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Channel: Seite 85 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Frühlingserwachen im Havelland: Die Kröten wandern und die Schmetterlinge fliegen!

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Es ist Frühling. Die Sonne zeigt sich endlich wieder, die Temperaturen steigen und an den Büschen und Bäumen wachsen die ersten zarten Blätter. Wer jetzt einen Spaziergang durch die Wälder des Havellands wagt, kann mit etwas Glück bereits die ersten Tiere entdecken, die sich auf einen neuen Lebenszirkel vorbereiten.

Im Wald, da lebt die Erdkröte (Bufo bufo). Sie lässt sich ganz leicht bestimmen, weist sie doch eine trockene, braune Haut mit vielen Warzen auf. Sie wird bis zu elf Zentimeter lang. Im Gegensatz zu den grünen Teichfröschen ist die Erdkröte nur zur Fortpflanzung auf ein stilles Gewässer angewiesen.

Die Erdkröte verbringt den ganzen Tag gut geschützt und feucht gehalten unter einem umgefallenen Baumstamm oder schön eingebuddelt unter einer dicken Moosschicht. Erst in der Dämmerung kommt sie hervor, um Jagd auf alles zu machen, was sie überwältigen und fressen kann. Beim Krötenfutter handelt es sich vor allem um Insekten, Spinnen und Würmer.

Nur zur Paarungszeit im Frühling kehrt die Erdkröte zu dem Gewässer zurück, in dem sie selbst einst das Licht der Welt erblickt hat. Die Wanderungen finden meist in den Nachtstunden statt. Es kann aber passieren, dass die Kröten auch tagsüber kurz vor ihren Laichgewässern über die Wanderwege staksen. Oft reitet dabei das deutlich kleinere Männchen bereits auf dem größeren Weibchen auf. Es klammert sich mit den Vorderarmen unter den Achseln der Weibchen fest. Nebenbuhler werden mit lautstarkem Gequake und ausgestreckten Hinterbeinen auf Abstand gehalten.

Die Weibchen legen im Gewässer lange Laichschnüre ab, die um Pflanzenstängel gewickelt werden. So unterscheiden sich die Gelege der Kröten deutlich von den „Gallertklumpen“ der Frösche. Das Männchen befruchtet die Eier noch während der Ablage. Ein Weibchen kann bis zu 6.000 Eier legen, die anschließend von der Sonne ausgebrütet werden. Die Larven leben als Kaulquappen im Wasser, bis sie später im Sommer eine Metamorphose durchmachen und als Miniaturkröten den Teich oder Tümpel wieder verlassen.

Überraschend ist, dass es bereits im Frühjahr so viele Schmetterlinge im Wald zu entdecken gibt. Da ist als einer der allerersten Schmetterlinge etwa der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) auszumachen. Die Männchen weisen intensiv zitronengelbe Flügel auf, bei den Weibchen sind sie eher blässlich grün-weiß gefärbt. Der Zitronenfalter ist tatsächlich der Schmetterling in Europa, der am ältesten wird – er lebt ein ganzes Jahr lang.

Die Eier werden vereinzelt im April auf den Wirtspflanzen abgelegt – das sind fast immer strauchige Kreuzdorngewächse. Die grünen Raupen fressen sich satt und Ende Juni schlüpfen die ersten Falter aus den Puppen. Sie sonnen sich mit geschlossenen Flügeln und gelten als „seitlicher Absorptionssonner“. Kurios ist auch, dass sich die Zitronenfalter in den heißesten Sommerwochen zu einer „Übersommerung“ in Verstecke zurückziehen. Den Winter überdauern sie zwischen dem trockenen Laub der Bäume auf dem Boden. Dabei können die Falter u.a. mit Glycerin den Gefrierpunkt ihrer Körperflüssigkeiten absenken. So überstehen sie selbst harsche Temperaturen von bis zu minus 20 Grad Celsius.

Die Zitronenfalter, die im Frühling zu sehen sind, stammen also aus dem letzten Jahr. Sie sterben nach der Eiablage.

Auch das Tagpfauenauge (Aglais io) ist bereits im Frühling zu sehen. Auch bei diesem Schmetterling ist es so, dass weder Ei noch Raupe oder Puppe überwintern. Stattdessen sucht sich der Schmetterling selbst eine trockene, kühle Unterkunft. Gern kann es sich dabei um einen Schuppen handeln.
Im Frühling sitzt der Schmetterling gern mit weit geöffneten Flügeln mitten auf sonnigen Wanderwegen, um sich aufzuwärmen. Als Kaltblüter ist er ja von der Umgebungstemperatur abhängig, um seine biochemischen Prozesse wieder in Gang zu bekommen. Die Eier der neuen Generation werden übrigens ausnahmslos auf Brennnesseln abgelegt. Die Raupen sind erst grün, dann tiefschwarz und stachelig.

Zu den Schmetterlingen, die bereits früh im Jahr im Wald zu sehen sind, gehört außerdem der C-Falter (Polygonia c-album), den viele Spaziergänger leicht mit dem „Kleinen Fuchs“ verwechseln. Der C-Falter hat aber sehr zerklüftete Flügel und weist auf der Außenseite ein weiß gemaltes „C“ auf. Dieser Schmetterling kommt über das Jahr gleich in zwei Generationen vor. Die spätere Generation überwintert und kümmert sich nun im Frühling um die Paarung und die Eiablage. Die Raupen sind bei den Futterpflanzen wenig wählerisch. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 194 (5/2022).

Der Beitrag Frühlingserwachen im Havelland: Die Kröten wandern und die Schmetterlinge fliegen! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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