Quantcast
Channel: Seite 85 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
Viewing all articles
Browse latest Browse all 5299

7 auf einen Streich: Welches Betreibermodell für das Falkenseer Hallenbad soll es denn sein?

$
0
0

Der Hallenbad-Bau am Falkenseer Bahnhof Seegefeld schreitet sehr schnell voran. Längst schraubt sich der Bau bereits deutlich sichtbar in die Höhe. Als Passant gewinnt man so schon einen guten Eindruck von den zukünftigen Ausmaßen des Bauprojektes. Während die Kosten auch dank der Energiekrise, verschiedenen Lieferengpässen, der allgemeinen Materialverteuerung und dem Ukraine-Krieg immer weiter nach oben klettern, denken die Stadtverordneten nun langsam über ein mögliches Betreibermodell nach.

So ein Hallenbad ist nicht eben preiswert, das muss man sich auch leisten können. In Falkensee hat es am Ende nach endlosen Diskussionen über das Für und Wider erst einen Bürgerentscheid gebraucht, um das umstrittene Projekt überhaupt auf den Weg zu bringen.

Seit dem Startschuss schreiten die Bauarbeiten nun aber überraschend schnell voran. Von Woche zu Woche kann man dabei zusehen, wie das Hallenbad Form annimmt. Erst wurde das Becken aus Beton geformt, jetzt klettern langsam die Wände in den Himmel.

Das kostet natürlich eine ganze Stange Geld. Die Kritiker des Hallenbads sehen ihre schlimmsten Befürchtungen wahr werden, da die aktuellen Zahlen, die in der Stadtverordnetenversammlung bekannt gegeben werden, nur eine Richtung kennen – steil nach oben. Im April wurden die Baukosten so bereits mit 27,6 Millionen Euro angegeben. Im Herbst 2019 war man noch von 4,8 Millionen Euro weniger ausgegangen.

Es wird damit gerechnet, dass die 30-Millionen-Grenze auch noch gerissen wird. Die „normale Teuerung“ habe man, so sagte der Bürgermeister vor der Stadtverordnetenversammlung, bereits mit in das Bauprojekt einkalkuliert. Die Kostensteigerung durch Corona-Pandemie, Energiekrise, Warenverknappung, Inflation und Ukraine-Krieg habe aber beim besten Willen niemand vorhersehen können.

Jetzt, da der Bau voranschreitet, ist es an der Zeit, sich über die zukünftige Bewirtschaftung des Hallenbads Gedanken zu machen. Denn sollte der Bau pünktlich im Herbst 2023 vollendet sein, muss jemand bereitstehen, der die Tür aufschließt und die ersten Gäste begrüßt.

Stadtkämmerer Ralf Haase: „Bisher wurde für das im Bau befindliche Hallenbad nicht festgelegt, durch wen und wie dies betrieben werden soll. Auch wenn das Hallenbad erst Ende nächsten Jahres fertiggestellt wird, soll der zukünftige Betreiber möglichst bald in den Bauprozess eingebunden werden. So könnte der Betreiber in Entscheidungen einbezogen werden, die Auswirkungen auf den Betriebsablauf haben. Hierzu wurden seitens der Stadtverwaltung sieben verschiedene Betreibermodelle identifiziert und mittels einer Vor- bzw. Nachteilsanalyse verglichen.“

Diese sieben Betreibermodelle sind für das Falkenseer Hallenbad denkbar:
– Regiebetrieb: Struktureinheit innerhalb der Verwaltung
– Eigenbetrieb: Öffentlich-rechtliche Unternehmensform auf kommunaler Ebene
– Anstalt des öffentlichen Rechts: Rechtlich und organisatorisch selbstständige Wirtschaftseinheit
– Eigengesellschaft als GmbH: kommunales Unternehmen
– Fremdgesellschaft: Betrieb durch Fremdunternehmen
– Trägerschaftliche Beteiligung an einer kommunalen Anstalt
– Beteiligung an einer Gesellschaft des Privatrechts mit Teilanteilen der Stadt

Natürlich wäre es am einfachsten, das Hallenbad in die Hände einer Fremdgesellschaft zu geben. Diese würde es nach den Gesetzen der Marktwirtschaft betreiben und selbst dafür geradestehen müssen, dass alles funktioniert. Hier hätte die Stadt Falkensee aber kaum noch eine Möglichkeit der Einflussnahme. Vor allem die Eintrittspreise könnte eine solche Fremdfirma in Eigenregie festlegen.

Das sähe Ulf Hoffmeyer-Zlotnik als Vertreter des Seniorenbeirats sehr kritisch: „Das Hallenbad wurde von den Bürgerinnen und Bürgern finanziert und erstritten. Deshalb sollte es auch für die Bürger da sein. Es geht nicht darum, dass da jemand Gewinne erzielt. Es geht eben auch um den Schulschwimmsport und um Reha-Möglichkeiten für Senioren.“

Die Stadt befürwortet eh ein anderes Modell. Ralf Haase: „Einbezogen wurden beim Vergleich strategische Ziele der Stadt für das Hallenbad, die unter anderem auf dem Bürgerentscheid beruhen. So soll beispielsweise das Eigentum der Immobilie bei der Stadt verbleiben und die Betreibung des Hallenbades und des Waldbades durch nur einen Betreiber erfolgen.“

Bürgermeister Müller favorisiert die Variante einer Eigengesellschaft als GmbH. Diese GmbH wäre eine vollständige Tochter der Stadt, hätte aber einen von der Verwaltung getrennten Geschäftsbetrieb. Gleichzeitig hätte die Stadt aber weiterhin einen sehr hohen Einfluss auf den Betrieb des Hallenbades. Nichtsdestotrotz müsste aber „externe Kompetenz eingekauft“ werden, weil in der Stadt die Erfahrung für den Betrieb eines Hallenbades fehlt.

Es wurde noch einmal klar angesprochen, dass das Hallenbad ein Zuschussgeschäft bleiben wird. Es müssen also jährlich weitere Gelder in das Hallenbad gepumpt werden – sicherlich auch, um bezahlbare Eintrittskarten zu subventionieren.

Die Betreibermodelle werden nun von den Stadtverordneten in den Fraktionen vorgestellt und erläutert. In der Diskussion der Stadtverordneten kam aber deutlich heraus, dass auch sie sich keine Fremdgesellschaft als Betreiber vorstellen können. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 194 (5/2022).

Der Beitrag 7 auf einen Streich: Welches Betreibermodell für das Falkenseer Hallenbad soll es denn sein? erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


Viewing all articles
Browse latest Browse all 5299