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Channel: Seite 85 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Kino-Filmkritik: Cry Macho

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Es gibt so unfassbar viele Filme, in denen ein Actionstar von den USA aus nach Mexiko geschickt wird, um dort jemanden zu befreien und in die USA zu entführen. Sylvester Stallone hat dieses Genre gerade erst in „Rambo: Last Blood“ neu gefüttert. Und natürlich ist es immer so, dass mexikanische Gangster die Verfolgung aufnehmen und es am Ende zu einem blutigen Gemetzel kommt.

„Cry Macho“, die 40. Regiearbeit des 91 Jahre alten Clint Eastwood, beginnt leider ganz genau so wie gefühlt tausend andere Actionfilme auch. Eastwood spielt Mike Milo, einen ehemaligen Cowboy und Rodeoreiter, dessen beste Zeiten lange vorbei sind und der sein Unglück nach dem Tod seiner Frau und seines Sohnes mit zu viel Tabletten und Alkohol bekämpft hat. Und dann fordert sein alter Boss (Dwight Yoakam) einen Gefallen von Milo ein: Er soll nach Mexiko reisen und seinen Sohn Rafa (Eduardo Minett) finden, ihn der mexikanischen Mutter entreißen und nach Texas bringen.

Zunächst einmal: Eastwood hat „Cry Macho“ nicht selbst geschrieben. Das war der Schriftsteller und Drehbuchautor N. Richard Nash. Er hatte „Macho“ als Drehbuch verfasst, konnte es aber nicht verkaufen, und machte deswegen einen gedruckten Roman daraus. Eastwood entwickelte irgendwann Interesse an dem Stoff und rief den Autor an: „Hast du das originale Drehbuch noch?“

Eastwood ist keine 30 mehr, auch keine 40 oder 50. Eigentlich müsste es da dem Zuschauer klar sein, dass „Cry Macho“ trotz seines Titels kein Actionfilm ist. Es ist eher ein besinnlicher Road Movie, der sich an keine Regeln mehr hält.

Eastwood ist auch als tatteriger Greis, der vor der Kamera sehr verletzlich wirkt, weiterhin eins – extrem stur. So findet Milo den Sohn seines Freundes, um ihn der äußerst garstigen Mutter zu entreißen, deren ständig wechselnde Liebhaber den ungeliebten Sohn nur verprügeln. Rafa ist mehr als bereit dazu, mit dem fremden Cowboy zu verschwinden, solange er nur seinen Hahn Macho mitnehmen kann. Der Teenager ist voller Wut, traut niemanden, lebt für das Machotum und braucht im Grunde genommen nur eine Vaterfigur.

Als die beiden auf der Flucht in einem kleinen mexikanischen Dorf stranden und hier die Freundlichkeit einer Restaurantbetreiberin erfahren, ändert sich für Milo und Rafa alles.

„Cry Macho“ ist ein sehr langsam und bedächtig erzählter Roadtrip, der immer wieder an unbekannten Kreuzungen abbiegt und niemals das Erwartete tut. Es ist schön, genau das einmal wieder im Kino zu erleben. Da der Film aber nicht laut ist, wichtige Dinge oft nur andeutet und in seiner Tiefe sehr erwachsen ist, wird er sicherlich kein großer Blockbuster im Kino werden. Clint Eastwood ist aber sehr zu wünschen, dass „Cry Macho“ ein kleiner Achtungserfolg wird und zumindest sein Geld einspielt.

Eastwood ist natürlich vor der Kamera ein alter Haudegen, der genau weiß, wie es gemacht wird. Positiv fällt neben ihm aber auch Eduardo Minett als Rafa auf. Man nimmt den Jungen sein Machotum ab, aber auch seine innere Verletzlichkeit und sein Wunsch danach, endlich jemanden zu finden, dem er vertrauen kann. Dass dies am Ende nicht sein echter Vater sein kann, ist dem Zuschauer aber leider schon zu Beginn des Filmes klar.

Wie der Film endet, überrascht den Zuschauer sehr. Man grübelt noch lange darüber nach, ob die getroffenen Entscheidungen die richtigen sind und wie sich die Dinge im Nachgang weiter entwickeln. (CS / Bilder: Warner Brothers)

Fazit: 4 von 5 Sternen (FSK 12)
Spieldauer: 104 Minuten
Kinostart: ab sofort
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=2022dNTtzfg

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 188 (11/2021).

Der Beitrag Kino-Filmkritik: Cry Macho erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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