn“ konnten sich die lokalen Player der Bevölkerung vorstellen und zugleich auf Mitarbeitersuche gehen: Der Fachkräftemangel ist weiterhin sehr groß.
Die Bahn – sie nimmt wieder an Tempo auf. Nachdem nach der Wende zahlreiche Bahnverbindungen und regionale Bahnhöfe abgekoppelt und stillgelegt wurden, gilt die Bahn in den Zeiten der drohenden Klimakatastrophe und des Verkehrswandels als das Mittel der Wahl, um die Menschen davon abzuhalten, ins Auto zu steigen.
Bis zum Jahr 2030 möchte die Regierung doppelt so viele Fahrgäste in den Zügen sehen – das wären dann 260 Millionen pro Jahr. Auch der Güterverkehr auf der Schiene soll deutlich ausgebaut werden. Die Rede ist hier von einer Milliardeninvestition. Allein im laufenden Jahr hat Deutschland 12,7 Milliarden Euro für das „Neue Netz für Deutschland“ ausgegeben.
Angesichts dieser plötzlichen Aufmerksamkeit, die das Schienennetz wieder erfährt, mutet es fast kurios an, dass der traditionsreiche Bahnstandort Elstal noch Anfang der 2000er Jahre komplett stillgelegt werden sollte. Die Havelländische Eisenbahn hat zum Glück schon frühzeitig eine andere Vision vom Gelände gehabt und es zusammen mit dem Landkreis Havelland übernommen. Heute betreibt das „Rail & Logistik Center Wustermark“ (RLCW) den Rangierbahnhof mit seinen rund 32 Kilometer Gleisen.
Vor Ort entsteht seit Jahren der „BahnTechnologie Campus Elstal“ – mit dem Ziel, Firmen, Forschungsinstitute und Bildungsträger aus dem thematischen Umfeld dazu zu bringen, sich hier anzusiedeln. Der „unternehmensneutrale und bildungsträgerübergreifende Branchentreffpunkt“ könnte gar nicht besser platziert sein, nämlich direkt vor den Toren Berlins und unmittelbar an der Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin-Hannover.
Viele Firmen wie z.B. die RWS Railway Service GmbH, die Witt Solutions GmbH und die weltweit tätige Prettl Group sind dem Ruf bereits gefolgt.
Um sich den Menschen vor Ort, anderen Firmen aus der Branche, aber auch potenziellen Arbeitskräften zu präsentieren, hat der „BahnTechnologie Campus Elstal“ bereits im letzten Jahr zum „Tag der Eisenbahn“ eingeladen. Der „Bahn-Tag“ wurde in diesem Jahr noch einmal wiederholt: Am 17. September präsentierten sich vor Ort über 20 Unternehmen von 12 bis 17 Uhr. Sie alle hatten Stände und Zelte auf dem Bauabschnitt West, direkt zwischen Ringlokschuppen, Wasserturm und der neuen Servicehalle der RWS Railway Service GmbH, aufgebaut.
Infrastrukturminister Guido Beermann war mit dabei: „Damit wir die Klimaziele erreichen, kommt der Entwicklung neuer Bahntechnologien eine ganz große Bedeutung zu. Der BahnTechnologie Campus hat den ehemaligen Rangierbahnhof zu einem Bahn-Kompetenzzentrum ausgebaut. Das ist zukunftsweisend.“
Zumal es die räumliche Lage sogar erlauben würde, den Campus an das Güterverkehrszentrum in Wustermark sowie das Logistikzentrum in Brieselang anzubinden. Der Minister versicherte, dass der Campus auch weiterhin auf eine finanzielle Unterstützung des Landes bauen könne.
Landrat Roger Lewandowski, dessen Landkreis zu den Gesellschaftern des bereits 2015 gegründeten Campus gehört: „Das Gelände wurde in den letzten Jahren fast komplett neu gestaltet, es hat sich viel getan. Wir möchten zukunftsorientiert sein, da kommt man an der Bahn nicht mehr länger vorbei.“
Den Fachkräftemangel sieht der Landrat aber auch im BTC: „Die schönsten Gebäude bringen nichts, wenn wir sie nicht mit Leben füllen können.“ Tatsächlich wird die Hälfte aller Bahnmitarbeiter in den kommenden zehn Jahren aus ihren Berufen ausscheiden. Da sei es dringend angeraten, sich schon jetzt nach dem passenden Nachwuchs umzusehen.
Ganz in diesem Sinne präsentierten sich am „Tag der Eisenbahn“ Unternehmen wie die ODEG, die DESAG oder Müller Systemtechnik. Gesucht wurden Elektriker, Mechatroniker, Konstruktionsmechaniker und Eisenbahner im Betriebsdienst, aber auch Kaufmänner und Kauffrauen für den Verkehrsservice oder das Büromanagement. Interessierte konnten sich mit den Verantwortlichen gleich an Ort und Stelle über offene Stellen, eine Ausbildung oder ein Duales Studium austauschen.
Drumherum gab es ein buntes Programm für alle Eisenbahn-affinen Besucher. So wurde die Eurodual vorgestellt, die erste sechsachsige Hybrid-Lokomotive für den schweren Güterverkehr. Die RWS zeigte ihre neu gebaute Service- und Wartungshalle. Das Hasso-Plattner-Institut aus Potsdam stellte mit „EULYNX-live“ neue Standards für die Schnittstellen bei der digitalen Leit- und Sicherungstechnik vor. Und die TU Berlin steuerte einen Vortrag über die digitale automatische Kupplung DAK und ihre Bedeutung für die Zukunft des Schienengüterverkehrs bei.
Der Landtagsabgeordnete Johannes Funke war ebenfalls vor Ort, um sich ein Bild zu machen: „Ich verfolge die Entwicklung hier am BTC schon längere Zeit. Dem Güterverkehr kommt in der europäischen Vernetzung eine große Bedeutung zu. Elstal kann in diesem Umfeld auf jeden Fall mitspielen. Es hat schon einen besonderen Reiz, wie sich hier das Know-how rund um den Bahnsektor konzentriert.“ (Text: CS / Fotos: Patrick Hückstädt)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 187 (10/2021).
Der Beitrag Rund um die Bahn: Zum zweiten Mal fand der „Tag der Eisenbahn“ in Elstal statt! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).