Action, Drama und Psychothriller Made in Germany. Regisseur Christian Alvart legt nach „Tschiller: Off Duty“ mit Til Schweiger einen neuen rasanten Film vor, der in einer Kooperation mit dem ZDF produziert wurde. Für den Berliner Bauunternehmer Karl Brendt (Wotan Wilke Möhring) läuft eigentlich alles ganz gut.
Der Job funzt, die Kinder sind alle wohlauf und mit der Ehefrau (Christiane Paul) feiert Karl gerade Hochzeitstag. Doch just an diesem Tag geht alles schief. Spontan fährt Karl seine beiden Kinder Josefine (Emily Kusche) und Marius (Carlo Thoma) zur Schule, als er einen Anruf auf dem Handy bekommt. Im Auto sollen Bomben installiert sein. Steigt jemand aus – Boom! Der Erpresser möchte, dass Karl aus dem Auto heraus sein gesamtes Privatvermögen auf ein Offshore-Konto überweist – und auch die Firmengelder anzapft. Zu dumm, dass seine eigene Frau denkt, er habe die Kinder entführt. Und schon hat Karl die halbe Polizei von Berlin an der Stoßstange kleben.
Für Karl heißt es eine Stunde und 49 Minuten lang: Steig. Nicht. Aus. Auch der Zuschauer kommt nicht dazu, sich von seinem Sitz zu erheben. Denn der Film drückt von Anfang an aufs Gaspedal und sorgt mit viel Action und Psychodruck für Spannung. Mehr Handlung und weniger Dialoge – das tut dem deutschen Kinofilm sehr gut. Es ist sehr gut gelöst, wie der Film permanent noch bedrückender und rasanter wird. Karls gesamtes Leben wird im Eiltempo demontiert. Dabei wird der Film für den Zuschauer fast klaustrophobisch, weil er komplett im Innenleben des Familienautos stattfindet.
So geht man nach fast zwei Stunden mit pumpendem Herzen und zittrigen Fingern aus dem Film. Sobald die Aufregung aber nachlässt, wird einem als aufmerksamer Zuschauer bewusst, dass die Geschichte einige große Logiklöcher aufweist. Die Sprengstoffexpertin Pia Zach (Hannah Herzsprung) funktioniert so als Figur überhaupt nicht. Allein, wie die Kompetenzen im Film zwischen Sprengstoffkommando und Polizeieingreiftruppe (mit gefühlt 400 Scharfschützen) hin und her geschoben werden, ist zum Fremdschämen. Für echte Berliner ist auch die Route, die Karl auf seiner Fahrt durch die Hauptstadt wählt, sehr konfus, weil sie keinen rechten Sinn ergibt. Immerhin sieht man so ein paar der schönsten Hotspots unserer Stadt auf der Kinoleinwand.
Wotan Wilke Möhring reißt als Schauspieler vieles wieder heraus. Wie er seinen in die Enge getriebenen Karl anlegt, das ist im wahrsten Sinne des Wortes großes Kino. (CS / Plakat: NFP marketing & distribution*)
Tipp: 4 von 5 Sternen
FSK: ab 12 Jahren
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=zgxKayHQbc4
Der Beitrag Kino-Filmkritik: Steig.Nicht.Aus erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.