Wir befinden uns in Frankreich, wir schreiben das Jahr 1386. Der Hundertjährige Krieg hat das Land gezeichnet und in die Armut getrieben. In dieser Zeit lernen wir Jean de Carrouges (Matt Damon) kennen. Der Adlige ist ein Ritter aus der Normandie, der keinem Kampf aus dem Weg geht und sich immer wieder in die Scharmützel seines Königs wirft, um genug Geld zu verdienen, damit er seine Sippe durchfüttern kann.
Er ist nicht dumm, hat aber kein Gespür für die Intrigen und Netzwerke des Hofs. Ganz anders liegt da der Fall bei seinem Freund Jacques Le Gris (Adam Driver). Der Knappe hat Charme, ist schlau und kommt am Hof von Graf Pierre d’Alençon (Ben Affleck) bestens an.
Ein Grundstücksstreit entzweit die beiden so unterschiedlich tickenden Freunde am Ende endgültig. Als Carrouges schöne Frau Marguerite (Jodie Comer) gesteht, in Abwesenheit ihres Mannes von Le Gris vergewaltigt worden zu sein, eskaliert die Lage. Le Gris leugnet – und der Graf hält seine schützende Hand über ihn. Da sieht Carrouge nur noch eine Möglichkeit, um seiner Frau beizustehen: Er fordert beim König ein Gottesurteil ein. Ein Kampf auf Leben und Tod soll entscheiden, wer Recht hat.
„The Last Duel“ ist auf sehr vielen Ebenen ein höchst bemerkenswerter Film. So beruht er auf Tatsachen: Das Duell hat es wirklich gegeben und es war das allerletzte, das so in Frankreich stattgefunden hat. Außerdem ist es so, dass das Drehbuch von Matt Damon und Ben Affleck geschrieben wurde. Das haben sie bei „Good Will Hunting“ schon einmal getan – und dafür den Oscar bekommen. Bei der „Me too“ Thematik von „The Last Duel“ haben sie aber noch die Autorin Nicole Holofcener mit ins Boot geholt.
Krass ist, dass der Film seine Handlung drei Mal erzählt, bevor es am Ende zum eigentlichen Duell kommt. Erst erzählt Jean de Carrouges seine Wahrnehmung der Dinge, dann Jacques Le Gris und am Ende die geschändete Marguerite. Es ist ganz großes Kino, wie unterschiedlich alle drei Erzählungen sind und wie sehr mitunter kleine Nuancen einen völlig neuen Blickwinkel aufzeigen. Das ist ganz großes Erzählkino.



Es ist auch erschütternd, wie klar der Film aufzeigt, wie schlecht die Position der Frauen in der damaligen Zeit war. Dass Marguerite vergewaltigt wurde, gilt vor Gericht nur als Verletzung des Eigentums ihres Mannes. Und so kämpft der tumbe Jean de Carrouges am Ende um seine Ehre – und nicht um ihre.
Regisseur Ridley Scott hat Erfahrungen mit großen Kriegs- und Schlachtenfilmen. Er hat aber schon immer auch gern starke Frauen in das Zentrum seiner Filme gesetzt, man denke nur an Ripley aus „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“. So gesehen ist er genau der Richtige für diesen Film.
Ridley Scott lässt es krachen auf der Leinwand. Seine Ausblicke in die Kriegsschlachten sind blutig und brutal. Er zeichnet die Vergangenheit oft genug als armselig, dreckig und freudlos; der Tod lauert hinter jeder Ecke. Die gesamte aufgestaute Aggression darf sich dann am Ende im großen finalen Duell entladen, das äußerst sehenswert ist.
Bemerkenswert ist aber auch das Schauspiel der drei großen Akteure in diesem Drama. Herausragend an dieser Stelle ist Matt Damon als Carrouge. Er ist hier einmal nicht der smarte Schönling, sondern ein hässlicher und grob geschnitzter Klotz, der immer nur sich selbst an erster Stelle sieht. (CS / Bilder: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany)
Fazit: 5 von 5 Sternen (FSK 16)
Spieldauer: 144 Minuten
Kinostart: ab sofort
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=MQ2P7I5XVbk
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 188 (11/2021).
Der Beitrag Kino-Filmkritik: The Last Duel erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).